Am 14. März startet in Bahrain die neue Saison. Der 22-Jährige Grand-Prix-Neuling Nico Hülkenberg aus Emmerich sitzt erstmals im Williams.

Hamburg. Nicolas Hülkenberg, genannt Nico, ist 22 Jahre alt und erinnert mit seinen blonden Haaren ein wenig an den finnischen Rennfahrer Kimi Räikkönen. Der Neuling ist dieses Jahr der sechste deutsche Formel-1-Fahrer.

Hamburger Abendblatt: Hat Sie Michael Schumachers Comeback überrascht?

Nico Hülkenberg: Irgendwie habe ich mir das schon gedacht, als die Gerüchte über seine Rückkehr aufgekommen sind. Ich habe ihn als hungrigen und ehrgeizigen Menschen kennen gelernt. Er ist körperlich noch fit. Nichts spricht gegen ein Comeback.

Abendblatt: Wird er mit seinen 41 Jahren nicht zurückstecken im Duell mit jüngeren Fahrern?

Hülkenberg: Auf keinen Fall. Ein Michael Schumacher steckt nicht zurück.

Abendblatt: Auch Sie werden jetzt gegen ihn fahren.

Hülkenberg: Stimmt, aber auf der Strecke ist er ein Gegner wie jeder andere. Im Rennen denke ich doch nicht darüber nach, ob ich ihn jetzt überholen soll oder nicht, nur weil das Michael Schumacher ist. Es ist mein Job, an jedem vorbeizuziehen.

Abendblatt: Ihr Manager Willi Weber hat auch Michael Schumacher betreut. Wie oft haben Sie über Schumacher geredet?

Hülkenberg: Eigentlich wenig.

Abendblatt: Waren Sie gar nicht interessiert? Ist Schumacher kein Vorbild?

Hülkenberg: Nein. Als ich klein war, habe ich natürlich bei jedem Grand Prix mit ihm mitgefiebert. Meine Vorbilder waren andere.

Abendblatt: Im vergangenen Jahr sind Sie Meister in der GP2-Klasse geworden. Dort sind Sie schon 330 bis 340 km/h schnell gefahren. Jetzt kommen bei den Boliden der Formel 1 noch einmal 150 PS mehr dazu. Haben Sie Angst?

Hülkenberg: Nein, gar nicht. Im Übrigen kommen dir 300 Stundenkilometer in einem Formel-1-Wagen langsam vor. Das Auto liegt wie ein Brett auf dem Asphalt. Das ist ja nicht wie eine Fahrt mit einem Pkw über die Autobahn. Die Formel 1 ist technisch viel ausgereifter. Ich merke es vor allem wegen der besseren Aerodynamik. In den Kurven habe ich deutlich besseren Grip auf dem Asphalt. Da kann ich mehr Tempo gehen.

Abendblatt: 300 Stundenkilometer fühlen sich also langsam an. Ist das Rennfahrer-Gefühl vom ultimativen Kick also nur Klischee?

Hülkenberg: Natürlich ist man überwältigt von den Kräften, die auf einen einwirken. Ich war beeindruckt, was in so einem kleinen Fahrzeug steckt. Aber das legt sich mit den ersten Rennen und der Routine.

Abendblatt: Sie haben sogar eine Zeit lang als Praktikant in der Produktionsfabrik von Williams im englischen Grove gearbeitet.

Hülkenberg: Mich fasziniert die Technik. Ich habe mir eine Wohnung in England gemietet und mit dem Technischen Direktor von Williams eine Art Praxiskurs vereinbart. Ich will als Fahrer doch wissen, wie so ein Rennwagen von der ersten Skizze auf dem Papier bis zum Test auf der Strecke entsteht.

Abendblatt: Ihr Team-Boss Frank Williams war beeindruckt ...

Hülkenberg: Mich hat die Zeit in der Fabrik auch beeindruckt. Da sind 500 Menschen vor Ort. Und wenn ein Teil dieses großen Puzzles am Ende nicht stimmt, war die Arbeit umsonst.

Abendblatt: Mit Rubens Barrichello haben Sie einen erfahrenen Formel-1-Star an ihrer Seite. Er ist 285 WM-Rennen gefahren. Müssen Sie sich dem 37-Jährigen unterordnen?

Hülkenberg: Ganz sicher nicht! Ich will ihn schlagen. Das ist doch klar.

Abendblatt: Sie haben eine Ausbildung zum Speditionskaufmann begonnen, fahren aber seit Jahren Autorennen. Können Sie sich noch vorstellen, an einem Schreibtisch zu arbeiten?

Hülkenberg: Die Ausbildung musste ich ja sowieso abbrechen. Zu oft habe ich im Unterricht gefehlt, da das Rennfahren zu viel Zeit gekostet hat. Irgendwann hat mich die Berufsschule vor die Entscheidung gestellt: Ausbildung oder Motorsport.

Abendblatt: Was braucht man, um in die Formel 1 zu kommen?

Hülkenberg: Talent und Speed bringen viele Fahrer mit. Wer richtig gut sein will, braucht Leidenschaft für diesen Sport. Man kann nicht nur das Rennen fahren und dann den Rest der Zeit das Glitzerleben im Formel-1-Zirkus genießen.