Von Herbst 2010 an muss sich das Unternehmen von Klaus-Peter Kohl mit einem neuen TV-Partner durchschlagen. Das ZDF würde nur in stark abgespeckter Form weitermachen.

Hamburg. Der Hamburger Profiboxstall Universum muss sich im kommenden Jahr einen neuen TV-Partner suchen. Das ZDF, das seit 2002 die Kampfabende des Unternehmens von Klaus-Peter Kohl überträgt, wird den im August 2010 auslaufenden Kontrakt nicht verlängern. „Der Vertrag in der bestehenden Form wird nicht verlängert. Das hat die Geschäftsleitung entschieden“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. Allerdings prüfe er derzeit in Gesprächen mit Kohl, ob eine alternative Form der Zusammenarbeit möglich ist. Angedacht ist eine Reduzierung der zwölf jährlichen Kampfabende auf fünf bis sechs Highlights im Jahr, allerdings zu wesentlich reduzierten finanziellen Konditionen. Derzeit überweist der Mainzer Sender dem Vernehmen nach rund 20 Millionen Euro jährlich an Universum.

Die Nachricht des Ausstiegs hatte sich in den vergangenen Monaten angedeutet, nachdem ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender im Frühjahr angekündigt hatte, sich aus finanziellen Gründen aus dem Boxen verabschieden zu müssen. Dennoch hatten Kohl und Gruschwitz bis zuletzt auf eine Fortsetzung der für beide Seiten fruchtbaren Zusammenarbeit gehofft. Kohl zeigte sich am Sonnabend am Rande der Veranstaltung in der Color-Line-Arena zuversichtlich, auch nach 2010 einen großen TV-Partner an seiner Seite zu haben. „Wir planen ein völlig neues Konzept, für das wir schon eine Menge potenter Interessenten haben“, sagte er, „und wir werden dieses Konzept zu gegebener Zeit vorstellen.“ Ebenso wie Gruschwitz schloss Kohl nicht aus, auch nach 2010 weiter Kämpfe mit dem ZDF zu veranstalten. „Wir sind in Gesprächen, und ich bin sicher, dass Universum auch in Zukunft große Kampfabende auf die Beine stellen wird“, sagte Kohl.

Gruschwitz betonte, dass Universum ab sofort frei für Verhandllungen mit neuen Partner sei. „Es ist klar, dass Universum nun Gespräche mit anderen Interessenten führen darf und muss“, sagte er. Denkbar sei sogar, dass mehrere Sender in Zukunft Kämpfer des Hamburger Stalls unter Vertrag nehmen. „Wir werden nicht auf Exklusivität pochen“, sagte Gruschwitz.

Wer die Interessenten sein könnten, darüber darf nun gerätselt werden. Die ARD ist bis 2011 an den Berliner Sauerland-Stall gebunden. RTL, das auf Premium-Events setzt und die Kämpfe der Klitschko-Brüder zeigt, hätte höchstens an Universums Mittelgewichts-Weltmeister Felix Sturm Interesse. Pro Sieben hatte erst im Frühsommer die Zusammenarbeit mit Universum-Tochter Spotlight vorzeitig beendet. Sat.1 hat durch den verstärkten Einstieg in den Fußball ebenso kein Geld wie Pay-TV-Sender Sky (vormals Premiere) oder das DSF.

Klar ist vor diesem Hintergrund, dass der bereits eingeschlagene Sparkurs bei Universum noch verschärft werden wird. Für Sportler und Trainer bedeutet dies: weniger Börse und noch mehr ungeliebte Stallduelle zur Auslese. Die Weltwirtschaftskrise ist auch im Boxen nachhaltig angekommen.