Die Deutsche Mannschaft will bei der WM auch gegen Russland Geschichte schreiben ( ab 18 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de).

Mannheim/Köln. Der Präsident sprach vom "größten Erfolg der deutschen Eishockey-Geschichte", Trainer Uwe lehnte Begriffe wie "Wunder" oder "Märchen" ab, und Philip Gogulla, der Schütze des Siegtores gegen die Schweiz, fand es "einfach nur geil". Das deutsche Eishockeyteam hat es schwer, den historischen Einzug ins Halbfinale der Weltmeisterschaft in die passenden Worte zu fassen. "Wir sind unheimlich stolz, Geschichte geschrieben zu haben", drückte Verteidiger Christian Ehrhoff nach dem 1:0-Triumph gegen die Schweiz und dem ersten Einzug in ein Halbfinale seit 57 Jahren seine Gefühle aus.

Und nun: Russland.

Das nächste Kapitel der unglaublichen Eishockey-Geschichte kann an diesem Sonnabend (18 Uhr/live bei Sport1 und im Liveticker auf abendblatt.de) in Köln geschrieben werden. "Wir haben jetzt zwei Chancen auf eine Medaille", sagte Franz Reindl, Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes, der als Spieler 1976 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck Bronze gewonnen hatte. Ein Sieg gegen den Weltmeister und bislang überragenden Titelfavoriten aus Russland mit seinem Superstar Alexander Owetschkin gilt allerdings als wenig realistisch. "Dafür braucht es ein mittleres Wunder", sagte Christian Ehrhoff, der sein Geld in der nordamerikanischen Profiliga NHL verdient. Die zweite Chance gäbe es dann im Spiel um Platz drei am Sonntag. Dort wäre Schweden oder Tschechien der Gegner.

Es muss kein Übermut sein, wenn die deutschen Spieler sich plötzlich auch gegen die Russen alles zutrauen. "Wir werden denen alles abverlangen. Die werden schon merken, dass sie gegen uns gespielt haben", sagte der überragende Keeper Dennis Endras. "Mit so einer Leistung im Tor hast du sogar gegen die Russen eine Chance", gab ihm Sportdirektor Reindl recht, der den Titelverteidiger als "eigentlich unschlagbar" eingestuft hatte.

Bundestrainer Krupp, für den auch seine Zukunft hinter der Bande auf dem Spiel steht, gönnte sich einmal ein Lächeln. "Es ist ein ganz besonderer Moment", sagte der einzige deutsche Stanley-Cup-Sieger, der nach den Misserfolgen bei der WM vor einem Jahr und bei Olympia in diesem Winter noch heftig kritisiert worden war. "Wir haben so lange so hart gearbeitet, jetzt sind wir belohnt worden."

Für eine Bilanz war es Krupp noch zu früh. "Das Turnier ist noch nicht vorbei", sagte er. Was seine Mannschaft in diesen WM-Tagen geleistet habe, werde wohl erst in der Rückschau deutlich: "Wenn alles vorbei ist und die Spieler durchatmen, werden sie erkennen, was das für ein besonderer Moment war."

Ein Moment, der sich gelohnt hat. Als der Deutsche Eishockey-Bund vor der WM auf heimischem Eis Prämien für den Einzug ins Halbfinale auslobte, "war das nicht ganz ernst gemeint", sagte Reindl. Und nun? "Natürlich zahlen wir jetzt auch." Im Gespräch sind 15 000 bis 20 000 Euro pro Spieler.

Der Sieg gegen die Schweiz war vor 12 500 Zuschauern in Mannheim durch eine taktisch disziplinierte Leistung, engagierten Kampf bis zur letzten Sekunde und einen überragenden Torwart möglich geworden. Dennis Endras hatte 41 Schüsse abgewehrt - und bei vier Pfostentreffern der Schweizer auch reichlich Glück. Ob er gegen die Russen auflaufen wird, ließ der Bundestrainer offen. Uwe Krupp wünscht sich einen ausgeruhten Endras im wahrscheinlichen Spiel um Platz drei am Sonntag.

Fehlen wird auf jeden Fall Ernst Höfner. Der Cotrainer wurde vom Weltverband IIHF für zwei Spiele gesperrt, weil er in der Massenschlägerei nach der Schlusssirene auf den Schweizer Verteidiger Timo Helbling eingeschlagen hatte.