Ferrari feiert beim Formel-1-Auftakt in Bahrain einen Doppelsieg. Schumacher wird Sechster, Vettel verpasst unglücklich den sicheren Sieg.

Manama. Sebastian Vettel stellte seinen Dienstwagen frustriert nach der Ziellinie ab, Michael Schumacher beschwor nach Platz sechs in seinem Comeback-Rennen den alten Kampfgeist. In seinem ersten Grand Prix nach 1239 Tagen musste der 41 Jahre alte Rekordweltmeister zwar den triumphalen Doppelsieg seines Ex-Teams Ferrari vor Lewis Hamilton und dem viertplatzierten Vettel mitansehen. Doch verkündete der Formel-1-Rückkehrer anschließend recht gelassen: „Ich habe schon große Abstände am Beginn einer Saison gehabt und trotzdem am Ende um die WM gekämpft. Es wäre jetzt sicherlich verfrüht, schon eine Prognose zu wagen und zu sagen, da geht nichts mehr. Es geht immer.“

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Das dürfte sich ganz lange im Rennen auch Vettel gesagt haben. Der Hesse sah wie der sichere Sieger aus. Doch ein Defekt am neuen Red Bull bremste den Vizeweltmeister aus Heppenheim am Sonntag beim Großen Preis von Bahrain. „Ich hatte einfach keinen Dampf mehr auf der Kette“, meinte sein der 22-Jährige, der von der Pole Position gestartet war. Im letzten Renndrittel musste er erst den späteren Sieger Fernando Alonso, dann dessen am Ende zweitplatzierten Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa und schließlich Hamilton im McLaren- Mercedes passieren lassen: „Der vierte Platz ist Schadensbegrenzung.“

Zwischen Vettel und Schumacher schob sich noch dessen Mercedes- Teamkollege Nico Rosberg und feierte damit einen kleinen Prestigeerfolg im internen Duell mit dem siebenmaligen Weltmeister. Der Routinier unterstrich, dass mit ihm im Lauf der 19 Grand Prix langen Saison zu rechnen sein dürfte. Das Lob von Teamchef Ross Brawn fiel allerdings eher verhalten aus, er sprach von einer „respektablen Leistung, aber nicht berauschend“.

Bei Vettels Teamchef Christian Horner klang das anders: „Er ist heute ein großartiges Rennen gefahren.“ Es reichte wegen des erstmal nicht näher bekannten Defekts aber nicht. Nach rund einem Drittel des Rennens meldete er per Boxenfunk frustriert: „Ich habe Probleme.“ In der 35. von 49 Runden musste er Alonso und Massa ohne Gegenwehr vorbei ziehen lassen. Drei Umläufe später rauschte Hamilton locker am weitgehend wehrlosen Vettel vorbei. Immerhin konnte der Heppenheimer die Angriffe seiner deutschen Mercedes-Rivalen abwehren.

Alonso krönte seinen ersten Renneinsatz im „Roten Renner“ gleich mit dem Sieg. „Das ist ein ganz besonderer Tag“, sagte der zweimalige Weltmeister aus Spanien. „Besser kann man so eine Beziehung nicht beginnen.“ Sein Ferrari-Teamkollege Massa durfte sich bei seinem ersten Start nach seinem schweren Unfall in Ungarn im vergangenen Juli als Zweiter ebenfalls wie ein Sieger fühlen. „Ich danke Gott, dass das so geklappt hat“, sagte der Brasilianer bewegt. „Ich bin glücklich, hier zu sein. Ein fantastischer Auftakt.“

Alonso gewann auf dem Bahrain International Circuit in 1:39:20,396 Stunden. Massa lag 16,099 Sekunden zurück. Vettel war 38,799 Sekunden langsamer als Alonso, Schumacher 44,163 Sekunden. Alonso führt nach dem neuen Punktesystem mit 25 Zählern vor Massa (18), Hamilton (15) und Vettel (12). Schumacher holte acht Punkte. Neuling Nico Hülkenberg aus Emmerich belegte im Williams den 14. Platz. Adrian Sutil aus Gräfelfing erreichte im Force India Rang zwölf. Timo Glock aus Wersau kam mit dem neuen Virgin-Team nicht ins Ziel. Wegen eines Getriebeschadens musste der Odenwälder sein Auto in der 21. Runde in der Garage abstellen.

Der mit viel Spannung erwartete Start verlief weitgehend problemlos. Obwohl die Rennwagen wegen des Nachtankverbots um die 160 Kilogramm Benzin an Bord hatten, meisterten die Piloten die Situation bestens. Vettel nutzte seine Pole-Position und setzte sich ungefährdet an die Spitze. Das Ferrari-Duo Massa und Alonso folgte mit einem gewissen Sicherheitsabstand.

Vettel kontrollierte das Geschehen von der Spitze aus deutlich. Der Red-Bull-Pilot baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Schumacher hatte auf Platz sechs keine Chance, den vor ihm liegenden Hamilton zu attackieren. Aber auch von hinten drohte dem Rückkehrer keine Gefahr. „Es war nicht besonders anstrengend für mich“, bilanzierte Schumacher nach den 308,405 Kilometer bei Temperaturen deutlich über 30 Grad in der Wüste von Sachir.

Erst die ersten Reifenwechsel brachten Verschiebungen im Feld. Hamilton und Schumacher steuerten im 16. Umlauf als erste der Top- Acht die Box an; die anderen Sieganwärter folgten wenig später. Rosberg verlor bei diesem Halt seinen zwischenzeitlichen vierten Platz an Hamilton. Der in der 19. Runde eingebogene Vettel blieb auch nach dem Wechsel auf harte Reifen zunächst ungefährdet vorn. Bis die Problem mit seinem Auto kamen.