Leverkusen gewinnt 2:1 gegen Valencia - Schürrle und Sam drehen Spiel - vier Punkte Vorsprung auf Valencia

Leverkusen. Erst vorgeführt, dann Moral bewiesen: Bayer Leverkusen hat nach einer kaum für möglich gehaltenen Energieleistung das Tor zum Champions-League-Achtelfinale weit aufgestoßen. Die Elf von Trainer Robin Dutt kam nach Treffern von Andre Schürrle und Sidney Sam in der zweiten Halbzeit zu einem 2:1 (0:1)-Sieg über den FC Valencia und festigte mit nun sechs Punkten den zweiten Tabellenplatz in Gruppe E. Damit liegt Bayer vor dem Rückspiel in 14 Tagen vier Punkte vor dem vermeintlich ärgsten Rivalen um den zweiten Platz.

„Man hat gesehen, dass Valencia eine starke Mannschaft ist. In der Pause haben wir uns gesagt, wir müssen uns ins Spiel zurückkämpfen. Das hat zum Glück geklappt“, sagte Torschütze Sam, der nach seinem Tor Trainer Dutt in die Arme fiel. Leverkusens Torhüter Bernd Leno erklärte: „Wir stehen alle voll hinter dem Trainer. Auch ich wäre am liebsten zu ihm gerannt, aber der Weg ist zu weit.“ Dutt sagte: „Wir haben heute von der 35. Minute an eine Höchstleistung vollbracht. In der zweiten Halbzeit war es ein regelrechter Sturmlauf, da kann ich natürlich nicht emotionslos bleiben.“

Innerhalb von fünf Minuten stellten Schürrle (52. Minute) und Sam (56.) mit ihren Treffern den Spielverlauf komplett auf den Kopf. Fast die gesamte erste Halbzeit war Bayer vom sechsmaligen spanischen Meister regelrecht vorgeführt worden und durch einen Treffer von Jonas (24.) auch völlig verdient in Rückstand geraten. Doch im zweiten Durchgang kam Leverkusen wie verwandelt aus der Kabine und zeigte alle Tugenden wie Kampf und Laufbereitschaft, die sie zuvor über weite Strecken hatten vermissen lassen.

Danach hatte es zunächst nicht ausgesehen. Wie schon beim schmeichelhaften 2:2 in Mönchengladbach am vergangenen Samstag agierten die Rheinländer in ihrem 152. Europcupspiel der Vereinsgeschichte erst plan- und ideenlos. Die Hintermannschaft um den hoffnungslos überforderten Stefan Reinartz war total verunsichert. So entwickelte sich in den ersten 30 Minuten ein Fehlpass-Festival bei den Gastgebern, die kaum aus der eigenen Hälfte hinauskamen. Bei den Spaniern lief dagegen der Ball in den eigenen Reihen, was fast schon ein wenig nach „Barcelona light“ aussah. Zwischenzeitlich hatte Valencia einen Ballbesitz-Anteil von 68 Prozent.

So brannte es bei den ersten gefährlichen Aktionen von Valencia durch Torjäger Roberto Soldado (6. und 11.) und Pablo Hernandez (7.) mehrmals lichterloh im Bayer-Strafraum. Es dauerte es nicht lange, bis die ersten Pfiffe und „Sami-Hyypiä“-Rufe zu hören waren. Doch eine Reaktion gab es von den Leverkusenern zunächst nicht, vielmehr verpasste Soldado mit einem Pfostenschuss die längst überfällige Führung des zweimaligen Finalisten (20.) aus Spanien.

Dafür sorgte dann aber vier Minuten später Jonas, der nach dem x-ten Schnitzer von Reinartz mustergültig von Soldado bedient worden war. Auch in der Folgezeit sahen die Zuschauer fast ausschließlich Einbahnstraßen-Fußball. So war es der erneut starke Schlussmann Bernd Leno, der Bayer mit Paraden gegen Jonas und Hernandez im Spiel hielt (32.).

Die Leverkusener gaben erst gegen Ende der ersten Halbzeit ein Lebenszeichen ab, als Andre Schürrle mit einem 22-Meter-Schuss den gegnerischen Torhüter Diego Alves prüfte (39.). Bei der anschließenden Ecke war der Valencia-Keeper bei einem Kopfball von Michael Ballack erneut zur Stelle. Der frühere „Capitano“ kam in seinem 98. Europacup-Spiel wieder im offensiven Mittelfeld zum Einsatz, konnte aber zunächst kaum Akzente setzen.

Insgesamt hatte Dutt, der in den vergangenen Wochen verstärkt in die Kritik geraten war, seine Mannschaft auf zwei Positionen verändert. Für Hanno Balitsch und Daniel Schwaab kamen Ömer Toprak nach auskurierter Grippe und Kapitän Simon Rolfes zurück ins Team. Zur zweiten Halbzeit „erlöste“ Dutt dann Reinartz und brachte Oldie Manuel Friedrich ins Spiel.

Doch irgendwie wirkte die ganze Bayer-Mannschaft wie ausgewechselt. Plötzlich gingen die Leverkusener aggressiv zu Werke und wurden dafür gleich belohnt. Nach einem Zuspiel von Michal Kadlec traf Schürrle zum Ausgleich. Der Ex-Mainzer hatte schon in Gladbach kurz vor Schluss den Ausgleichstreffer erzielt. Die Spanier wurden in dieser Phase geradezu überrumpelt. Hatte Bender mit einem abgefälschten Schuss noch Pech (54.), machte es Sam nach einem Traumpass von Ballack besser (56.).

Danach zogen sich die Leverkusener zurück und überließen den Spaniern das Spiel. Doch derart große Chancen wie im ersten Durchgang ließen die Gastgeber kaum mehr zu. Eine davon hatte aber Soldado, der am starken Leno scheiterte (73.).

Die Statistik

Leverkusen: Leno - Castro, Reinartz (46. Manuel Friedrich), Toprak, Kadlec - Lars Bender, Rolfes - Sam (90.+1 Schwaab), Ballack, Schürrle - Kießling (81. Derdiyok). - Trainer: Dutt

Valencia: Diego Alves - Miguel, Rami, Victor Ruiz, Jordi Alba (65. Canales) - Albelda (82. Aduriz), Ever Banega - Pablo Hernandez (65. Feghouli), Mathieu - Soldado, Jonas. - Trainer: Emery

Schiedsrichter: Craig Thomson (Schottland)

Tore: 0:1 Jonas (24.), 1:1 Schürrle (52.), 2:1 Sam (56.)

Zuschauer: 26.384

Beste Spieler: Leno, Schürrle, Ballack - Jonas, Soldado

Gelbe Karten: Rolfes, Kießling, Schürrle - Ever Banega (2), Albelda (2), Miguel

Torschüsse: 12:17

Ecken: 4:7

Ballbesitz: 40:60 Prozent

Fouls: 14:14