Top-Stars sollen jeden Tag spielen – Turnierchef: Dach ist zu teuer

New York. Den US Open droht ein Aufstand der Spieler - Altmeister John McEnroe rät Titelverteidiger Rafael Nadal & Co. sogar zur Revolte gegen die Allmächtigen des amerikanischen Tennis-Verbandes USTA. Anlass die vom Regen erzwungene Notwendigkeit, dass die besten Spieler der Welt bis zum Finale vier Matches an vier Tagen bestreiten sollen. „Setzt euch zusammen und beschließt: Nein, das tun wir nicht“, empfahl der viermalige Champion in Flushing Meadows.

„Wer soll das schaffen. Die Anforderungen an die Spieler sind so gewachsen; ohne Auswirkungen auf die Gesundheit geht das nicht“, schimpfte der 52 Jahre alte TV-Kommentator am Mittwoch, der schon der zweite Tag nacheinander ohne beendete Spiele war. Einen kleinen Vorgeschmack auf den zu erwartenden Ärger erlebte Oberschiedsrichter Brian Early, nachdem er die Titel-Kandidaten Nadal, Andy Roddick und Andy Murray am Nachmittag auf den Court geschickt hatte. Ungeachtet des leichten Nieselregens sollten die Achtelfinals gespielt werden, was aber nur eine knappe Viertelstunde versucht wurde.

Dann stellten die Topstars die Arbeit ein und beschwerten sich zusammen im Büro des obersten Referees. Für den fünfmaligen Champion Roger Federer und den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic, die schon im Viertelfinale sind, war da schon Feierabend. Sie hätten bis Sonntag noch einen freien Tag, während die Konkurrenz durchspielen muss. Chancengleichheit sieht anders aus.

„Ich verstehe die Diskussionen nicht, ob gespielt werden kann oder nicht. Es ging nicht, das konnte man doch sehen“, sagte Lokalmatador Roddick nach seinem Kurzeinsatz. Nadal war nicht minder sauer: „Es geht um viel Geld und wir sind Teil der Show – okay. Aber man sollte mehr für unsere Belange kämpfen. Hoffentlich passiert bald was. So können wir das nicht akzeptieren.“ Und Murray fügte hinzu: „Die Plätze waren viel zu nass, trotzdem haben sie uns raus geschickt.“

Der Protest in seltener Einigkeit zeigte Wirkung: Die Achtelfinals der Herren wurden komplett vertagt, was die Probleme nicht geringer macht. Denn nun ist der übliche Grand-Slam-Rhythmus von höchstens einem Spiel alle zwei Tage nicht mehr einzuhalten, wenn das Turnier am Sonntag planmäßig enden soll.

„Noch sind wir im Soll“, sagte Turnierdirektor Jim Curley, den die „unmenschlichen Belastungen für die Spieler“ (Brad Gilbert) offensichtlich nicht berühren: „Es sind doch alles fitte Spieler.“ Statt dessen erinnerte er an das Jahr 2003, in dem die Situation genauso gewesen war. Damals siegte Roddick, der allerdings nur noch dreimal spielen musste. „Vier Spiele in vier Tagen ist sicherlich nicht ideal“, räumte Curley ein.

Die Gefahr, dass die US Open auch im vierten Jahr nacheinander in die Verlängerung gehen müssen und das Herren-Finale wieder am Montag gespielt wird, heizt natürlich die Diskussion um ein Dach über dem Center Court im riesigen Arthur-Ashe-Stadion an. Selbst in Wimbledon kann der Heilige Rasen seit zwei Jahren überdacht werden, in Australien sind sogar zwei Courts mit einem Schiebedach ausgestattet. Und auch in Paris sollen die Pläne so weit gediehen sein, dass bis 2014 ein Dach gebaut wird.

„Technisch wäre es ein anspruchsvolles Unterfangen“, erklärte Curley. Denn unter dem 1997 erbauten, knapp 25.000 Zuschauer fassenden Stadion ist der Boden in Flushing Meadows sehr feucht. Deshalb wird offenbar mit der Stadt über ein angrenzendes Grundstück verhandelt, wo ein neues Stadion entstehen könnte. Aber finanziell wäre das im Moment für die USTA nicht machbar. Curley: „Die Kosten von 200 bis 300 Millionen Dollar können wir nicht stemmen.“