Entscheidungen in Zürich sind gefallen: Russland hat sich bei der Bewerbung um die WM 2018 durchgesetzt. Die WM 2022 ist eine Sensation.

Zürich. 2018 ins Riesenreich Russland, 2022 in den kleinen Wüstenstaat Katar: Die Fifa hat bei der Vergabe der nächsten Fußball-Weltmeisterschaften auf neue Märkte und das große Geld gesetzt. „Wir betreten Neuland, denn die WM war noch nie in Osteuropa und dem Mittleren Osten. Deswegen bin ich ein glücklicher Präsident, wenn wir über den Fortschritt im Fußball reden“, schwärmte Fifa-Chef Joseph Blatter am Donnerstag in Zürich. Fußball-Mutterland England war nach dem Aus bereits in der ersten Wahlrunde der große Verlierer. Blatter sprach trotz der Manipulationsvorwürfe und der Sperre für zwei Exekutivmitglieder von einem „großartigen Tag für den Fußball“. Erstmals wurden zwei Endrunden an einem Tag vergeben.

Beide Sieger sind Premieren-Gastgeber einer WM. Mit Vuvuzela-Tröten und Wimpeln feierten die Einwohner des kleinen Golfstaates Katar vor der Großleinwand im restaurierten Wafik-Basar in Doha das Ja-Wort aus Zürich. Selbst das Hitzeproblem wollen die WM-Macher lösen. Die befürchteten Temperaturen von bis zu 50 Grad in den Stadien sollen heruntergekühlt werden. Katar erhielt überraschend den Vorzug vor den Bewerbungen aus den USA, Australien, Japan und Südkorea. Mit seiner Kandidatur um die Olympischen Spiele 2016 war der Wüstenstaat noch im Vorkampf gescheitert.

„Hurra! Sieg! Wir bekommen die Weltmeisterschaft 2018!“, twitterte der russische Staatspräsident Dmitri Medwedew. Nach den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi findet vier Jahre später ein weiteres sportliches Großereignis in Russland statt. Der Europameister von 1960 hatte im zweiten Wahlgang die absolute Mehrheit im Vierkampf mit England und den gemeinsamen Bewerbungen von Spanien/Portugal und Niederlande/Belgien erhalten. Die prominenten Wahlhelfer Englands - PremierministerDavid Cameron, Prinz William und Superstar David Beckham – machten im nüchternen Messezentrum lange Gesichter.

Russlands Regierungschef Wladimir Putin prophezeite dagegen ein Turnier „auf höchstem Niveau“ und versprach nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau: „Dafür werden wir alles tun.“ Der ehemalige Kreml-Chef wollte unmittelbar nach Zürich reisen und sich „mit Vergnügen“ mit dem Exekutivkomitee des Weltverbandes (Fifa) treffen. Die nächste WM wird 2014 in Brasilien ausgetragen.

„Die Ausrichtung der WM 2018 ist für Russland eine große Chance. Deshalb bin ich überzeugt, dass das Turnier dem Fußball in Russland einen großen Schub geben wird“, sagte Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Die Entscheidung, die WM 2022 nach Katar zu vergeben, hat mich trotz der Diskussionen und Meldungen der vergangenen Wochen ein wenig überrascht“, räumte Zwanziger ein. Nur

1,6 Millionen Menschen leben in dem kleinen Land. „Danke, dass Sie an uns glauben, an den Wandel glauben“, sagte Katars Bewerbungschef Scheich Mohammed bin Chalifa Al Thani und kündigte an: „Wir werden Sie nicht enttäuschen. Wir sind bereit, Sie werden stolz sein – das verspreche ich Ihnen.“

Beide Ausrichter müssen allerdings in den kommenden Jahren noch riesige Herausforderungen lösen. In Russland müssen von den geplanten 16 Spielstätten 13 neu errichtet oder komplett umgebaut werden. Die veranschlagten Gesamtkosten liegen bei 3,82 Milliarden Dollar. Dafür stellte das größte Land der Erde der Fifa satte Millionengewinne in Aussicht. Geld spielt für die Scheichs in Katar keine Rolle. Von den sieben Spielorten in dem kleinen Land am Persischen Golf liegen fünf im Umkreis von 25 Kilometern – es wird damit eine WM der kurzen Wege. Geplant sind zwölf Spielstätten, die Kosten werden mit 2,87 Milliarden Dollar veranschlagt. Vom Zuschlag für den durch Öl und Gas reich gewordene arabischen Kleinstaat könnte auch die Deutsche Bahn profitieren. Sie soll beim Bau eines modernen Schienennetzes helfen. Die Bahnstrecken würden dann nach Einschätzung von Beobachtern vor Ort wohl schneller fertiggestellt als ohne die WM.