Die DFB-Elf schaffte durch das 3:1 gegen Belgien einen historischen Rekord. Nach Startproblemen erzielten Özil, Schürrle und Gomez die Tore.

Düsseldorf. Auf dem Weg zum großen Ziel EM-Titel hat sich die deutsche Nationalmannschaft so ganz nebenbei in die Geschichtsbücher eingetragen. 3:1 (2:0) gewann das Team von Bundestrainer Joachim Löw gegen Belgien und sorgte so für ein furioses Finish einer phänomenalen EM-Qualifikation mit zehn Siegen aus zehn Spielen. Vor 48.483 begeisterten Zuschauern schlossen Mesut Özil (30.), Andre Schürrle (33.) und Mario Gomez (48.) mit ihren Treffern jenen Kreis einer unglaublichen Erfolgsgeschichte, die am 3. September 2010 begonnen hatte.

Dem 1:0 in Brüssel zum Auftakt der EM-Qualifikation schlossen sich acht Siege gegen die Türkei, Kasachstan, Aserbaidschan, Österreich an. Nach den Stationen in Köln, Berlin, Astana, Kaiserslautern, Wien, Baku, Gelsenkirchen und Istanbul machte die DFB-Auswahl in Düsseldorf gegen die Roten Teufel „alle Zehne“ voll.

„Das war eine tolle Leistung über 14 Monate. Wir wollten den Endspurt eines langen Marathons bis zu Ende ziehen. Dieser Rekord ist aller Ehren wert“, lobte Löw seine Seriensieger. Nur die deutschen Vize-Weltmeister von 1982 schafften in jüngerer Vergangenheit ein ähnliches Kunststück, als sie in der Ausscheidung zum WM-Turnier in Spanien ausnahmslos Siege errangen, allerdings nur acht in einer kleineren Gruppe. „Wir sind gut gerüstet und freuen uns auf die EM“, sagte Thomas Müller und Mesut Özil ergänzte: „Wir wollten auch das letzte Spiel gewinnen. Am Anfang sind wir schwer ins Spiel gekommen, aber dann haben wir gezeigt, was wir können.“

Die deutsche Mannschaft, die seit der WM in Südafrika im März nur den Test gegen Australien in Mönchengladbach mit einer B-Elf verlor, beendete die Qualifikation für die Endrunde zudem mit einem überragenden Torverhältnis von 34:7. Und keine andere europäische Mannschaft spielte einen Vorsprung von 13 Punkten heraus, wie es den Deutschen in der Gruppe A gelang. Platz zwei belegte mit einem 1:0 gegen Aserbaidschan die Türkei, die damit die Relegationsspiele im November erreichte. Belgien, das durch Marouane Fellaini zum späten Ehrentreffer (86.) kam, fiel durch die Niederlage noch auf Rang drei zurück. „Deutschland ist eine Maschine, die sehr intelligent spielt. Das große Deutschland gehört bei der EM mit Spanien und Holland zu den Titelkandidaten“, sagte der belgische Cheftrainer Georges Leekens. „Aber das kleine Belgien hat 25 Minuten gezeigt, dass es auch Fußball spielen kann.“

Große Probleme in der Anfangsphase

Bis die deutsche Elf aber das Maximum von Siegen perfekt machte, hatte sie zunächst mit großen Problemen zu kämpfen. Die Gäste gingen mit Leidenschaft, Kampfkraft und lautstark unterstützt von 4.500 Fans in die Partie, sie drängten das Löw-Team massiv in die Defensive. Durch das geöffnete Dach der Arena rieselte unablässig Nieselregen, machte den Rasen glitschig und den Ball schwer kontrollierbar. Zudem musste sich der Vize-Europameister personell finden, denn Löw hatte fünf Umstellungen gegenüber dem 3:1 in der Türkei vorgenommen.

Die Zentrale im Mittelfeld übernahm wieder Özil. Toni Kroos spielte neben Sami Khedira im defensiven Mittelfeld, Schürrle agierte offensiv auf der linken Seite. In die Abwehr rückten Benedikt Höwedes und Mats Hummels. Die aus dem Team herausgenommenen Jerome Boateng, Holger Badstuber, Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger und Mario Götze gehörten nicht einmal dem 18er-Kader an. Das DFB-Team suchte vergeblich nach seiner Ordnung im 4-2-3-1-System.

Zudem war irgendwie trotz aller Beteuerungen, mit voller Konzentration und großem Willen die Partie zu bestreiten, zu Beginn nichts von Spannung zu sehen. Erst in der 18. Minute gelang es dem WM-Dritten zum ersten Mal, mit einer Aktion von Gomez kontrolliert einen Ball in den gegnerischen Strafraum zu spielen. Positiv war allerdings, dass hinten nichts anbrannte, die Belgier erspielten sich keine zwingende Torchance. Nach 25 Minuten ließ die Dominanz der Gäste nach.

Özil sorgt für deutsche Führung

Nach einem Eckstoß fiel die Führung. Khedira passte zurück auf Özil, der von der Strafraumgrenze den Ball mit links ins obere Toreck feuerte. Belgien versuchte zurückzuschlagen – und fing sich einen Weltklassekonter der Deutschen ein. Nach einem Eckstoß faustete Neuer den Ball zu Özil, der einen kurzen Pass auf Gomez spielte und dieser nach Solo Schürrle perfekt schickte. Der Leverkusener stürmte allein auf Mignolet zu und lupfte die Kugel zum 2:0 über die Torlinie (33.). Die Belgier reagierten total frustriert.

Die Deutschen spielten nun wieder abgeklärt, überlegen und nach und nach auch spielerisch wieder überzeugend. Gomez erhöhte nach Anspiel von Özil mit einem Linksschuss direkt nach der Pause auf 3:0. Das Ziel von Löw, das seine Mannschaft bis zum EM-Start am 8. Juni ihren Schwung und den Rhythmus nicht verliert, wurde erfüllt. Am 11. November in Kiew gegen EM-Gastgeber Ukraine und am 15. November in Hamburg gegen die Niederlande bestreitet das DFB-Team die ersten EM-Testspiele.