Während der Schwergewichtsprofi seine WM-Chance verpasste, verteidigte die Fliegengewichts-Weltmeisterin ihre Titel souverän.

Hamburg. Auf der letzten Etappe zum WM-Kampf gegen Wladimir Klitschko ist Schwergewichts-Boxprofi Alexander Dimitrenko böse gestürzt. Am Vorabend seines 27. Geburtstags verlor der für den Hamburger Universum-Stall boxende Ukrainer vor 6000 Fans in der Color-Line-Arena nach zwölf Runden durch Mehrheitsentscheid (113:113, 111:116, 109:117) gegen den US-Amerikaner Eddie Chambers (27) und musste im 30. Profikampf die erste Niederlage hinnehmen. Chambers, der seinen Rekord auf 35 Siege aus 36 Kämpfen verbesserte, erkämpfte sich durch den Sieg das Recht, als Pflichtherausforderer des Weltverbands WBO dessen Champion Wladimir Klitschko (33, Ukraine) herauszufordern. „Ich bin bereit für diesen Kampf. Natürlich würde ich gern in den USA boxen, aber ich komme auch wieder nach Deutschland“, sagte Chambers.

Der mit 185 cm und 94,5 kg 16 Zentimeter kleinere und 41 Pfund leichtere US-Amerikaner war über die gesamte Distanz gesehen der wesentlich aktivere Boxer. Überraschend war, dass Chambers seine Reichweitennachteile spielend leicht überwinden und den zu passiven Dimitrenko immer wieder in der Halb- und Nahdistanz stellen konnte. „Wir waren überrascht, dass Eddie so aktiv war. Sascha hat leider nicht das getan, was er hätte tun müssen, nämlich seine körperlichen Vorteile ausspielen“, sagte Dimitrenkos Trainer Fritz Sdunek.

Dimitrenko wurde in den Runden sieben und zehn nach harten Treffern von Ringrichter Genaro Rodriguez (USA) angezählt, kam jedoch zweimal in den Kampf zurück. Am Ende kam die Wertung des spanischen Punktrichters Manuel Palomo (116:111) dem Geschehen im Ring am nächsten.

„Es war nicht mein Tag. Eddie hat verdient gewonnen. Ich wünsche ihm im Kampf gegen Klitschko alles Gute“, sagte Dimitrenko, der seine eigene Passivität nicht zu erklären vermochte. „Ich werde den Kampf genau analysieren und dann schauen, was ich verbessern muss“, sagte er. Universum-Chef Klaus-Peter Kohl übte harte Kritik an seinem Hoffnungsträger: „Ich habe heute ein paar Dinge gesehen, die eines Profiboxers nicht würdig sind. Sascha muss diese Dinge abstellen und sich stark verbessern. Trotzdem hat er Herz bewiesen. Ich glaube für die Zukunft weiter fest an ihn.“

Ein Faustpfand für die Zukunft ist Susi Kentikian. Die Fliegengewichts-Weltmeisterin verteidigte ihre WM-Titel der WBA und WIBF durch einstimmigen Punktsieg gegen die Argentinierin Carolina Gaite (32). Die WBA-Weltmeisterin im Juniorbantamgewicht hatte für den Kampf extra zwei Kilogramm mehr als üblich abgenommen, um im nächsttieferen Limit antreten zu können. Gegen die vor allem in der Beinarbeit extrem verbessert auftretende gebürtige Armenierin hatte sie jedoch nicht den Hauch einer Chance. Die 21 Jahre alte Hamburgerin gewann bei allen drei Punktrichtern jede Runde. „Ich bin sehr zufrieden, dass ich dem tollen Hamburger Publikum eine solche Leistung zeigen konnte“, sagte sie.

Mögliche nächste Gegnerin der „Killer Queen“, die auch im 25. Profikampf unbesiegt blieb, könnte Stallgefährtin Alesia Graf sein. Die in Weißrussland geborene Stuttgarterin verteidigte ihre WIBF- und GBU-WM-Titel im Juniorbantamgewicht durch einen glücklichen 2:1-Punktsieg (96:93, 95:94, 94:95) über die US-Amerikanerin Terri Lynn Cruz (38). Dabei musste die 28-Jährige von Ringrichter Daniel van de Wiele in der sechsten Runde nach einem harten rechten Haken zum Kopf bis acht angezählt werden. „Ich weiß auch nicht, was mit mir in den ersten Runden los war. Zum Glück habe ich am Ende den Kampf noch drehen können“, sagte Graf, die ihrer Kontrahentin direkt nach dem Kampf ein sofortiges Rematch anbot. Ob dies tatsächlich zustande kommt oder ein Stallduell mit Kentikian ansteht, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden.