Der Countdown läuft: Wenige Tage vor dem Start der Formel-1-Saison fiebern die Fans dem Comeback von Michael Schumacher entgegen.

Sachir. Das Warten hat ein Ende: 1239 Tage nach seinem letzten Rennen will Michael Schumacher wie Phoenix aus der Asche in eine neue Formel-1-Ära starten. Doch der Widerstand in der Wüste von Sachir um Vizeweltmeister Sebastian Vettel ist enorm: Gleich drei Weltmeister wollen Schumacher das PS-Leben schwer machen, hinzu kommt in Nico Rosberg der eigene Teamkollege. „Die Saison ist lang und der Kampf wird hart, keine Frage. Aber ich liebe diesen Kampf – genau deshalb bin ich zurück gekommen“, sagte der neue Mercedes-Star vor seinem ersten Rennen seit dem 22. Oktober 2006.

Teamchef Ross Brawn, Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug und Schumacher „werden pushen wie verrückt, um Rennen zu gewinnen – und ich bin sicher, sie werden es auch“, meinte Titelverteidiger Jenson Button. Schumacher gegen den Rest der Formel-1-Welt: Die PS-Branche feiert seit Monaten die Rückkehr des Rekordchampions. Ihn zu schlagen würde den WM-Triumph noch süßer schmecken lassen. Nicht nur für Button oder dessen weltmeisterlichen Teamkollegen Lewis Hamilton, die im britischen McLaren-Rennstall das Pendant zur deutschen Nationalmannschaft der Königsklasse im Mercedes bilden.

Die Tifosi würden einen Sieg von Ferrari über den abtrünnigen Ex-Fahrer und ehemaligen Berater besonders auskosten. Die Hoffnungen ruhen auf Schumacher-Kumpel Felipe Massa („auf der Strecke ruht die Freundschaft“) und dem zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso. Bei den Testfahrten hinterließ das brasilianisch-spanische Latino-Duo mit der „Roten Göttin“ den besten Eindruck.

„Das ist das Schöne, dass man nie weiß, wer wie stark sein wird, wir müssen bis zum ersten Rennen warten, wo alle die Hosen runter lassen...“, meinte Vizechampion Vettel vor dem ersten von in diesem Jahr 19 WM-Läufen mit zwölf Teams und damit 24 Fahrern - allein sechs Deutsche. Vettel ist einer davon. Spätestens nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi am 14. November will er der eine ganz oben sein. „Ich hoffe, dass er am Jahresende recht behalten hat“, sagte Vettel zum Meistertipp von Formel-1-Promotor Bernie Ecclestone. Der Brite setzt trotz Schumi-Comeback auf Vettel.

Dass Schumacher, dem Bruder Ralf in Bahrain nur Platz 5 zutraut, ebenfalls eine Rolle im WM-Kampf spielen wird, davon sind die Teamchefs aber überzeugt. „Er hat nichts von seiner Geschwindigkeit verloren“, sagte Renault-Teamchef Eric Boullier. Vettels Teamchef Christian Horner hält den 41-Jährigen mit den historischen Formel-1-Maßen 7-91-68 (WM-Titel/Grand-Prix-Siege/Pole Positionen) für einen WM-Faktor. Allein das Auto muss mitspielen. Neue Teile sollen den Silberpfeil für den ersten Kampf weiter in Form bringen. „Unser Ziel ist es immer, das nächste Rennen zu gewinnen. Und das nächste Rennen ist Bahrain“, sagte Brawn.

Der dreimalige Champion und seinerzeit erfolgreiche Rückkehrer Niki Lauda traut Schumacher den ganz großen Coup zu. „Als siebenmaliger Weltmeister hatte er früher ein Niveau, das bisher kein anderer erreicht hat. Deswegen ist er in der Lage, nach drei vahren Pause sofort wieder auf einem Toplevel einzusteigen“, sagte der Österreicher bei „n-tv.de“

Ob Schumacher gegen Alonso & Co um den Titel fahren wird oder den eigenen Ruf gefährdet, wird sich zeigen. Vettel jedenfalls stellte schon mehrfach klar, dass er für Schumacher ganz gewiss nicht an die Seite fahren werde. „Ich glaube, es bremst keiner für Michael“, prophezeite auch schon Neueinsteiger Nico Hülkenberg. Er stieg durch Rosbergs Wechsel zu Mercedes zum Stammfahrer bei Williams auf und machte das deutsche Sextett in der Königsklasse perfekt. Adrian Sutil wird weiter für Force India Gas geben. Punkte sind das Ziel.

Davon ist Timo Glock Welten entfernt. Der Gerüstbauer betätigt sich als Aufbauhelfer fürs neue Virgin-Team, einer von insgesamt vier geplanten, aber nur drei realisierten Neueinsteigern in die Formel 1. „Es macht auf jeden Fall Spaß mitzuerleben, dass das Team Informationen geradezu aus mir heraus saugt“, sagte er, nachdem er den Schritt zu einem kleinen Team gewagt hat. Im Gegensatz zu Nick Heidfeld: Der Mönchengladbacher fand sich letztlich mit dem Ersatzplatz beim Mercedes-Team ab.

Ob er am Ende der Saison mit Schumacher & Co einen Grund zum Mitfeiern hat – nach 49 Runden à 6,299 Kilometer und der Gesamtdistanz von 308,405 Kilometern am Sonntag auf dem Bahrain International Circuit wissen alle schon mal ein bisschen mehr. Schumacher, der am Mittwoch im rund 30 Grad heißen Bahrain ankam, freut sich jedenfalls schon ein bisschen wie ein „Kind vor Weihnachten“.