Boxer Mahir Oral schätzt exklusiv für das Abendblatt ein, wie der Kampf Koren Gevor gegen WBA-Weltmeister Felix Sturm ausgehen könnte.

Hamburg. Wenn am Sonnabend (22.30 Uhr, ZDF live) die Ring-Arena am Nürburgring mit einer Doppel-Box-WM im Mittelgewicht eröffnet wird, wird im Publikum ein stiller Beobachter besonders deutlich hinschauen. Der Hamburger Mahir Oral, der am 27. Juni in Berlin gegen IBF-Weltmeister Arthur Abraham nach bravourösem Kampf durch technischen K.o. in Runde zehn unterlag, kennt die vier Protagonisten des Abends ganz genau. Mit WBA-Weltmeister Felix Sturm und dessen Herausforderer Koren Gevor hat der für den Arena-Stall kämpfende Deutschtürke in seiner Zeit bei Sturms und Gevors Promoter Universum mehrfach Sparring gemacht. Und gegen den Italiener Domenico Spada, der gegen Universum-Hoffnung Sebastian Zbik um die Interims-WM des WBC boxt, hat Oral selbst im Ring gestanden. Im März 2007 besiegte er den „Vulkan“, so Spadas Kampfname, durch 2:1-Punktentscheidung. Zbik kennt er aus vielen gemeinsamen Trainingseinheiten im Team von Fritz Sdunek. Für abendblatt.de analysiert der in Finkenwerder aufgewachsene Mittelgewichtler die beiden Hauptkämpfe.

Sturm – Gevor: Ich tippe mit einer Wahrscheinlichkeit von 70:30 auf einen Punktsieg für Felix. Wenn er seine Technik ausspielt und aus der Defensive kontrolliert boxt, dann hat Koren keine Chance. Er muss versuchen, anhaltenden Druck zu machen und Felix seinen Kampfstil aufzuzwingen. Nur dann könnte er ihn überraschen. Korens Problem ist, dass er nicht so hart schlägt, dass er Felix durch Knockout besiegen kann. Ich habe mit beiden Sparring gemacht und weiß, dass man Koren ausboxen kann, wenn man ihn auf Distanz hält. Felix ist technisch und konditionell top, deshalb ist er mein Favorit.

Zbik – Spada: Für mich ist das der Hauptkampf des Abends, er steht 50:50. Ich drücke Sebastian die Daumen, aber er muss wirklich athletisch mehr als eine Topleistung bringen, um Spada zu beherrschen. Ich würde ihm den Tipp geben, aus der Distanz zu boxen und Spada nicht an sich herankommen zu lassen. Allerdings muss man dafür Kondition für 20 Runden haben, denn der Italiener ist unglaublich aggressiv. Er macht dauerhaft Druck, kommt immer wieder hinterher und arbeitet auch mit dreckigen Tricks. In meinem Kampf gegen ihn habe ich mitgekeilt und versucht, seine Aktionen zu unterbinden, weil ich die Befürchtung hatte, dass ich sonst seiner Power nicht zwölf Runden standhalten könnte. Aber Sebastian hat die technischen und athletischen Fertigkeiten, ihn auszuboxen. Das muss sein Rezept sein. Dann kann es mit dem Sieg klappen.

Für Oral ist die Reise in die Eifel auch deshalb interessant, weil er hofft, gegen den Sieger aus Zbik gegen Spada antreten zu können. „Nach dem Kampf gegen Arthur gab es schon mehrere Anfragen, auch aus den USA, wo der Kampf live gezeigt wurde“, sagt er. „Aber ich würde natürlich gern in Deutschland eine neue WM-Chance bekommen.“ Die wahrscheinlichste Alternative ist derzeit, dass Oral gegen den Sieger des Kampfes zwischen Sebastian Sylvester (Greifswald) und Giovanni Lorenzo (Dom. Republik) antritt. Die beiden sollen im Herbst um den IBF-Titel kämpfen, den Abraham für seinen geplanten Aufstieg ins Supermittelgewicht niederlegen muss.