Ganz links außen auf dem Podium saß Jean-Marcel Nartz und sagte während der gesamten Pressekonferenz nach dem Kampfabend kein Wort.

Hamburg. Und hätte Christoph Hawerkamp, Pressesprecher des Hamburger Profiboxstalles Universum, nicht am Ende doch noch ein paar warme Worte verloren, dann hätte der Technische Leiter nach 33 Jahren Einsatz für den Sport, den er als „meine Droge“ bezeichnet, einen Abgang mit Symbolcharakter bekommen. Nartz, der vielen als Lautsprecher galt, weil er immer offen und ehrlich seine Meinung sagte, wäre beinahe wortlos von der Boxbühne abgetreten. Dank Hawerkamp konnte er immerhin noch zwei letzte Worte finden: „Vielen Dank!“

Am Freitagabend war der 63-Jährige im Beisein seiner dritten Ehefrau Alexia und Tochter Florine von einem Kreis enger Weggefährten offiziell bei einer dreistündigen Fahrt durch den Hamburger Hafen verabschiedet worden. Der gelernte Küchenmeister, der mit seiner Familie in Köln lebt, freute sich besonders, dass Schützlinge vergangener Tage wie Markus Beyer und Axel Schulz mit an Bord waren. Seinen langjährigen Partner Wilfried Sauerland hatte Nartz wiederholt dafür kritisiert, dass dieser im bei seinem Wechsel zum Rivalen Universum im Januar 2003 keinen angemessenen Abschied bereitet habe. Diesen bekam er nun auf der Elbe von Universum, dessen Geschäftsführer Stefan Braune Nartz symbolisch zwei „lebenslang“ gültige Ehrenkarten für die eigenen Veranstaltungen überreichte.

Nartz übergibt seine Aufgaben ab sofort an Kay Foitschik. Der 37 Jahre alte Hamburger, der mit seiner Ehefrau und zwei Kindern in Poppenbüttel lebt, ist seit November 2003 im Unternehmen tätig. Damals war der Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik von seinem Freund Dietmar Poszwa angeworben worden, um als Technischer Leiter für die neu gegründete Universum-Tochter Spotlight zu fungieren. Foitschik, der früher im Judo aktiv war, dem Boxen jedoch als Fan seit seiner Jugendzeit verbunden ist, freut sich auf den Zuwachs an Aufgaben und Verantwortung. „Ich habe mir in den ersten Monaten viel von Marcel abgeschaut, aber seit 2004 auch große Veranstaltungen in Alleinregie abgewickelt. Von daher wird der Übergang von Marcel zu mir fließend sein“, sagt er. Höhepunkte in seiner Karriere am Boxring sind Auslandsveranstaltungen wie in Prag, wo Spotlight zweimal vor 18.000 Zuschauern veranstaltete, und das zweite Duell zwischen Stefan Raab und Regina Halmich in der ausverkauften Köln-Arena.

Nartz kündigte bereits am Freitagabend an, dass er seine Ehrenkarten „sehr intensiv“ nutzen wolle. Der Mann, den sie bei Universum ehrfürchtig als „lebendes Box-Lexikon“ bezeichnen, wird auch in Zukunft an den Ringen der Welt unterwegs sein. Der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) möchte ihn als Vizepräsidenten gewinnen, auch in der Europäischen Box-Union (EBU) soll Nartz einen Posten übernehmen. Und auch den Lesern von abendblatt.de wird er erhalten bleiben. Ab sofort analysiert Nartz in einer exklusiven Kolumne vor großen Kampfabenden die anstehenden Kämpfe. Abendblatt.de freut sich sehr auf den neuen „Kollegen“.