Ein Kommentar von Björn Jensen

Stellen Sie sich vor, Sie leben seit Jahren in einer Wohnung, die Ihnen gut gefällt. Plötzlich kommt Ihr Vermieter und zwingt Sie in ein Zimmer, in dem niemand wohnen will. Er sagt Ihnen zwar, dass es nur für eine Übergangszeit ist, wie die endgültige Lösung aussieht, sagt er jedoch nicht. So ähnlich geht es den Hockeydamen in der morgen beginnenden Bundesligasaison. Sie müssen den in der Herren-Bundesliga auf breite Ablehnung gestoßenen Spielmodus übernehmen, allerdings nur für eine Saison, weil bereits feststeht, dass er danach von einem neuen System ersetzt wird, das noch erarbeitet werden muss.

Der Ärger aller Beteiligten ist verständlich, die Lösung kompliziert: Will man mehr Öffentlichkeitsinteresse schaffen, muss die Feldsaison attraktiver werden, was über die Einführung von Play-offs, die im Herren-Modus längst gespielt werden, erreicht werden kann. Will man ein gerechtes System, muss man Hin- und Rückrunde wieder einführen. Will man die Terminbelastung eingrenzen, darf nicht mit zwölf Teams gespielt werden, sondern mit maximal zehn. Will man konsequent sein, muss die Trennung der Kader für Feld- und Hallenhockey viel strikter umgesetzt werden.

Die Lösung kann nur in einem Kompromiss liegen, der allen Seiten das Gefühl gibt, ernst genommen worden zu sein. Umstände wie derzeit, über die fast alle Bundesligatrainer den Kopf schütteln, schaden dem Hockey immens. Die Kommission, die den neuen Modus ausarbeitet, hat die Zukunft einer Sportart in der Hand. Entsprechend sollte sie besetzt werden: mit Fachleuten aus allen Lagern, die ideologiefrei Für und Wider abwägen. Sonst wird der Sprung aus der Nische nie gelingen.