Deutschland muss um den Halbfinaleinzug bangen. Moritz Fürste vom UHC über seinen Fehlschuss und Joggingrunden mit Armeebewachung.

Neu Delhi. Abendblatt: Herr Fürste, überwiegt nach dem 2:2 gegen den Mitfavoriten und Erzrivalen Niederlande die Freude oder die Enttäuschung?

Moritz Fürste: Ganz klar die Enttäuschung. Wir hatten die große Chance, vorzeitig ins Halbfinale einzuziehen, und wir haben es nicht geschafft. Mit einer Ecke in der Schlussminute hatte ich die Chance, das Spiel zu entscheiden, aber ich habe zu egoistisch gedacht. Ich war mir sicher, dass ich treffen würde, habe aber die falsche Entscheidung getroffen. Das nehme ich voll auf meine Kappe. Ich muss nun gegen Neuseeland alles dafür tun, um das geradezubiegen.

Abendblatt: Gegen die Neuseeländer gibt es am Dienstag ein echtes Endspiel um den Halbfinaleinzug. Was erwartet Sie und Ihr Team dort?

Fürste: Wir haben im Vorfeld damit gerechnet, dass es im letzten Spiel um alles gehen würde. Wir müssen gewinnen und werden deshalb Vollgas geben. Neuseeland steht sehr tief in der Raumdeckung, sie kontern gefährlich und haben eine gute Strafecke. Aber wenn wir sie nicht schlagen, haben wir es auch nicht verdient, ins Halbfinale zu kommen.

Abendblatt: Wie schlagen sich die anderen drei WM-Teilnehmer aus Hamburger Klubs bislang?

Fürste: Sehr gut. Meine Klubkollegen Philip Witte und Florian Fuchs sorgen offensiv für eine Menge Wirbel. Gerade Philip hätte heute zwei Tore machen können, aber ihm hat ein wenig das Glück gefehlt. Tim Jessulat macht seine Sache als Ersatz für unseren verletzten Stammtorwart Max Weinhold sehr gut. Er hat auch heute wieder richtig stark gehalten.

Abendblatt: Im Vorfeld des Turniers gab es viele Diskussionen um die Sicherheit. Wie ist es denn nun wirklich in Neu Delhi? Fühlen Sie sich sicher?

Fürste: Absolut. Hier passiert überhaupt nichts. Man hat manchmal sogar das Gefühl, dass es übertrieben wird. An unseren freien Tagen fahren wir immer zum Joggen in einen Park. Da laufen dann vorneweg und hinterher mit Maschinengewehren bewaffnete Soldaten, die uns bewachen sollen. Das sorgt für mehr Aufsehen, als wenn wir einfach nur joggen gehen würden. Aber ich will mich nicht beklagen. Es ist ja richtig, dass alles getan wird, damit wirklich nichts passiert.

Abendblatt: Die Konsequenz daraus ist, dass Sie nur mit der gesamten Gruppe unterwegs sein und die Stadt nicht auf eigene Faust erkunden können.

Fürste: Ja, aber das muss man in Kauf nehmen. Wir fühlen uns in unserem Hotel im Botschaftsviertel sehr wohl und gut behütet. Den Australiern und Pakistanis, die als besonders gefährdet gelten, geht es viel schlechter. Uns Deutschen schlagen hier viele Sympathien entgegen.

Abendblatt: Wie ist die Atmosphäre im Stadion bei Ihren Spielen?

Fürste: Heute war es zum ersten Mal richtig gut besucht, es waren sogar rund 1000 deutsche Fans da. In den ersten drei Spielen war das Stadion allerdings ziemlich leer. Das liegt daran, dass wir immer an den Tagen spielen, an denen Indien spielfrei hat. Was los ist, wenn die Gastgeber spielen, haben wir am vergangenen Sonntag gehört, als das Auftaktspiel Indien gegen Pakistan lief und wir auf einem Nebenplatz trainiert haben. Die anderen indischen Spiele haben wir live im Fernsehen geschaut, und da hat man gemerkt, was da abging.

Abendblatt: Auch vor den Hygiene-Verhältnissen in Indien waren Sie vor dem Turnier eingehend gewarnt worden. Haben sich diese als Problem dargestellt?

Fürste: Bislang hat bis auf unseren Trainer noch niemand aus der deutschen Delegation ernsthafte Magen-Darm-Probleme bekommen. Wir sind ja hervorragend vorbereitet worden. Wir essen nur in unserem Hotel, und das Essen ist sehr gut. Etwas scharf, aber wir haben uns daran gewöhnt. Ein wenig Magengrummeln hatte zwar fast jeder schon, aber das ist ganz normal. Aussetzen musste deshalb niemand. Ich hoffe, das bleibt so.