Bayern München bleibt nach dem 1:1 beim SSC Neapel in der Champions League auf Kurs Richtung Achtelfinale. So richtig zufrieden mit dem Ergebnis war die Mannschaft trotz einer insgesamt guten Leistung allerdings nicht.

Neapel. Die Laune war ein wenig gedämpft beim späten Bankett im Grand Hotel Vesuvio. Auch wenn Bayern München sich mit dem 1:1 (1:1) beim SSC Neapel dem Achtelfinale in der Fußball-Champions-League weiter genähert hat, so richtig glücklich schienen einige nicht zu sein. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte zwar relativ gelöst, man sei zufrieden mit dem Punkt: „Unser Ziel war, Tabellenführer zu bleiben. Das haben wir geschafft. Die Tür in die nächste Runde steht jetzt auf, wir müssen sie nur noch zu unseren Gunsten schließen“.

Doch besonders Mario Gomez war sauer über den verpassten Sieg, nicht nur, aber auch weil er einen Handelfmeter verschoss. „Es ärgert mich sehr“, sagte der Torjäger nach der heißen Nacht am Fuße des Vesuvs. In der 49. Minute hätte der Nationalspieler, der zuletzt mit eingebauter Torgarantie spielte, den dritten Erfolg in der „Hammergruppe A“ sichern können. Er tat es nicht.

Kritik ergoss sich nun deswegen nicht über ihn. Im Gegenteil. Trainer Jupp Heynckes nahm Gomez in Schutz. „Leute, das sind doch Menschen. Junge Menschen! Wir machen auch mal Fehler. Der Junge hat in den letzten Wochen und Monaten so viel für uns geleistet. Da kann er auch mal einen Elfer verschießen“, sagte der Coach. Es ist ja auch nicht viel passiert.

Die gegentorlose Zeit ist in der 1147. Pflichtspielminute gerissen. Nach zwölf Begegnungen ohne Gegentreffer, war in der 13. der Nimbus fällig. Das war eigentlich schon alles. Daran störten die Bayern sich aber nicht. „Die Rekorde sind nicht wichtig. Wichtig ist der mannschaftliche Erfolg“, sagte Torhüter Manuel Neuer, der jetzt lediglich noch seine Serie in der Bundesliga aufrechterhalten kann. Thomas Müller entgegnete recht schroff: „Der Rekord ist sch... egal.“

Für Verdruss sorgte hingegen, dass sich die erkennbare Überlegenheit nicht im Ergebnis niederschlug. „Wir haben viele Angriffe nicht zu Ende gespielt und unsere Chancen nicht gemacht. Das musst du aber in de Champions League“, sagte Kapitän Philipp Lahm und auch Bastian Schweinsteiger ergänzte: „Wir müssen uns vorwerfen, zu viele Torchancen nicht genutzt zu haben“.

Ein wenig mäkelte Schweinsteiger zudem über Schiedsrichter Benquerenca aus Portugal, obwohl es dazu kaum Anlass gab. Der Handelfmeter, den die Bayern erhielten, war doch zweifelhaft und hätte nicht gegeben werden müssen. Trainer Heynckes gestand dies sogar ein. „Normalerweise ist das kein Elfmeter“, sagte er.

Gomez hätte sich schon eher beklagen können. Mit einem Laserpointer wurde er von den Tifosi vor dem Elfmeter irritiert. „Ich habe nicht in die Mitte geschossen, wie ich es wollte. Der Laser-Pointer war da. Aber das ist kein Grund für eine Ausrede“. Sportdirektor Christian Nerlinger stufte die Attacke dagegen als „Ding der Unmöglichkeit“ und „nicht akzeptabel“ ein. Ein großer Aufreger war sie letztlich nicht.

Unterm Strich bleibt stehen: Der FC Bayern hat auch den heißblütigen Süditalienern in deren glühendem Tempel San Paolo standgehalten, hat sie sogar weitgehend dominiert, zudem eine weitere Härteprüfung bestanden und die starke Form bestätigt. Neapels Trainer Walter Mazzarri war schwer beeindruckt, hatte eine „unglaublich starke“ Bayern-Elf gesehen.

Das Remis ist daher ein Fleck auf der weißen Weste, mehr nicht. Der Ärger, den einige Spieler kundtaten, war Ärger auf hohem Niveau. „Die Mannschaft entwickelt sich stetig weiter. Es ist im Moment ein sehr guter Prozess“, sagte denn auch Nerlinger. Die Mannschaft reife immer mehr, fügte Rummenigge mit Zuversicht an.

Ob dieser Reifeprozess allerdings im Traum gipfelt, das Champions-League-Finale im eigenen Stadion bestreiten zu dürfen, wird erst von den ganz großen Gegner beantwortet. Denn auf einem Level wie der FC Barcelona spielte Neapel nicht und wird dies wohl auch am 2. November beim Duell in München nicht können.

Die Qualifikation für die nächste Runde dürfte daher wohl ungefährdet gelingen. Sieben Punkte hat der deutsche Rekordmeister schon und zwei Spiele im eigenen Stadion vor der Brust. „Der Plan ist, in den zwei Heimspielen den Sack zuzumachen“, sagte Müller. Mal sehen, ob er aufgeht.

Die Statistik:

Neapel: De Sanctis - Campagnaro, Cannavaro, Aronica - Maggio, Gargano, Inler (90. Santana), Zuniga - Hamsik (90.+2 Mascara), Cavani (81. Dzemaili), Lavezzi. - Trainer: Mazzarri

München: Neuer - Boateng, van Buyten, Badstuber, Lahm - Timoschtschuk, Schweinsteiger - Müller, Kroos, Ribery (90. Alaba) - Gomez (90.+4 Luiz Gustavo). - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Olegario Benquerenca (Portugal)

Tore: 0:1 Kroos (2.), 1:1 Badstuber (39., Eigentor)

Zuschauer: 60.240 (ausverkauft)

Beste Spieler: De Sanctis, Campagnaro - Kroos, Schweinsteiger

Gelbe Karten: Cannavaro (3), Maggio (2), Zuniga, Lavezzi - Badstuber, Schweinsteiger (2), Ribery, Müller, Kroos

Besonderes Vorkommnis: De Sanctis hält Handelfmeter von Gomez (49.)

Torschüsse: 3:15

Ecken: 4:5

Ballbesitz: 44:57 Prozent

Fouls: 13:21