Am Sonnabend startet die Feldhockey-Bundesliga der Damen. Drei von vier Hamburger Teams haben zur neuen Saison den Cheftrainer getauscht.

Hamburg. Ein Fossil, so lehrt uns das Lexikon, ist ein Zeugnis vergangenen Lebens aus der Erdgeschichte. Nun wäre es vermessen, Jens George fehlende Lebendigkeit nachzusagen, schließlich sprüht der 41-Jährige wie gewohnt vor Elan und Vorfreude auf die morgen beginnende Saison 2010/11 in der Feldhockey-Bundesliga der Damen. Trotzdem ist der Trainer des Clubs an der Alster in diesen Tagen ein gutes Beispiel für Vergänglichkeit, denn George ist der einzige Vertreter der vier Hamburger Bundesligisten, der seinen Posten auch in der vergangenen Saison bekleidete.

Dass er deshalb bei der Saisoneröffnungs-Konferenz gestern als Fossil bezeichnet wurde, stört George nicht. Seit 2001 ist er Cheftrainer der Alster-Damen. Obwohl er bisweilen feststellt, "dass ich einige Dinge immer wieder erzähle und mich frage, ob es gut ist, dass ich seit zehn Jahren dasselbe mache", ist er der festen Überzeugung: Konstanz ist wichtig, um Erfolg zu haben.

Und weil George zu dieser Saison mit den Spanien-Rückkehrerinnen Martina Heinlein und Lena Jacobi, der spanischen Verteidigerin Janina Casanova Sole und der deutschen Nationalspielerin Christina Schütze vier hochkarätige Verstärkungen für seinen Kader gewinnen konnte, freut er sich auf den Auftakt wie lange nicht. "Unser Ziel sind die Plätze eins bis vier. Mein Team hat Klasse und ein großartiges Gefüge, mir macht es Riesenspaß. Was will ich mehr?" fragt er.

Fehlender Spaß an der Arbeit war der Hauptgrund dafür, dass Peter Krueger im Sommer "nach 40 Jahren Ehe" die Scheidung vom Harvestehuder THC einreichte. Der 45-Jährige fühlte sich in seiner Gestaltungsfreiheit eingeschränkt und von seinem Heimatverein nicht genug wertgeschätzt. Beim Klipper THC überschrieb man ihm nicht nur die Verantwortung für die Bundesliga-Damen als Nachfolger von Björn Gerke, sondern auch eine Führungsrolle in der Nachwuchsarbeit. Das Ziel des Vereins ist es, sich in der Eliteklasse zu etablieren und mittelfristig an die Erfolge zu Beginn des Jahrtausends anzuknüpfen. In Kruegers Schlepptau wechselten mit Nationaltorhüterin Kristina Reynolds und Spielmacherin Maryna Vynohradova zwei Topstars zu Klipper, die den Abgang der nach Kanada zurückgekehrten Führungsspielerin Kelly Köpp mehr als kompensieren dürften.

Dass neben Reynolds und Vynohradova auch Abwehrspielerin Silke Klapdor zu Klipper ging und Routinier Gylla Rau ihr Karriereende bekannt gab, macht die Arbeit für Kruegers Nachfolger Stephan Platz, 30, nicht leichter. Der zuletzt aus Studiengründen in England engagierte Berliner hat nur 16 Spielerinnen im Kader, dennoch will er sich nicht damit abfinden, als Abstiegskandidat gehandelt zu werden. "Bei uns herrscht ein großartiger Teamgeist, meine Spielerinnen wollen beweisen, dass sie mithalten können. Unser Ziel ist, mindestens Platz acht zu schaffen und damit der Abstiegsrunde zu entgehen", sagt Platz, der in Kapitänin Rike Sager, der vom Rücktritt zurückgetretenen Carolin Sender und der von Alster gekommenen Birgit Borkamm seine tragenden Säulen sieht.

Ganz andere Ansprüche darf Kais al-Saadi an seine Mannschaft stellen. Der 33-Jährige, bislang als Jugendtrainer im Klub aktiv, übernahm den deutschen Vizemeister Uhlenhorster HC von Lars Reinecke und muss mit dem Druck klarkommen, als Titelfavorit gehandelt zu werden. "Ich sehe meine Rolle nicht als neu an, sondern als Fortführung meiner Arbeit als Jugendtrainer", sagt al-Saadi, der einige Jugendspielerinnen, die er selbst jahrelang ausbildete, in seinen extrem jungen Kader integrieren wird. "Das war und ist das Erfolgsrezept des UHC", sagt er. Die Mannschaft ist auf allen wichtigen Positionen zusammengeblieben, mit Mia Sehlmann vom Großflottbeker THGC wurde eine Perspektivspielerin verpflichtet, "die sportlich schon jetzt unverzichtbar ist".

Mit Torhüterin Yvonne Frank, Abwehrchefin Janne Müller-Wieland und Sturmführerin Eileen Hoffmann hat al-Saadi eine perfekte Achse, die die vielen jungen Talente in die richtigen Bahnen lenkt. Einziges Problem ist die Verletztenmisere. Mit Nicola Scharlau, Jana Teschke und Lisa Hahn fehlen drei Stammspielerinnen verletzungsbedingt bis zur Rückrunde. Der neue Spielmodus (siehe Infokasten) ermöglicht es dem Coach jedoch, darüber locker hinwegzusehen. "Wir wollen die Hauptrunde nutzen, um uns für die Play-offs einzuspielen", sagt er.