Hockeystar Sebastian Biederlack mahnt seinen Club an der Alster zu mehr Konstanz. “Verein hat Ambitionen, ganz oben anzugreifen.“

Hamburg. Gestern feierte Sebastian Biederlack im Kreis der Familie seinen 29. Geburtstag. Mit den ersten Bundesligapunkten will sich der Mittelfeldmotor der Hockeyherren des Clubs an der Alster morgen beschenken, wenn er mit seinem Team auf den Düsseldorfer HC trifft (16 Uhr, Am Pfeilshof).

Abendblatt:

Herr Biederlack, das Saisonziel Ihres Vereins ist es, nicht wieder bis zum letzten Hauptrundenspieltag um die Play-off-Qualifikation zittern zu müssen. Zum Auftakt gab es ein 2:6 in Krefeld. Wissen Sie nun, wie schwer es wird, das Ziel zu erreichen?

Sebastian Biederlack:

Das wussten wir vorher auch schon. Der erste Spieltag hat bewiesen, wie eng die Liga beieinander steht. Wir haben uns dennoch als Ziel gesetzt, konstanter zu spielen und nicht erst nächstes Jahr mit dem Gewinnen anzufangen. In Krefeld haben wir unser Potenzial nicht ausgeschöpft, gegen Düsseldorf müssen wir es besser machen.

Sie sind nach einem Jahr beim Club de Campo in Madrid nach Hamburg zurückgekehrt. Was für Eindrücke haben Sie aus Spanien mitgebracht?

Biederlack:

Es hat mir großen Spaß gemacht, eine andere Hockeykultur zu erleben und in einer anderen Mannschaft zu spielen. Wir sind in Meisterschaft und Pokal Zweiter und in der Halle sogar Meister geworden.

Was ist der Unterschied zwischen der Bundesliga und Spaniens Topklasse?

Biederlack:

Die besten vier Teams in Spanien würden auch in der Bundesliga oben mitspielen, aber im Durchschnitt ist die Bundesliga ausgeglichener. In Deutschland steht die Defensive mehr im Fokus, individuelles Abwehrverhalten ist hier viel ausgeprägter als in Spanien, wo das Spiel mehr vom Offensivgeist bestimmt wird.

Wie haben Sie als Allrounder mit dem Hang zum pausenlosen Arbeiten sich dort eingefunden?

Biederlack:

Ich denke, ich konnte meinen Teil zum Erfolg beitragen. Ich habe im mittleren Mittelfeld gespielt und dort die Bälle verteilt, also eigentlich das gemacht, was ich auch hier mache.

Was haben Sie und Ihre Freundin Martina Heinlein, die auch für Club de Campo gespielt hat und nun mit Ihnen zu Alster zurückgekehrt ist, abseits des Sports getan und gelernt?

Biederlack:

Wir haben vier Monate Sprachkurs gemacht und dann jeder vier Monate ein Praktikum, Martina bei der Goethe-Stiftung, ich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Gab es etwas, das für Sie völlig neu war?

Biederlack:

Völlig neu war die Siesta über Mittag, an die ich mich allerdings selten gehalten habe. Gut fand ich, dass die Spanier spät zu Abend essen. Da gibt es nach dem Training noch die Möglichkeit, mit dem Team nett beisammen zu sein.

War für Sie klar, dass Sie nach einem Jahr zu Alster zurückkehren würden?

Biederlack:

Nein, das haben wir erst nach reiflicher Überlegung beschlossen. Wir waren der Meinung, dass Hamburg uns mehr Möglichkeiten zum Einstieg ins Berufsleben bietet.

Ist der Einstieg ins Berufsleben auch der Grund, warum Sie nicht an eine Rückkehr ins Nationalteam denken?

Biederlack:

Ja, das steht für mich im Moment nicht zur Debatte. Ich bin ja erst letztes Jahr zurückgetreten.

Das heißt, Sie können sich voll auf Alster konzentrieren. Was hat sich im Team getan in dem Jahr, das Sie verpasst haben?

Biederlack:

Personell hat sich einiges geändert. Ich war vor allem sehr positiv überrascht, dass uns ein Topspieler wie der Brite Barry Middleton verstärken wird. Das zeigt, dass der Verein die Ambitionen hat, wieder ganz oben anzugreifen.

War das für Sie eine Voraussetzung dafür zurückzukommen? Immerhin ist der einzige Titel, der Ihnen fehlt, der in der Euro Hockey League.

Biederlack:

Den Vorgängerwettbewerb, Europapokal der Landesmeister, habe ich schon gewonnen, und deshalb ist die EHL auch keine Voraussetzung für den Wechsel gewesen, sonst hätte ich ja in Madrid bleiben müssen. Aber ich möchte natürlich, dass Alster sich erfolgreich ausrichtet. 2008 waren wir deutscher Meister, 2009 haben wir uns für die EHL qualifiziert, 2010 sind wir leer ausgegangen. Mittelfristig müssen wir wieder konkurrenzfähig sein und oben mitspielen. Den Anspruch sollte man haben.

Glauben Sie, dass das schon 2011 wieder möglich ist?

Biederlack:

Wir haben eine sehr gute Mischung aus einigen starken Ausländern, erfahrenen deutschen Spielern wie mir und jungen Talenten. Das Potenzial ist groß, wir müssen es nur ausschöpfen. Dennoch denke ich, dass Rot-Weiß Köln und der Uhlenhorster HC derzeit einen Schritt voraus sind.

Haben Sie nach dem 2:6 in Krefeld schon bereut, zurückgekommen zu sein? Vermissen Sie Madrid?

Biederlack:

Bereuen tun wir es nicht. Wir blicken auf eine schöne Zeit zurück, haben in Spanien viele nette Menschen kennengelernt. Aber in der Heimat fühlen wir uns auch wohl. Deshalb bin ich froh, zurück zu sein.