Finanziell ist der Europacup ein Verlustgeschäft. Nicht einmal der Sieger der wichtigsten Klubwettbewerbe Europas erhält ein Preisgeld.

Hamburg. Die Frage nach dem Warum kann Horst Müller-Wieland beantworten, ohne auch nur ansatzweise nachzudenken. "Es ist für jeden Sportverein, egal ob im Fußball, im Hockey oder sonst wo, das Größte, einen Europapokal im Klubheim zu haben", sagt der Präsident des Uhlenhorster Hockeyclubs (UHC). Müller-Wieland weiß, wovon er spricht, immerhin haben die Bundesligaherren des UHC die in der Feldsaison 2007/08 eingeführte Euro Hockey League (EHL) gleich in ihrer Premierenspielzeit gewonnen. Aber dass Vereine wie der Hamburger Traditionsklub Jahr für Jahr ihre Teams zu internationalen Wettbewerben schicken, ist nicht selbstverständlich, wenn man weiß, dass der Gewinn eines Pokals und der damit verbundene Imagezuwachs die einzigen Anreize sind. Finanziell ist der Europacup ein Verlustgeschäft.

Mit Blick auf das Osterwochenende, an dem sowohl die Damen als auch die Herren des Klubs in der EHL aktiv sind (siehe Infokasten), lässt sich der logistische und finanzielle Aufwand am Beispiel des UHC anschaulich erklären. Das Problem begann schon durch den harten und langen Winter. Da im März in Hamburg nicht an Training unter freiem Himmel zu denken war, mussten beide Teams für mehrtägige Trainingslager nach Spanien fliegen. Die Herren hatten das Glück, an einem Einladungsturnier auf Gran Canaria teilnehmen zu können, bei dem der Ausrichter für Kost und Logis aufkam. Die Damen wohnten auf eigene Kosten in Barcelona in einer Jugendherberge mit Vierer-Schlafräumen. Die Anreise erfolgte im Billigflieger teils über Tschechien, um Geld zu sparen. Zu den EHL-Turnieren in Berlin (Damen) und Rotterdam (Herren) reisen die Mannschaften als Selbstfahrer in Pkw oder Kleinbussen.

Während die EHL-Organisatoren den Herren immerhin rund 5000 Euro Zuschuss für Hotel und die Verpflegung gewähren, müssen die Damen komplett für die Kosten aufkommen. Antrittsgagen wie im Fußball, wo der HSV allein fürs Erreichen der Gruppenphase der Europa League 900 000 Euro einstrich - Fehlanzeige. Nicht einmal der Sieger der wichtigsten Klubwettbewerbe Europas erhält ein Preisgeld. "Wir spielen um die Ehre - und um den Pokal fürs Klubhaus", sagt Müller-Wieland.

Um die Kosten für die Teilnahme einzuspielen, haben die Aktiven mittlerweile diverse Einnahmequellen erschlossen. Im Winter reiste ein Herrenteam in eigenen Pkw nach Frankreich, wo es ein mit 5000 Euro dotiertes Hallenturnier gewann. Dazu werden mit viel Erfolg Tor- und Spielerpatenschaften angeboten. Privatpersonen oder Mäzene können sich vor einer Saison verpflichten, eine gewisse Summe für jedes Tor zu spenden, das ein Spieler oder das Team schießt. Zwischen 3000 und 5000 Euro pro Jahr kommen so pro Mannschaft zusammen. Außerdem gibt es mit dem Emissionshaus ConRendit in dieser Saison einen Sponsor, der exklusiv in allen EHL-Spielen die Trikotbrust der UHC-Teams ziert.

Trotz allen Engagements bleibt am Ende im Durchschnitt ein Defizit von 15 000 Euro, das teils über Sponsoren aufgebracht und zu einem Großteil aus den Mitgliederbeiträgen gedeckt wird. Ohne den Idealismus der Vereinsangehörigen wären Auftritte auf der internationalen Bühne für den UHC nicht denkbar. Müller-Wieland ist deshalb besonders dankbar, dass es Menschen wie Ingrid Perdoni gibt. Die Mutter von Erste-Herren-Akteur Alex Perdoni kümmert sich ehrenamtlich um die kompletten Reisebuchungen beider Teams. Sogar für die rund 150 UHC-Anhänger, die über Ostern mit in die Niederlande reisen, hat sie ein komplettes Hotel mit 40 Zimmern geblockt. Solche Menschen sind es, die einen Triumph auf dem Kunstrasen zu einem Kunststück werden lassen, an dem ein ganzer Verein Anteil nimmt. "Wenn man die Begeisterung sieht, mit der alle bei der Sache sind, stellt man sich die Frage nach dem Sinn der Europacupteilnahme nicht mehr", sagt der Präsident, der an Ostern in Berlin mit seinen Töchtern Roda und Janne mitfiebern wird, "denn dann weiß man, dass alle alles geben, um auch an Pfingsten die Endrunde spielen zu dürfen." Koste es, was es wolle.