Morgen (22 Uhr, ZDF live) kommt es in Oberhausen zum brisanten WM-Kampf im Mittelgewicht zwischen WBA-Champion Felix Sturm (29, Leverkusen) aus dem...

Hamburg. Morgen (22 Uhr, ZDF live) kommt es in Oberhausen zum brisanten WM-Kampf im Mittelgewicht zwischen WBA-Champion Felix Sturm (29, Leverkusen) aus dem Hamburger Universum-Stall und seinem Pflichtherausforderer Sebastian Sylvester (28, Greifswald) vom Berliner Wiking-Boxteam. Es ist das erste deutsch-deutsche WM-Duell seit 15. April 2000. Das Abendblatt bat Sturm-Trainer Michael Timm und Sylvester-Coach Hartmut Schröder zum Interview.


Abendblatt:

Der Kampf Ihrer Schützlinge wird als "Hass-Duell" hochstilisiert, die beiden mögen sich nicht. Wie ist denn Ihr Verhältnis untereinander?

Schröder:

Mit Timmi komme ich sehr gut klar. Wir sehen uns zwar nicht häufig, aber wenn, dann reden wir freundlich miteinander.



Timm:

Hartmut und ich kennen uns schon von früher, als ich Landestrainer in Schwerin war und er in Greifswald die Amateure coachte. Zwischen uns herrscht ein gutes, kollegiales Klima.



Abendblatt:

Wie sehr hat das verbale Ballyhoo im Vorfeld Ihren Kämpfer beeinflusst, und wie sehr, glauben Sie, hat es den Gegner beeinflusst?

Schröder:

Sebastian ist völlig cool mit der Situation umgegangen. Inwieweit es Felix beeindruckt hat, werden wir im Ring sehen.



Timm:

Felix hat das ganze Theater überhaupt nicht gestört. Das Sylvester-Lager dachte wohl, er sei nervlich nicht stark genug, aber sie kennen ihn nicht und unterschätzen ihn. Felix haben die blöden Sprüche nur noch mehr motiviert. Wie das bei Sebastian ist, weiß ich nicht.



Abendblatt:

Wie haben Sie persönlich dieses Theater empfunden?

Schröder:

So etwas gehört dazu. Jetzt zählt aber nur noch das Sportliche, im Ring ist alles andere vergessen. Über das Mentale sind meiner Meinung nach beide Boxer nicht zu brechen.



Timm:

Ich war schon etwas enttäuscht über das Niveau. Aber letztlich haben Hartmut und Sebastian nur die Sprüche von Wiking-Chef Winne Spiering nachgebrüllt. Deshalb habe ich das nie ernst genommen.



Abendblatt:

Was ist die größte Stärke des Gegners?

Schröder:

Da gibt es einige. Er ist technisch stark, sehr schnell und beweglich, dazu kommt die Erfahrung, die er als Weltmeister mitbringt. Für uns ist klar, dass wir als Außenseiter kommen. Aber diese Rolle liegt uns.



Timm:

Sebastian hat einen ungeheuren Willen und eine große Aggressivität, und er bringt das, was er kann, immer zu 100 Prozent in den Ring. Dennoch nimmt Felix die Rolle als eindeutiger Favorit an.



Abendblatt:

Trotz der eben aufgezählten Stärken: Warum glauben Sie, dass Ihr Schützling morgen als Sieger den Ring verlässt?

Schröder:

Weil Sebastian enorm gereift ist, und weil er heißhungrig ist auf den WM-Titel. Es brodelt in ihm, wir haben uns perfekt vorbereitet. Er wird einen großen Kampf liefern. Wir wissen, dass es schwer wird, gegen den Weltmeister nach Punkten zu gewinnen, deshalb setzen wir auf Knockout. Wir könnten auch damit leben, nach einem umstrittenen Urteil als heimlicher Sieger dazustehen.



Timm:

Weil Felix einen noch größeren Willen hat als Sebastian. Er hat mit jedem Kampf einen Schritt nach vorn gemacht, und er lebt das Boxen wie ein Musterprofi. Sebastian will den Titel, aber Felix will ihn noch viel mehr verteidigen. Das wird er zeigen, da bin ich mir ganz sicher.