Der Altmeister steht im Zentrum des Interesses. Fernando Alonso sagt: “Siege sind gegen ihn mehr wert.“ Heute wird zum ersten Mal trainiert.

Bahrain. Vieles deutet daraufhin, dass Michael Schumacher ein eitler Mensch ist. Taucht er auf der öffentlichen Bühne auf, ist der Formel-1-Fahrer stets akkurat frisiert. Bei der Vorstellung neuer Bekleidungssponsoren hat er neulich in München angegeben, er wolle sich beim Design einbringen. Und als er gestern früh in Bahrain seinen ersten Auftritt hatte und nach den Fotos in der örtlichen Filiale seines Arbeitgebers Mercedes für die Fernsehinterviews die Teamkappe aufsetzen musste, fingerte er ausführlich am Einstellband herum, auf das natürlich sein Name gestickt war. Alles muss perfekt sitzen.

Zuweilen aber geht selbst Schumacher das Spektakel auf den Geist, dass schon vor dem Rennauftakt am Sonntag um sein Comeback gemacht wird. Zur Begrüßung werden die Besucher des Königreichs schon am Flughafen von der Werbung für das Rennen empfangen - von einem strahlenden Schumacher. Auch auf dem Highway zur Rennstrecke hängt das Poster in regelmäßigen Abständen. Mit Schumachers Kollegen machen die Veranstalter keine Reklame, obwohl drei weitere Weltmeister am Start sind. "Wenn diese Saison nicht elektrisiert", sagt der aktuelle Titelträger Jenson Button aus England, "müssten wir irgendwas falsch machen."

Michael Schumacher, mit sieben Weltmeistertiteln der Rekordhalter der Zunft, ist mehr Egoist als Egozentriker. Die Poleposition an der Werbetrommel träte er umgehend ab, wenn sie ihn ließen. "Was ich vermisst habe", sagt Schumacher (41) zu seiner Rückkehr nach drei Jahre Pause, "ist, im Auto am Steuer zu sitzen, und gegen die Jungs auf dem Track zu fahren." Doch natürlich weiß der wohl gebräunte, bestens erholt wirkende dunkelblonde Mann, dass gerade zum Saisonauftakt die lästigen PR-Nummern zu seinen vertraglichen Nebenpflichten gehören. Er lächelt, und wenn einer bei der Präsentation im Autohaus ein Autogramm haben will, gibt es die Unterschrift, die sonst Millionen Euro kostet, sogar gratis.

Für den Helden von gestern wird die Zukunft links liegen gelassen. Schumachers Teamkollege Nico Rosberg (24) hat abseits des Ballyhoos viel Zeit, dafür zu sorgen, dass seine Mimik nicht zu sehr verrät, wie despektierlich er die Konzentration des Interesses auf Schumacher findet. "Es ist eine Herausforderung, mit Michael in einem Team zu fahren", sagt er höflich." Die Formel 1 verbreitet eine Kuschelatmosphäre.

"Ich war über das Comeback erstaunt, aber das ist eine gute Sache für uns alle, für die Fahrer und für den Sport", sagt Ferraris neuer Star Fernando Alonso, "Michaels Rückkehr kann der Formel 1 nur helfen." Bei der offiziellen Pressekonferenz zur Saisoneröffnung hat der Automobil-Weltverband Fia Schumacher ins Zentrum gesetzt, eingerahmt von Ferraris Team aus Alonso und dem Brasilianer Felipe Massa, hinter sich McLarens Champions Button und Lewis Hamilton. Die durften dann auch schon mal sticheln: "Es ist großartig, Michael wieder dabei zu haben", lästert der Sonnyboy Button (30), "dann fühle ich mich wieder jung."

Schumacher erinnerte sich an seine eigene Zeit als Lenkrad-Knirps unter Vollgas-Koryphäen wie Ayrton Senna oder Alain Prost: "Zuerst war ich auch gespannt, wo ich landen würde, aber dann habe ich gemerkt, dass sie auch nur mit Wasser kochen."

Für Alonso ist Schumachers Comeback nur noch mehr Motivation: "Einen Grand Prix zu gewinnen, wenn Michael dabei ist, hat eine größere Wertigkeit." Der Spanier weiß, wie das geht. Er hat als einziger aktiver Pilot Schumacher im Kampf um den Titel besiegt.