Dortmund muss am Mittwoch bei Olympiakos Piräus antreten, Leverkusen hat den FC Valencia zu Gast. Beide Teams haben Probleme.

Athen. Nach nur einem Zähler aus den bisherigen Gruppenspielen kann sich Borussia Dortmund in Champions-League-Duell mit Olympiakos Piräus keinen weiteren Patzer erlauben. Doch nicht nur aus sportlichen Gründen drohen Probleme.

Bayer Leverkusen will den zweiten Platz in der Gruppe E der Champions League am Mittwoch gegen den FC Valencia verteidigen. Vor dem Spiel gibt es Unruhe um Bayer-Coach Robin Dutt, dem ein gespanntes Verhältnis zur Mannschaft nachgesagt wird. Dutt: „Unfair.“

In der Bundesliga zurück auf Erfolgskurs, in der Champions League jedoch weiter in großer Gefahr – Borussia Dortmund steht auf internationaler Bühne unter Zugzwang. Im Duell am Mittwoch mit Olympiakos Piräus (20.45 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) will sich der deutsche Fußball-Meister eine weitere Lehrstunde ersparen. Nach dem peinlichen 0:3 in Marseille und dem dürftigen 1:1 gegen den FC Arsenal erwartet den BVB im Schatten der Akropolis eine echte Reifeprüfung. Auch BVB-Trainer Jürgen Klopp weiß um die Bedeutung der Partie: „Das kann man als Endspiel sehen. Gewinnen wir, sind wir voll in der Spur.“

Drei Erfolge in der Meisterschaft gegen Mainz, Augsburg und Bremen brachten den Glauben an die eigene Stärke zurück. Der Aufwärtstrend bestärkt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in seiner Zuversicht: „Ich glaube nicht, dass wir sang- und klanglos scheitern. Aber irgendwann sollten wir anfangen, Spiele zu gewinnen.“ Sportdirektor Michael Zorc hofft, dass die knifflige Ausgangslage den Profis nicht zu viel Kopfzerbrechen bereitet: „Die Mannschaft darf sich nicht zu sehr unter Druck setzen und mit dem Gefühl antreten, möglichst viel nachholen zu müssen. Wir müssen Geduld haben.“

Ein Unentschieden beim Gruppenletzten hat Klopp als Minimalziel ausgegeben. Doch insgeheim liebäugeln Trainer und Team mit dem ersten Sieg in der Königsklasse. Damit könnte die Borussia verhindern, dass der Kontakt zu den Kontrahenten aus Marseille (6 Punkte) und London (4) schon nach der Hälfte der Gruppenspiele verloren geht. Zur Freude von Klopp traten die zuletzt angeschlagenen Profis Lukasz Piszczek und Marcel Schmelzer am Dienstagmorgen den Flug nach Athen mit an. Beide signalisierten Einsatzbereitschaft. Dagegen fehlten der noch in Bremen umjubelte Torschütze Patrick Owomoyela (Muskelfaserriss) und Torjäger Lucas Barrios (Wirbelblockade) bei der Abreise.

***Dortmund droht im streikenden Griechenland das Chaos***

Nicht nur die sportliche Ausgangslage der beiden bisher sieglosen Teams sorgt für Brisanz. Kritische Äußerungen und Medienberichte in Deutschland über weitere Finanzhilfen für die kriselnde griechische Volkswirtschaft verärgerten viele Hellenen. Nicht zuletzt deshalb erwartet Klopp einen ungemütlichen Empfang für sein Team im Karaiskakis-Stadion.

„Die politische Situation überlagert das Sportliche. Ich glaube, die Griechen sind gerade nicht so wahnsinnig glücklich über die deutsche Bevölkerung“, sagte der Fußball-Lehrer der „Bild“. Kurz nach der Landung in Athen gab er sich betont diplomatisch: „Wir sollten uns alle ein bisschen beruhigen. Wir sind hier, um Fußball zu spielen - mehr nicht.“

Die Probleme der Griechen könnte der BVB auch nach der Partie zu spüren bekommen. Aufgrund eines geplanten Generalstreiks am Mittwoch und Donnerstag droht die Tour zu einer Odyssee zu werden. Noch ist unklar, ob die Mannschaft am Donnerstagmorgen die Rückreise nach Dortmund antreten kann. „Wir stehen in Kontakt zur deutschen Botschaft“, sagte Sportdirektor Zorc.

Eine verspätete Rückkehr will Trainer Klopp seinem Team mit Blick auf die Partie am Samstag gegen Köln unter allen Umständen ersparen. Dennoch hat der Club für den Fall der Fälle für Donnerstag einen Trainingsplatz in Athen gemietet.

Obwohl der angekündigte Generalstreik sogar die TV-Übertragung in Griechenland gefährden könnte, wollen sich die Profis des 38-maligen Landesmeisters Olympiakos Piräus nicht in ihrer Konzentration stören lassen. Die verpatzte Generalprobe des Titelverteidigers im Spitzenspiel bei AEK Athen (1:1) trübte jedoch die Stimmung. Zudem bereitet der Ausfall von Schlüsselspieler David Fuster dem spanischen Trainer Ernesto Valverde Probleme.

Dutt setzt sich gegen Kritik zur Wehr

Bayer Leverkusens Fußball-Cheftrainer Robin Dutt hat einen Tag vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Valencia auf den Tisch gehauen und sich gegen heftige Kritik an seiner Arbeit zur Wehr gesetzt. „Meine Person wird im Verein nicht infrage gestellt“, sagte er vor der Partie gegen den spanischen Tabellenvierten am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de). Auch das Verhältnis zu den Bayer-Profis sei intakt. „Die Mannschaft wird in eine falsche Ecke gestellt, das ist nicht fair“, erklärte Dutt. „Sie würde in einem Spiel doch nicht 220 Kilometer laufen, wenn sie kein Bock auf den Trainer hat.“

Seit er die Nachfolge von Jupp Heynckes am Rhein angetreten hat, ist immer wieder Kritik an Dutt laut geworden. „Ich bin geholt worden, um ein paar Dinge zu verändern“, sagte der frühere Freiburger Coach. „Wenn eine Mannschaft deutscher Vizemeister geworden ist, dann ist es nicht einfach etwas zu ändern.“

Zum Vergleich mit seinem bei den Spielern äußerst beliebten Vorgänger sagte er: „Ich bin ein neuer Trainer, kein Gegenteil von Heynckes, aber anders.“ Mit der „Heftigkeit der Kritik“ habe er nicht gerechnet, zumal Bayer in der Bundesliga nur drei Punkte hinter Platz zwei und in der Champions League im Soll sei.

Ungeachtet der Aufregung um Dutt steht Leverkusen in den beiden Partien gegen Valencia vor Endspielen um den Einzug in das Achtelfinale. „Valencia ist der Hauptgegner um Platz zwei. Die beiden Begegnungen sind richtungsweisend“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler. „Wenn wir Platz zwei erreichen wollen, müssen wir zu Hause gewinnen, sonst sind wir in Spanien zum Sieg verdammt“, erklärte Dutt. Dabei muss die Werkself, die schon zwei Wochen später in Valencia antreten muss, auch den Spanien-Fluch besiegen.

Schließlich hat der deutsche Vizemeister keine der letzten sieben Europacup-Partien gegen iberische Teams gewonnen und von insgesamt 23 Spielen nur sechs für sich entschieden. „Valencia ist eine große Hausnummer. Trotz FC Barcelona und Real Madrid spielt es in Spanien eine gute Rolle“, sagte Völler über den Tabellenvierten der Primera Division und forderte: „Wir müssen unser komplettes Potenzial abrufen.“ Beim 2:2 in Gladbach gelang dies am vergangenen Samstag gerade mal die erste halbe Stunde. „Wir müssen gegen Valencia einiges besser machen“, meinte Bayer-Profi Hanno Balitsch.

Gegen den FC Valencia will Dutt die Rotation in Grenzen halten, sicher ist aber, dass Ömer Toprak nach einer auskurierten Grippe wieder in die Innenverteidigung zurückkehrt. „Wir sind Gruppenzweiter und wollen den Rang verteidigen“, sagte der Deutsch-Türke.

Ein Fragezeichen steht einmal mehr hinter Mittelfeldstar Michael Ballack, der in Gladbach trotz guter Leistung nach einer Stunde ausgewechselt wurde. Dutt, nach einem Einsatz von ihm befragt, antwortete: „In einem Champions-League-Spiel ist Erfahrung gefragt - wenn die Spieler bei Kräften sind.“

Unterdessen äußerte sich der 35-jährige Ex-Nationalspieler zurückhaltend über die Erfolgschancen gegen Valencia. „Wir haben den Anspruch, den zweiten Platz zu verteidigen, doch Valencia ist im Vorteil“, meinte Ballack in einem Interview mit der Internetseite des europäischen Verbandes UEFA. „Auf dem Papier sind sie besser, sie sind Stammgast in der Champions League und viel konstanter.“

Nach der einkalkulierten Niederlage beim derzeitigen Tabellenführer der Gruppe E, dem FC Chelsea (0:2), und dem Pflichtsieg gegen den KRC Genk (2:0) geht es nun um das Überwintern in der europäischen Premiumklasse. „Drei Punkte sind Pflicht, dann ein Remis in Valencia. Das wäre perfekt“, sagte Gonzalo Castro, der nach seinem Platzverweis in der Bundesliga für ein Spiel gesperrt wurde.

(dpa/abendblatt.de)