Der dänische Schiedsrichter Lars Ejby Pedersen hat über eine angebliche Sex-Bestechung der Veranstalter bei der WM im Januar in Kroatien ausgepackt und damit die Manipulationsvorwürfe im Handball um ein pikantes Detail erweitert. Zudem gibt es auch in der Champions-League weitere Vorwürfe.

Die durch den Bestechungsverdacht gegen den deutschen Rekordmeister THW Kiel ausgelöste Korruptions-Lawine reißt den Handballsport immer tiefer in den Abgrund, dagegen wirken die wenig konkreten Abwehrmaßnahmen der Verbände hilflos. Nahezu täglich neue Anschuldigungen deuten auf ein Fass ohne Boden hin.

So werden nun auch Vorwürfe gegen Funktionäre des Weltverbandes IHF und der Europäischen Handball-Föderation EHF laut. Die Kieler Staatsanwaltschaft weitet ihre Ermittlungen gegen den THW aus, und Final-Schiedsrichter Lars Ejby Pedersen berichtete über ein angebliches Sex-Angebot bei der WM in Kroatien.

Um die Manipulationsgefahr künftig einzudämmen, schrecken die Verbände auch nicht mehr vor Änderungen bei den Spielregeln zurück. Die Regelkommission des Weltverbandes soll beauftragt werden, mögliche Regel-Modifikationen wie beispielsweise beim Zeitspiel auszuarbeiten, die den Entscheidungskorridor der Schiedsrichter verkleinern.

Zudem soll die Zahl der Elite-Schiedsrichter mit besserer Bezahlung mittelfristig aufgestockt werden. Auch soll mit Hilfe externer Experten ein Konzept für ein Frühwarnsystem erstellt werden. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der Exekutiv-Sitzung der EHF in Wien.

"Mein Eindruck war, dass die Handball-Szene begriffen hat, worum es geht", sagte Reiner Witte, Präsident der Handball-Bundesliga HBL, dem sid: "Wir können die Vergangenheit leider nicht mehr ändern. Aber jetzt sind alle gefordert, Pflöcke zu schlagen, um so etwas künftig zu verhindern."

Doch der Blick in die Zukunft fällt schwer, wenn ständig neue Vorwürfe aus der Vergangenheit auftauchen. Das Nachrichtenmagazin Spiegel machte eine Aussage des früheren Schweizer Schiedsrichsrichters Michele Falcone öffentlich, wonach er in der Nacht vor dem Europacup-Halbfinale am 13. März 2004 zwischen dem spanischen Pokalsieger BM Valladolid und dem slowenischen Team RK Gorenje Velentje einen Anruf des IHF-Funktionärs Leon Kalin bekommen habe. Der Slowene habe angedeutet, dass Gorenje das Spiel gewinnen müsse.

Falcone unterrichtete daraufhin den vor Ort weilenden deutschen EHF-Delegierten Gerd Butzek, der seinerseits den Vorfall wenige Tage später EHF-Generalsekretär Michael Wiederer geschildert habe. Wiederer habe sich daraufhin persönlich um die Angelegenheit kümmern wollen. Geschehen sei jedoch nichts.

Der dänische Schiedsrichter Pedersen berichtete unterdessen über ein angebliches Sex-Angebot während der WM. Pedersen, der mit Landsmann Per Olesen das Finale zwischen Gastgeber Kroatien und dem späteren Weltmeister Frankreich leitete, sagte dem Fernsehsender TV2, bei einer Einladung des Veranstalters in ein Restaurant seien plötzlich "leicht bekleidete Frauen" hereinspaziert.

"Wir bekamen das nicht direkt angeboten, aber allen war klar, dass es sich hier um Prostituierte handelte", sagte Pedersen. Er und seine dänischen Kollegen hätten sofort und ohne Frauenbegleitung das Restaurant verlassen.

Im Fall Kiel wird neben den beiden Untreue-Verfahren gegen Manager Uwe Schwenker und Ex-Manager Noka Serdarusic laut Focus wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue gegen zwei weitere Beschuldigte ermittelt. Dabei soll es sich um den kroatischen Geschäftsmann Nenad Volarevic und einen THW-Buchhalter handeln.

Bei der Überprüfung der Bücher des Rekordmeisters sind die Fahnder wohl auf dubiose Überweisungen und Bargeldabhebungen in Höhe von mehr als 100.000 Euro gestoßen. "Die Frage ist nicht mehr, ob Geld geflossen ist, sondern wohin", sagte Oberstaatsanwalt Uwe Wick im Focus. Die Ermittler hegen den Verdacht, dass das Geld für Schiedsrichter-Bestechungen verwendet wurde.

Entsprechende Vorwürfe hatte zuvor auch Jesper Nielsen, der Gesellschafter und Hauptsponsor der Rhein-Neckar Löwen, in einer richterlichen Vernehmung am Donnerstag erhoben. Die Kieler Staatsanwaltschaft will die Ermittlungen auf den Balkan ausweiten und hat Kroatien um ein Rechtshilfeersuchen gebeten.

Der dänische Schiedsrichter Lars Ejby Pedersen hat über eine angebliche Sex-Bestechung der Veranstalter bei der WM im Januar in Kroatien ausgepackt und damit die Manipulationsvorwürfe im Handball um ein pikantes Detail erweitert. Pedersen, der zusammen mit seinem Landsmann Per Olesen das Finale zwischen Gastgeber Kroatien und dem späteren Weltmeister Frankreich (19:24) leitete, berichtete dem Fernsehsender TV2 von einer Einladung in ein Restaurant und einem indirekten Bestechungsversuch mit Hilfe "leicht bekleideter Frauen".

Auch die Handball-Champions-League wird von weiteren Korruptionsvorwürfen erschüttert. Nach Informationen der Deutschen Presse Agentur dpa soll es sowohl beim Frauen-Finale 2008 zwischen Swesda Swenigorod (Russland) und Hypo Niederösterreich als auch beim diesjährigen Gruppenspiel der Männer zwischen Metalurg Skopje (Mazedonien) und dem FC Barcelona Bestechungsversuche gegeben haben. Dies geht aus der Fragebogen-Aktion der Europäischen Handball- Föderation (EHF) hervor. Das Frauen-Spiel am 17. Mai 2008 in Tschechow wurde von den Franzosen Nordine Lazaar und Laurent Reveret geleitet. Die Männer-Partie in der Vorrundengruppe C am 8. November 2008 pfiffen die Schweden Patrick Hakansson und Maths Nilsson.