Felix Sturm zeigt sich wenig beeindruckt vom Sieg seines Rivalen und glaubt nicht an ein direktes Duell.

Hamburg/Bamberg. Als Arthur Abraham am späten Sonnabendabend in Bamberg seinen IBF-WM-Titel im Mittelgewicht verteidigte, hatte Felix Sturm Besseres zu tun, als den Fernseher einzuschalten. Der Mittelgewichtsprofi aus dem Hamburger Universum-Stall, der den WM-Titel des Weltverbandes WBA hält, war als Special Guest von Thomas Gottschalk in der Berliner O⊃2;-World damit beschäftigt, die Aktion "Wetten, dass - bewegt" vorzustellen. Doch selbst wenn der 29 Jahre alte Leverkusener Zeit gehabt hätte, wäre sein Fernseher ausgeschaltet geblieben. "Ich mag Arthurs Art zu boxen gar nicht, deshalb hätte ich mir den Kampf nicht angeschaut", sagte Sturm.

Der Sohn bosnischer Einwanderer verpasste einen von einer leichten Rippenblessur gehandicapten Abraham, der gegen den überforderten Exweltmeister Raul Marquez (37, USA) sechs Runden lang eine sehr ordentliche Vorstellung bot. Marquez gab in der Pause vor der siebten Runde auf, weil ihn ein Cut über dem rechten Auge behinderte und er "keinen Sinn mehr" darin sah, sich weiter verprügeln zu lassen. Abraham fühlte sich, genau wie die 6000 Fans in der ausverkauften Jako-Arena, ein wenig veralbert: "Er hat zu früh aufgegeben, dafür habe ich kein Verständnis", schimpfte der 28 Jahre alte gebürtige Armenier aus dem Berliner Sauerland-Team, der auch im 28. Profikampf unbesiegt blieb.

Viel interessanter als das Geschehen im Ring waren sowieso die Gespräche über die Zukunft des schlagstarken Kämpfers, der bereits zum 23. Mal vorzeitig siegte. Das von den deutschen Boxfans geforderte Duell mit Sturm wäre für Abraham und dessen Manager Wilfried Sauerland ebenfalls ein Traumkampf. "Wir müssen doch feststellen, wer der beste deutsche Mittelgewichtler ist", sagte Abraham, der seine Absicht unterstrich, auch ohne Bezahlung gegen Sturm antreten zu wollen. "In dem Kampf geht es um die Ehre. Am Geld soll er nicht scheitern", sagte er.

Sturm kann über derlei Aussagen nur lächeln. "Das ist ja das Problem: Bislang gab es noch kein ernsthaftes Angebot an meinen Promoter Klaus-Peter Kohl, alles geht immer nur über die Medien", sagte er. Zwar sei auch er "jederzeit und an jedem Ort" bereit für den Kampf, allerdings nur, "wenn die Börse stimmt". Eine Schmerzgrenze wollte er nicht nennen, die kolportierten drei Millionen Euro pro Boxer sind jedoch der Rahmen dessen, was für das Duell aufgebracht werden müsste. Dies ist aber in Deutschland nicht zu stemmen, da sich das Boxen hierzulande, anders als in den USA, nicht im Bezahlfernsehen vermarkten kann. Da jedoch ein deutsch-deutsches Duell keinen US-Sender interessiert, müsste der Kampf allein aus Deutschland finanziert werden. "Die Börsen werden wohl das unlösbare Problem bleiben", sagte Sauerland, der schon am Sonnabend im Abendblatt erklärt hatte: "Ich glaube nicht, dass das Duell kommt."

Ein weiteres Problem ist Abrahams Plan, im Sommer 2009 in den USA gegen WBO/WBC-Champion Kelly Pavlik (USA) anzutreten und danach ins Supermittelgewicht aufzusteigen. "Wenn wir den Kampf nicht im Frühjahr machen, dann kommt er nie", sagte Sauerland. Sturm wäre darüber persönlich nicht traurig. "Natürlich ist das für die Boxfans in Deutschland ein interessantes Duell. Aber ich sehe Arthur nicht als Konkurrent an. Er hat nur eine Waffe, seinen harten Schlag. Aber sportlich gibt es für mich viel größere Herausforderungen", sagte er. Abrahams Prognose, Sturm würde gegen ihn nicht über die Runden kommen, kontert er gewohnt selbstbewusst: "Ich zeige technisches Boxen und kein wildes Rumgehaue." Dass die meisten Boxexperten Abraham im direkten Vergleich als Sieger sehen, ficht ihn ebenfalls nicht an. "Die Experten haben auch gedacht, dass Sebastian Sylvester gegen mich eine Chance hätte. Ich mag es, sie eines Besseren zu belehren." Schade, dass es die Gelegenheit dazu höchstwahrscheinlich nicht geben wird.