Die Formel-1-Welt blickt dieser Tage vor allem auf das Comeback von Michael Schumacher. Dabei hat Deutschland noch einen weiteren Superstar.

Bahrain/Hamburg. Auch wenn es Michael Schumacher nicht gäbe, hätte Deutschland einen Formel-1-Superstar. Gerade einmal zwei Jahre benötigte ein junger Mann aus Heppenheim, um sich in der Elite der schnellen Lenkraddreher zu etablieren. Dass Sebastian Vettel am Ende der vergangenen Saison nur elf Punkte fehlten, um sogar Weltmeister zu werden, ging im medialen Feuerwerk um Schumachers Comeback völlig unter. Vettel schien es recht gewesen zu sein: "Der WM-Zweite ist der erste Verlierer", empfand er den Ausgang des Duells mit dem Briten Jenson Button als Niederlage, obwohl er gleich vier Siegerpokale abgeholt hatte.

Klar war immerhin, dass der Rennwagen des Brausefabrikanten Red Bull in der zweiten Saisonhälfte das schnellste Auto war und der 22 Jahre junge Wahl-Schweizer aus Hessen für viele Beobachter der beste Fahrer des Jahres war. Schnell, intelligent (Abiturschnitt 2,8), analytisch und entspannt - die Eigenschaften eines Champions.

Auch Schumachers Comeback schockt ihn nicht. "Seine Rückkehr ist gut für den Sport", sagt er. "Klar, dass er diese Aufmerksamkeit erhält." Außerdem gönne er ihm die Berichterstattung, "wenn ich dafür die Pokale bekomme". Auf der Strecke sei Schumacher trotz seiner sieben Titel "nur ein Gegner mehr, den ich besiegen muss".

Sebastian Vettel kann sich vor dem ersten Rennen am Sonntag in Bahrain entspannt zurücklehnen. Der neue Jahrgang des Red-Bull-Renners, Typenbezeichnung RB 6, hat ihn überzeugt. Autoflüsterer Vettel, der gern in die technischen Innereien eines Fahrzeugs hineinhorcht, glaubt die Seele seines neuen Dienstwagens erkannt zu haben: "Er hat sich auf Anhieb gut angefühlt. Ich habe einen positiven Eindruck."

Die Konkurrenz war verblüfft, als Vettel und sein australischer Teampartner Mark Webber den neuen Red Bull enthüllten. Der englische Designer Adrian Newey, der gern als Genie bezeichnet wird, hatte sich mit der Vorstellung des RB 6 extrem viel Zeit gelassen und sogar auf die ersten Testfahrten verzichtet. Zum Vorschein kam dann aber ein Auto, das aussah wie sein Vorgänger. Evolution statt Revolution. Doch was unter der blau-gelb-rot lackierten Verkleidung steckt, wird sich erst beim Ernstfall in Bahrain zeigen. Vettel lächelt vielsagend: "Ich vertraue Red Bull." Wenn er in Bahrain zusammengeschraubt wird, könnte der Rennwagen völlig anders aussehen als bei den Tests. Dass Konstrukteur Newey die Akzente setzt, zeigt ein Blick auf die Konkurrenz. Viele Hersteller haben die Frontpartie mit den Höckern auf der Nase und die lang gezogene Airbox im Heck einfach abgekupfert. "Ein Kompliment", findet Vettel.

Das Gerät, die Vorhersage des Formel-1-Chefs Bernie Ecclestone zu erfüllen, hat Vettel also. Der umtriebige Brite traut dem jungen Deutschen, der sein Enkel sein könnte, den Titel zu: "Ich würde auf Sebastian setzen." Und vergisst nicht zu erwähnen, dass Vettel aus seiner Sicht schon in der Vorsaison die Meisterschaft verdient gehabt hätte.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat beobachtet, dass sein Schützling in den vergangenen beiden Jahren sehr gereift ist: "Er ist unglaublich schnell erwachsen geworden." Und, ganz entscheidend auf dem Weg zum Titel: "Er macht keinen Fehler zweimal."