Als „Hassduell“ war der Kampf hochstilisiert worden, doch am Ende herrschte in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen friedliche Stimmung bei allen Beteiligten.

"Wichtig ist, dass wir einen Kampf gezeigt haben, den man auf diesem Niveau auf der Welt selten sieht. Im Vordergrund steht immer der Sport, und wir haben uns heute verhalten, wie es faire Sportsleute tun sollten", sagte Felix Sturm nach seinem ebenso klaren wie eindeutigen Punktsieg über seinen Pflichtherausforderer Sebastian Sylvester.

Beide Kämpfer hatten sich noch im Ring in den Arm genommen und damit einen Schlussstrich gezogen unter eine Reihe von verbalen Auseinandersetzungen, die es im Vorfeld des ersten deutsch-deutschen WM-Duells seit 15. April 2000 damals siegte Dariusz Michalczewski in Hannover gegen Graciano Rocchigiani gegeben hatte. "Wir respektieren beide die Leistung des anderen. Nur darauf kommt es an. Was im Vorfeld gesagt wurde, spielt keine Rolle mehr", sagte Sturm. Durch den Sieg verbesserte der WBA-Weltmeister im Mittelgewicht seinen Kampfrekord auf 31 Siege aus 34 Kämpfen, während Sylves-ter im 32. Kampf die dritte Niederlage einstecken musste.

In einem von enormem Tempo geprägten Kampf hatte Sturm von Beginn an aus der Ringmitte das Geschehen diktiert. In den ersten beiden Runden beeindruckte der 29 Jahre alte Leverkusener aus dem Hamburger Universum-Stall seinen ein Jahr jüngeren Kontrahenten mit schnellen Kombinationen zu Kopf und Körper. Zwar kam Sylvester in der dritten Runde zu ersten eigenen Treffern, doch Sturm trieb den Greifswalder aus dem Berliner Wiking-Boxteam in den Runden vier bis acht nach Belieben vor sich her. Vor allem die linke Führhand des Weltmeisters schlug immer wieder über der Deckung des Gegners ein.

In Runde neun nahm sich Sturm eine Kunstpause, die Sylvester für sich zu nutzen wusste, doch in den Schlussrunden stellte der Champion seine Weiterentwicklung unter Beweis, als er, anders als in früheren Kämpfen, den offenen Schlagabtausch suchte und Sylvester so jegliche Möglichkeit zum Nachsetzen nahm. Die drei Punktrichter bewerteten das einseitige Gefecht mit zweimal 118:110 und 119:109, das Abendblatt hatte den Kampf ebenfalls mit 118:110 gepunktet.

"Ich bin heute gar nicht in den Kampf reingekommen. Ich hatte erwartet, dass er am Ende mehr weglaufen würde. Es war nicht mein Tag, er hat verdient gewonnen", erkannte der im Gesicht deutlich gezeichnete Sylvester die Leistung Sturms ohne Umschweife an. Beide Boxer lobten die Atmosphäre, die die 9200 Zuschauer in der ausverkauften Arena entfacht hatten. Aus Greifswald waren gut 500 Fans angereist, die sich mit Sturms Anhängern, die sich zu großen Teilen aus Menschen bosnischer Herkunft dem Heimatland von Sturms Eltern zusammensetzten, stimmgewaltige Duelle lieferten. Bis auf wenige Ausnahmen blieb die Stimmung jedoch friedlich, so dass Universum-Chef Klaus-Peter Kohl ein zufriedenes Fazit ziehen konnte: "Der Gewinner ist der deutsche Boxsport."

Im zweiten Hauptkampf des Abends verteidigte der Ukrainer Sergej Dzinziruk (32) seinen WBO-WM-Titel im Superweltergewicht gegen seinen kolumbianischen Pflichtherausforderer Joel Julio (23) über zwölf Runden einstim-mig (116:112, 116:112, 117:111) nach Punkten und verbesserte seinen Kampfrekord auf nun 36 Siege aus 36 Kämpfen.