Birgit Borkamm soll die neu formierten Hockeydamen des HTHC als Führungsspielerin weiterbringen. Ihr Trainer erwartet viel von ihr.

Hamburg. Die Worte, die Stephan Platz wählte, waren klar und fordernd. "Birgit ist eine der Stützen meiner Mannschaft. Ich erwarte, dass sie eine Führungsrolle übernimmt", hatte der Trainer der Bundesliga-Hockeydamen des Harvestehuder THC vor dem Saisonauftakt gesagt. Birgit Borkamm hat sich über diese Worte gefreut. Nicht nur, weil sie klare Ansagen schätzt, sondern auch weil sie das Vertrauen ihres Trainers benötigt, um den Part, den sie spielen soll, mit Leben zu erfüllen.

Für eine Spielerin, die neu in eine Mannschaft kommt, ist es oftmals nicht leicht, sofort Fuß zu fassen. Borkamm hat diese Erfahrung gerade erst hinter sich. Die 30-Jährige ist Ur-Berlinerin, begann als Vierjährige bei TuS Lichterfelde mit dem Hockey, wechselte mit 18 zum Berliner HC und gab dort nach dem Gewinn des deutschen Meistertitels 2006 den Rücktritt vom Bundesliga-Hockey bekannt. Danach spielte sie für die Zweiten Damen des BHC und ein Jahr mit ihrer Schwester Astrid, 35, für die Zehlendorfer Wespen in der Zweiten Liga. Die gelernte Sport- und Fitnesskauffrau hatte sich damit abgefunden, Beruf und Familie Vorrang zu geben, als die Teilnahme an einem Spaßturnier im Sommer 2009 in Hamburg ihrem Leben eine neue Wendung gab.

Dort lernte sie Jörn Schaudinn kennen, Spieler der Bundesligaherren des HTHC, und weil Birgit Borkamm sich selbst als "Spaßmaus" bezeichnet, die gern auch spontane Dinge tut, entschloss sie sich, für den 27-Jährigen ihr Leben in Berlin hinter sich zu lassen und nach Hamburg zu ziehen. Doch anstatt ihrem neuen Freund zu dessen Klub zu folgen, entschied sich die rechte Mittelfeldspielerin für einen Wechsel zum Club an der Alster, weil dort mit der ehemaligen Berlinerin Lea Loitsch eine gute Freundin spielte.

Bei Alster jedoch lief es nicht rund. "Ich habe mich nie durchsetzen können. Vielleicht habe ich zu viel von mir erwartet nach der langen Bundesligapause", sagt sie. Entnervt von der Enttäuschung über die eigene Leistung, wollte Borkamm im Sommer die Flucht nach Berlin antreten, als Platz sie ansprach. Beide kannten sich aus Berliner Zeiten, und da Platz als Nachfolger des zu Klipper gewechselten Peter Krueger beim HTHC ein neues Team aufbauen musste, erinnerte er sich an sie.

Seit rund zwei Monaten ist Borkamm nun Teil der runderneuerten HTHC-Damen, und noch immer ist sie überrascht darüber, wie schnell sich das Team als Einheit zusammengefunden hat. "Der Teamgeist ist unglaublich, es gibt kaum Streit, alle ziehen großartig mit", sagt sie. Dass nach dem 0:0 zum Saisonauftakt in Düsseldorf nun am Sonntag (12 Uhr, Barmbeker Straße) ausgerechnet Alster zum ersten Heimspiel zu Gast ist, nimmt sie gelassen hin. "Ich muss Alster nicht beweisen, dass ich Hockey spielen kann. Ich allein war schuld, dass es dort nicht geklappt hat, deshalb habe ich keine Revanchegelüste. Ich will das Spiel einfach gewinnen wie jedes andere auch", sagt sie.

Als Teamältester kommt der passionierten Tennisspielerin die Aufgabe zu, ihre Erfahrungen weiterzugeben, für gute Laune zu sorgen und Kapitänin Rike Sager im Führen der Mannschaft zu unterstützen. Das tut sie lautstark und direkt. "Ich will dem Verein das Vertrauen zurückzahlen, das er in mich gesetzt hat", sagt sie. Dafür unterstützt der Klub sie bei der Suche nach einem Job als Eventmanagerin oder im Personalmanagement.

Denn trotz ihrer innigen Verbindung mit der Hauptstadt möchte Borkamm in Hamburg sesshaft werden, auch wenn ihr Freund sein Studium möglicherweise im Ausland beenden wird. Derzeit wohnt das Paar in einer WG mit Teamkameradin Annika Voigt. "Eine Dauerlösung ist das nicht", sagt Borkamm. Für ihre Position im Verein soll dieser Satz nicht gelten.