Um 15.29 Uhr steuerte Schumacher den MGP W01 am Montag in Valencia auf die vier Kilometer lange Strecke. Mit jeder Runde wurde er schneller.

Valencia. Michael Schumacher grinste vergnügt in die Kameras, machte „Daumen hoch“ und genoss allein schon die Vorstellung des neuen Silberpfeils. Bis zu seinen ersten Runden am Steuer eines aktuellen Formel-1-Wagens seit dem 16. April 2008 musste sich Rekordweltmeister allerdings gedulden. Erst um 15.29 Uhr steuerte Schumacher den MGP W01 am Montag in Valencia auf die vier Kilometer lange Strecke. Beobachtet von etwa 200 Medienvertretern und schätzungsweise knapp 2000 PS-Fans – Vorboten des Schumacher-Hypes 2010. „Schumi, gibt Gummi. Willkommen zurück“, hieß es auf einem Plakat oberhalb der Mercedes-Box. Das tat er – und wie!

Mit jeder Runde wurde der siebenmalige Weltmeister schneller. Nach drei Umläufen betrug sein Rückstand auf die Bestzeit von Teamkollege Nico Rosberg weniger als zweieinhalb Sekunden, eine weitere machte er in der nächsten Runde gut und so ging es weiter, nach neun Runden ging es erstmal wieder in die Box, der Rückstand auf Rosberg betrug gerade mal sieben Zehntelsekunden. Dabei hatte Schumachers 17 Jahre jüngerer Rivale im eigenen Rennstall insgesamt 39 Runden und auch die Jungfernfahrt mit dem eleganten mattsilbernen Mercedes absolviert. Man könne die Zeiten nicht interpretieren und bewerten, hatte Rosberg schon vor Schumachers Auftritt gesagt.

„Es ist schon ein bisschen schwierig“, gestand Rosberg in einer kleineren Medienrunde, während die Vielzahl der Journalisten vor dem Mercedes-Zelt auf dessen Teamkollegen warteten. 100 Kameras seien auf Schumacher, eine auf ihn gerichtet. „Ich muss lernen, dass das so ist“, meinte der 24-Jährige, der um kurz vor 9.00 Uhr an Schumachers Seite den neuen Boliden vorgestellt hatte. Mechaniker rollten den Dienstwagen aus der Box, und Rekordweltmeister Schumacher war die Freude auf die bevorstehenden Runden anzusehen. Mit einem Dauerlächeln posierte er ausgiebig für die große Fotografenschar. Rosberg stellte während der Fahrt fest, das der Sitz etwas zu tief justiert war. Ansonsten habe er sich im Auto aber schon wie zu Hause gefühlt.

Schumacher hatte sich schon vor dem Testauftakt auf dem Circuit Ricardo Tormo darauf gefreut, sich „austoben“ zu können. Nachdem sich im vergangenen Jahr bei seinen Runden in einem zwei Jahre alten Ferrari Probleme durch seine Schädelbasisverletzung nach einem Motorradunfall im Februar 2010 eingestellt hatten, war in Valencia auch Chefarzt Dr. Johannes Peil von der Sportklinik in Bad Nauheim mit vor Ort. Ohnehin werden Schumacher und auch Rosberg von Physiotherapeuten der Klinik ständig betreut.

Der 41-Jährige, der sein bis dato letztes Rennen am 22. Oktober 2006 bestritt, wird an diesem Dienstag aussetzen, am Mittwoch soll der Kerpener die weiteren Proberunden mit dem 4,80 Meter langen und 1,80 Meter breiten neuen Boliden drehen. So sieht es die Planung vor.

Dabei besticht sein neuer Dienstwagen durch die höckerförmige und geschwungene Nase, ähnlich wie beim erfolgreichen Red Bull der vergangenen Saison. Auf die auffällige Flosse, wie beispielsweise bei den Autos von McLaren, Renault und auch Sauber verzichteten die Aerodynamik-Strategen bei Mercedes indes – übrigens ebenso wie die Kollegen von Ferrari.

Im Auto der Italiener erwies sich Felipe Massa, im Juli 2009 in Ungarn schwer verunglückt, als unermüdlicher Dauerbrenner und führte zwischenzeitig die Tabelle auch an. Neben Mercedes Grand Prix und Ferrari nutzen McLaren-Mercedes, Renault, Williams, Sauber und Toro Rosso die ersten offiziellen Testtage vor der Saison 2010: WM-Auftakt ist am 14. März in Bahrain. Und dann wird „Schumi“ nicht minder Gas geben.