Einige bezeichnen es als inoffizielle Play-off-Serie, andere als Nordderby-Spektakel in XXL-Version: Der Hamburger SV und Werder Bremen werden in den kommenden Wochen gleich viermal aufeinander treffen. Ein Novum, das bei den Beteiligten für besondere Vorfreude sorgt. Bilder vergangener Partien. Bilder vom Spiel ManCity gegen den HSV.

Hamburg. Der Hamburger SV und Werder Bremen haben das erste deutsche Uefa-Pokal-Halbfinale seit 20 Jahren perfekt gemacht. Nach einem frühen Tor von Paolo Guerrero (12.) verloren die Hamburger ihr Auswärtsspiel in England zwar noch mit 1:2, durften aber genau wie die Bremer jubeln. Werder kam in Italien dank des überragenden Diego nach einem 1:3-Pausenrückstand noch zu einem 3:3-Unentschieden. Jetzt blühen beiden Teams vier Nordderbys binnen 17 Tagen.

Für Werder Bremen geht es in den Begegnungen gegen den HSV um die Chance, eine bislang eher enttäuschende Saison noch mit zwei Pokalsiegen abzuschließen. "Da muss man dann ja aufpassen, in welchem Wettbewerb man gerade spielt", flachste Werder-Coach Thomas Schaaf nach dem Einzug seiner Mannschaft in das Uefa-Cup-Halbfinale.

HSV-Trainer Martin Jol zeigte sich im Hinblick auf das "Mammut-Programm" gegen die Bremer Konkurrenz zuversichtlich: "Wir sind mental stark und haben fitte Spieler", so der Niederländer.

Die inoffizielle Play-off-Serie zwischen Bremen und dem HSV beginnt bereits am 22. April in Hamburg mit dem Halbfinale des DFB-Pokals. Es folgen die Uefa-Cup-Duelle im Weserstadion am 30. April und an der Elbe am 7. Mai sowie das Punktspiel am 10. Mai in Bremen.

Werders Defensivspieler Per Mertesacker jedenfalls freut sich unbändig auf die vier regionalen Duelle: "Das ist eine kuriose, aber irgendwie auch einmalige Konstellation, da geht mir als Norddeutschem das Herz auf." Sportlich müsse man sich vor dem Bundesliga-Zweiten von der Elbe nicht fürchten: "Wir wollen jetzt zupacken. Für uns spricht, dass wir international auswärts noch kein Spiel verloren haben."

Mit einem Augenzwinkern malte sich Sportdirektor Klaus Allofs ein denkbares Szenario aus, mit dem man vielleicht sogar beim HSV nicht unzufrieden wäre: "Wir holen zwei Pokale und der HSV wird Meister. Damit könnte ich zur Not leben."

Die besondere Brisanz des Nordderbys - zumal in dieser Häufung - konnte derweil auch HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer nicht ganz leugnen. "Wenn man das Europacup-Halbfinale erreicht, ist der Gegner eigentlich egal. Aber dass wir nun noch zweimal mehr auf Werder treffen, ist schon eine schöne Geschichte."

Und Hamburgs Nationalspieler Marcell Jansen erklärte: "Bremen ist natürlich ein ganz schwerer Gegner, aber der Derbycharakter gibt diesen Begegnungen nochmal einen besonderen Reiz." Jansen glaubt, dass die entscheidenden Partien in der Schlussphase auch eine Frage der Kraft werden könnten: "Auch wenn wir schon viel erreicht haben, dürfen wir uns jetzt nicht zurücklehnen, sondern müssen in jedem Spiel nochmal Extrakräfte mobilisieren", so der Abwehrspieler.

Bevor es allerdings viermal zum "ewigen Duell" gegen Werder kommt, müssen die Hanseaten zunächst in der Liga gegen Hannover 96 bestehen, wollen sie auch im Titelrennen der Bundesliga weiter mitmischen. Vor dem kleinen Nordderby am Sonntag forderte Nationalspieler Marcell Jansen angesichts der zahlreichen Langzeitverletzten einen weiteren Kraftakt: "Wir müssen versuchen den Schweinehund zu überwinden."