Dramatisches Ende: Eisschnellläufer Sven Kramer lief hervorragend, steuerte Gold an, hörte auf seinen Trainer und wurde disqualifiziert.

Vancouver. Unglaubliche Szene beim 10.000-Meter-Rennen: Der 5000-Olympiasieger und Topfavorit Sven Kramer steuerte am Dienstag im Olympic Oval von Richmond nach 8000 Meter auf die falsche Bahn ein und wurde vom Kampfgericht disqualifiziert. Sein Trainer hatte ihn falsch eingewiesen. Eis-Millionär Kramer hätte das 100. Olympia-Gold für die Niederlande gewinnen können. Die Bestzeit des 23 Jahre alten Friesen (12:54,50 Minuten) blieb wertlos.

So sicherte sich Lee Seung-Hoon mit dem olympischen Rekord von 12:58,55 Minuten als erster Südkoreaner Gold auf einer Langstrecke. Silber ging an den Russen Ivan Skobrew (13:02,07), Bronze an den Niederländer Bob de Jong (13:06,72).

Ausgerechnet im olympischen Finale musste Kramer seine erste Pleite auf den langen Kanten seit dem 24. Dezember 2006 in Kauf nehmen. „Ich bin stinksauer auf meinen Coach, er hat mich falsch eingewiesen“, schimpfte Kramer über seinen Coach Gerard Kemkers, „ich war auf der richtigen Bahn, doch eine Sekunde bevor ich einschwenken wollte, schrie Kemkers 'geh nach innen' und ich habe reagiert. Da hab ich das erste Mal in meinem Leben auf den Trainer gehört.“ Und die Regeln sind klar: Wer die falsche Bahn nimmt, wird disqualifiziert. Der Traum von Gold war schlagartig beendet. Mit hochrotem Kopf stapfte Kramer in die Katakomben. „Sowas hat es bei Olympia noch nie gegeben. Das ist natürlich bitter. Das wünscht man keinem Kollegen", erklärte der deutsche Teamchef Helge Jasch.

Modell-Athlet Kramer musste durch den peinlichsten Fehler seiner Laufbahn sein Vorhaben aufgeben, in die Spur von Norwegens Eis-König Johann Olav Koss zu treten, der 1994 als letzter Eisschnellläufer dreimal Gold bei Olympia gewann. Auch sein Plan, mit drei Goldmedaillen den großen Ard Schenk (3/1/0) als erfolgreichsten Athleten des Eisschnelllauf-Mutterlandes in der Olympia-Geschichte abzulösen, ist vorzeitig geplatzt. In Turin hatte Kramer als 19-Jähriger schon Silber über 5000 Meter und Bronze im Team erkämpft. Zum Auftakt war der zwölfmalige Weltmeister mit seinem Sieg über 5000 Meter dem Südkoreaner noch überlegen gewesen. Diesmal aber ließ sich der ehemalige Shorttracker aus Südkorea feiern.

Der für München startende Sachse Marco Weber kam als einziger Deutscher im Finalfeld in 13:35,73 Minuten auf den zehnten Rang. „Das war viel weniger, als ich mir vorgenommen hatte“, sagte Weber. Vor dem Lauf hatte er den unbedingten Willen zu einer Top-Ten-Platzierung bekundet und die Fortsetzung seiner Karriere an das Abschneiden in Richmond geknüpft.