Mittelgewichtler Felix Sturm konnte seinen Titel erfolgreich verteidigen. Wie es jetzt mit ihm und seinem Stallkollegen Koren Gevor weitergeht, entscheidet sich in nächster Zeit.

Nürburgring. Aufatmen beim Hamburger Profiboxstall Universum. Mit Mittelgewichtler Felix Sturm verteidigte das größte Zugpferd des Unternehmens von Klaus-Peter Kohl in der Nacht zu Sonntag vor 5500 Fans in der neuen Ring-Arena am Nürburgring seinen WBA-WM-Titel. Der 30 Jahre alte Leverkusener besiegte seinen Pflichtherausforderer und Stallkollegen Koren Gevor (30, Hamburg) durch ebenso einstimmigen wie verdienten Punktsieg (117:111, 115:113, 115:113) nach zwölf Runden. Im zweiten Hauptkampf gewann der Schweriner Mittelgewichtler Sebastian Zbik (27) durch knappen Punktsieg (dreimal 115:114) gegen den Italiener Domenico Spada (28) den Interims-WM-Titel des WBC und darf nun als Pflichtherausforderer auf einen Kampf gegen US-Superstar Kelly Pavlik hoffen.

Europameister Gevor, der seinen Titel für die WM-Chance niederlegen musste, fühlte sich vom Kampfgericht betrogen. „Ich habe gewonnen. Dass das Urteil für Sturm ausgefallen ist, ist schlecht fürs Boxen“, schimpfte der gebürtige Armenier, der schon im Vorfeld des Kampfes Vorwürfe erhoben hatte, Universum wolle ihn loswerden. Sturm, der direkt nach dem Kampf wegen eines Hämatoms in der rechten Ohrmuschel ins Krankenhaus eingeliefert wurde, sagte: „Ich kann die Enttäuschung nachvollziehen, aber um Weltmeister zu werden, muss man mehr tun, als nur mit dem Kopf zu stoßen.“ Sturms Trainer Michael Timm sagte: „Die klareren Treffer haben den Ausschlag zugunsten von Felix gegeben, der Punktsieg war verdient.“ Gevors Coach Fritz Sdunek gab zu, dass sein Schützling „mit ein, zwei Runden verloren hat“. Universum-Vize Dietmar Poszwa, der den an Grippe erkrankten Kohl vertrat, sagte: „Es war ein sehr enger Kampf mit einem verdienten Sieger. Korens Vorwürfe können wir nicht nachvollziehen, wir wollten ihn nicht loswerden und wollen es auch jetzt nicht.“ Wie es sowohl mit Sturm als auch mit Gevor weitergehen wird, wollte Poszwa zunächst intern mit beiden Kämpfern besprechen.

Zbik konnte sich nach einem verbissen und teilweise sehr unsauber geführten Duell mit dem sehr aggressiv angreifenden Spada über seinen Sieg nicht uneingeschränkt freuen. „Es war nicht mein Tag, ich habe nicht in den Kampf gefunden. Der Sieg geht dennoch in Ordnung“, sagte er. Trainer Sdunek war mit der Leistung seines Schützlings überhaupt nicht zufrieden. „Sebastian hat nicht das abgerufen, was er kann. Er hat zu wenig aus der Distanz geboxt.“ Spada, der sich um den Sieg betrogen fühlte, forderte ein sofortiges Rematch. Sein Manager Christian Cherchi sagte: „Dieser Kampf hatte heute keinen Sieger verdient, deshalb wäre ein Rematch die richtige Entscheidung.“ Poszwa sagte: „Wir werden jetzt in Ruhe die Optionen prüfen, die Sebastian hat. Er soll jetzt zweimal seinen Titel verteidigen, und dann hoffen wir auf einen Kampf gegen Pavlik.“

Im Rahmenprogramm sicherte sich mit dem Kasachen Gennady Golovkin ein dritter Universum-Mittelgewichtler einen Titel. Der technisch brillante 27-Jährige schlug den Brasilianer John Anderson Carvalho bereits nach 2:20 Minuten der zweiten Runde mit einer wunderbaren Körper-Kopf-Kombination K.o. und gewann dadurch den vakanten WBO-Interkontinental-Titel. Schwergewichtler Christian Hammer (Rumänien) besiegte den überforderten Letten Jewgeni Stamburskis durch technischen K.o. nach 2:28 Minuten in Runde zwei. Halbschwergewichtler Patrick Dobroschi (Köln) mühte sich über sechs Runden zu einem Unentschieden gegen den Franzosen Yoann Bloyer, und der polnische Gastboxer Gregory Soszynski besiegte den Franzosen Karim Bennama über acht Runden einstimmig nach Punkten.