Während Dortmund in Piräus beim 1:3 wieder einmal an der eigenen Defensive scheiterte, drehte Leverkusen das Spiel gegen Valencia und siegte.

Leverkusen/Piräus/Berlin. „Vize“ Leverkusen träumt bereits vom Achtelfinale, Meister Dortmund droht der schnelle K.o.: Auch am dritten Spieltag der Fußball-Champions-League lag zwischen den Auftritten der beiden Deutschen klubs Licht und Schatten. Bayer Leverkusen erkämpfte sich gegen den FC Valencia ein 2:1 (0:1) und hat als Zweiter der Gruppe E mit bereits vier Punkten Vorpsrung auf die Spanier beste Karten für den Achtelfinaleinzug. Dagegen ist die Runde der letzten sechzehn für den deutschen Meister Borussia Dortmund in weiter Ferne. Der BVB verlor bei Olympiakos Piräus und steht mit gerade einmal einem Zähler am Tabellenende der Gruppe F.

Leverkusen benötigte gegen Valencia allerdings eine enorme Leistungssteigerung in Hälfte zwei. Andre Schürrle (53.) und Sidney Sam nach genialer Vorarbeit von Michael Ballack (56.) drehten kurz nach der Pause mit ihren jeweils ersten Treffern in der Königsklasse eine Begegnung, in der die Hausherren vor der Pause glasklar unterlegen waren und von Glück sagen konnten, dass sie durch einen Treffer von Jonas (24.) nur 0:1 im Hintertreffen lagen.

„Die Mannschaft hat ab der 35. Minute eine Höchstleistung gebracht. In der ersten halben Stunde war das nicht sehr schön anzusehen. Dann haben wir das Heft in die Hand genommen, das war in der zweiten Halbzeit ein richtiger Sturmlauf", war Trainer Robin Dutt voll des Lobes.

Durch den zweiten Sieg im dritten Gruppenspiel dürfte es in den kommenden Tagen auch etwas ruhiger um Bayer-Trainer Robin Dutt werden, der zuletzt nach schwankenden Leistungen seiner Mannschaft und einigen diskutablen Personalentscheidungen schon heftig in der Kritik stand. Valencia, das Leverkusen am 1. November zum Rückspiel erwartet, konnte bislang noch keinen Dreier in der Gruppenphase verbuchen und muss sich gewaltig steigern, um Bayer noch den zweiten Platz streitig zu machen.

Vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften BayArena kam Leverkusen vor der Pause gegen die Spanier zunächst kein Bein auf den Boden. Jonas traf zum 1:0 für die Gäste, nachdem Stefan Reinartz zuvor gepatzt hatte. Anschließend verhinderte Bayer-Schlussmann Bernd Leno mit Glanzparaden gegen Jonas und Valencias Torjäger Soldado einen höheren Rückstand. Die Spanier, die in der vergangenen Saison im Achtelfinale an Schalke 04 gescheitert waren, trafen in Hälfte zwei aber auf eine ganz andere Bayer-Mannschaft, die angetrieben von Ballack wie verwandelt auftrat.

Friedrich stabilisiert Defensive

Bei Leverkusen war Ex-Nationalspieler Manuel Friedrich für den katastrophal schwachen Reinartz gekommen, was die Defensive enorm stabilisierte. Und auch offensiv lief es nun deutlich besser für die Gastgeber, die durch Ballack und Lars Bender bereits vor dem Ausgleich gute Möglichkeiten verbuchten. Der Lohn für die mutige Spielweise folgte durch die Treffer von Schürrle und Sam, die das Werksteam auf Kurs hielten.

Der deutsche Meister Borussia Dortmund steht dagegen nach einer weiteren bitteren Lehrstunde vor dem frühzeitigen Aus in der Champions League. Der BVB ging am Ende eines chaotischen Tages in Athen beim griechischen Meister Olympiakos Piräus leer aus . Weil sich der BVB erneut durch mangelnde Cleverness und haarsträubende Abwehrfehler um den Lohn der Arbeit brachte, sind die Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale auf ein Minimum gesunken. Die von Trainer Jürgen Klopp geforderte Mindest-Ausbeute von vier Punkte gegen die Griechen können die Westfalen im Rückspiel am 1. November gegen die zuvor noch punkt- und torlosen Griechen schon nicht mehr erreichen.

Der Pole Robert Lewandowski glich in der 26. Minute die frühe Führung der Gastgeber durch Jose Holebas (8.) zwar aus, doch Rafik Djebbour (40.) sorgte schon vor der Pause für das 2:1 des griechischen Serienmeisters. In der 78. Minute machte Francois Modesto alles klar.

Dortmunder Defensiv-Probleme

Vor allem beim 1:2 wurden beim BVB erneut die Defensiv-Probleme sichtbar, die schon im ersten Auswärtsspiel bei Olympique Marseille zur 0:3-Niederlage geführt hatten. Der kompletten Abwehr fehlte die Übersicht, Mats Hummels rutschte im Zweikampf aus, und auch Torwart Weidenfeller machte beim Schuss von Djebbour keine gute Figur.

„Das ist sehr ernüchternd. Die Gegentore waren völlig unnötig. Das war zu wenig an Konzentration in den entscheidenden Momenten. Wir spielen ordentlich Fußball, aber du darfst einfach nicht solche Gegentore kassieren", ärgerte sich Trainer Jürgen Klopp. Ihm felten im Moment auch die Erklärungen, ließ er noch wissen.

Für viele der BVB-Anhänger unter den 33.296 Zuschauern im ausverkauft Karaiskakis-Stadion war das Spiel ein weiterer negativer Höhepunkt eines nervenaufreibenden Tages in der griechischen Hauptstadt, die wegen schwerer Ausschreitungen am Rande des Generalstreiks im Ausnahmezustand war. Demonstranten hatten sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. BVB-Fans,Sponsoren und Delegations-Mitglieder konnten stundenlang ihr Hotel, das mitten im „Kampfgebiet“ (BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke) lag, nicht verlassen. „Es war dramatisch“, sagte Watzke. Die Dortmunder Mannschaft, die in einem anderen Hotel außerhalb der Stadt untergebracht war, war von den Vorkommnissen allerdings nicht betroffen.

Die englischen Konkurrenten von Leverkusen und Dortmund bleiben in der Champions League weiter unbesiegt. Der FC Chelsea schlug den KRC Genk klar mit 5:0 (4:0) und ist weiter Erster in der Leverkusener Gruppe E. Der FC Arsenal mit Per Mertesacker siegte beim nächsten Dortmunder Gegner Olympique Marseille spät mit 1:0 (0:0). Titelverteidiger FC Barcelona hatte beim 2:0 (1:0) gegen das kleine Viktoria Pilsen trotz knappen Ausgangs kaum Mühe. Barca führt seine Gruppe punktgleich mit dem AC Mailand an, der auch dank eines Traumtors von Kevin-Prince Boateng gegen Bate Borissow siegte.

Chelsea schon zur Pause uneinholbar vorne

In London war bereits früh alles klar: Raul Meireles hatte Chelsea in Führung gebracht (8.), Fernando Torres sorgte nur drei Minuten später mit einem Flachschuss frei vor dem Genker Keeper für den zweiten Treffer – und legte in der 27. Minute per Kopf nach. Noch vor der Pause nutzte Branislav Ivanovic einen Malouda-Freistoß und köpfte zum 4:0 ein (42.). Nach dem Wechsel staubte Salomon Kalou zum fünften Treffer ab (72.).

Chelseas Stadtrivale Arsenal schien in Südfrankreich nicht über ein torloses Unentschieden hinaus zu kommen. Doch dann schlug Aaron Ramsey in der Nachspielzeit zu und brachte den Londonern die Tabellenführung und Marseille die erste Niederlage.

Barca schafft besten Saisonstart

Barca blieb auch im 13. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage - ein neuer vereinseigener Rekord zu Saisonbeginn. Lionel Messi betätigte sich als Zuarbeiter von Andres Iniesta, der sich den Ball im Strafraum selbst noch einmal vorlegte und problemlos vollendete (10.), lange war das einzige Problem der Katalanen die schlechte Chancenverwertung – Messi beendete ein traumwandlerisches Solo nach einer Stunde nur mit einem Außenpfosten-Treffer. David Villa erzielte in der Schlussphase endlich das überfällige 2:0 (82.).

Ebenfalls klar überlegen war der AC Mailand beim 2:0 (1:0) gegen Bate Borissow. Zlatan Ibrahimovic, über dessen Unzufriedenheit im Klub zuletzt spekuliert worden war, traf nach einer guten halben Stunde für Milan. In der 70. Minute dann der Auftritt von Boateng: Der Deutsch-Ghanaer kontrollierte einen hohen Ball mit einer Berührung und hämmerte ihn unhaltbar zum 2:0 unter die Latte.

Gruppe G: Laserpointer in Donezk

In der Gruppe G spielte der überraschende Tabellenführer Apoel Nikosia beim FC Porto 1:1 (1:1). Portos Star Hulk profitierte bei seinem direkten Freistoßtreffer zum 1:0 von einem Blackout des Gästekeepers (13.), Ailton glich mit einem trockenen Schuss sechs Minuten später aus. Nikosia bleibt vorne, weil es auch im zweiten Spiel keinen Sieger gab.

Im Osteuropa-Duell trennten sich Schachtar Donezk und Zenit St. Petersburg 2:2 (2:1). Roman Shirokow verschoss zunächst einen Elfmeter für Zenit, vor dem wie beim Bayern-Spiel am Dienstag in Neapel ein Laserpointer zum Einsatz kam. Später machte es Shirokow besser und glich das 1:0 durch den Brasilianer Willian aus (33.). Doch Luiz Adriano traf Sekunden vor der Pause zum 2:1 für die Gastgeber. Nach einer Stunde erzielte Viktor Fayzulin den erneuten Gleichstand für die Russen.