Im Zwischenrundenfinale am Dienstag (16.15 Uhr) gegen die Slowakei hat das Team von Bundestrainer Uwe Krupp sein Schicksal selbst in der Hand.

Köln. Nur wenige Minuten nach dem "plötzlichen Tod" waren die deutschen Eishockey-Nationalspieler schon wieder quicklebendig. "Dieser Punkt ist Gold wert", sagte Torschütze Marcel Müller nach dem unglücklichen 1:2 nach Verlängerung in der WM-Zwischenrunde gegen Weißrussland, "jetzt haben wir ein schönes Endspiel um das Viertelfinale."

Der Lokalmatador hatte mit seinem Gewaltschuss 54 Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit den Zähler gerettet, der der deutschen Mannschaft die Chance auf den ersten Einzug in die K.o.-Runde seit sieben Jahren offenhielt. "Ich war gerade drei Sekunden auf dem Eis, habe geschrien wie ein Irrer und ihn dann reingeschweißt", schilderte der 21-Jährige, der für Torhüter Dennis Endras als sechster Feldspieler aufs Eis gestürmt war, sein erstes WM-Tor.

Dass Alexej Kaljudschnij nach 4:45 Minuten in der Verlängerung nach einem Fehler des Kölners Christoph Ullmann doch noch die dritte Niederlage der Deutschen im fünften WM-Spiel besiegelte, änderte wenig an der Ausgangslage. Im Zwischenrundenfinale am Dienstag (16.15 Uhr/live bei Sport1) gegen die Slowakei hat das Team von Bundestrainer Uwe Krupp sein Schicksal selbst in der Hand. Mit einem Sieg gegen den Lieblingsgegner der vergangenen Jahre kann Deutschland erstmals seit 2003 das Viertelfinale erreichen.

"Wir sind alle happy mit dem Punkt", sagte Stürmer Felix Schütz: "Jetzt kommt es wieder auf das letzte Spiel an. Wir sind überzeugt, dass wir gewinnen werden." Mit Endspielen hat die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) bei der Heim-WM Erfahrung. Schon in der Vorrunde stand sie im letzten Spiel gegen Dänemark unter Siegzwang und antwortete beim 3:1 mit ihrer besten Turnierleistung.

DEB-TEAM DROHT AUS NACH 1:2-NIEDERLAGE GEGEN WEISSRUSSLAND

""Mit Druck wächst man", sagte NHL-Profi Christian Ehrhoff, und Krupp ergänzte: "Man braucht Druck, um die beste Leistung zu bringen. Ohne Druck ist ein Diamant nur ein Stück Kohle." Mit "voller Energie und aller Kraft" müsse die Mannschaft in das «wichtigste Spiel der WM» gehen, forderte Ehrhoff. Energie und Kraft, die gegen die Weißrussen fehlten, soll der Tag Pause bringen. Am Montag ließ Krupp nur leicht trainieren. "Der Tank war nicht mehr ganz voll", sagte der Bundestrainer, der sein Team körperlich im Vorteil sieht.

Die Slowakei musste nämlich am Montagnachmittag gegen Finnland antreten und hat keine Möglichkeit, den Akku wieder aufzuladen - genauso wie die Deutschen nach dem grandiosen 2:3 gegen Russland am Samstagabend. "Wir waren alle ein bisschen müde", gab Schütz zu: "Am Ende haben die Füße gequalmt." Und Müller ergänzte: "Wir haben das Gaspedal nicht gefunden."

Allerdings bewies das DEB-Team trotz Müdigkeit und Kräfteschwund enorme Moral, anders als die Slowaken zwei Tage zuvor. 18 Stunden nach dem 5:1 gegen Kasachstan ging der Weltmeister von 2002 gegen Dänemark mit 0:6 unter. "In dieses Loch sind wir nicht gefallen", sagte Krupp.

Dass seine Mannschaft in der Verlängerung der "sudden death" ereilte, weil sie alles nach vorne warf und nach einem individuellen Fehler plötzlich drei Weißrussen aufs deutsche Tor zustürmten, nahm er ihr nicht übel. "Es gibt keinen Spieler, der nicht immer alles gibt", sagte Krupp: "Da kann man niemandem einen Vorwurf machen." Ullmanns Fehler werde man in aller Ruhe analysieren, "dann macht er ihn beim nächsten Mal nicht mehr, und wir sind eine bessere Mannschaft, und er ist ein besserer Spieler."

Auf das Alles-oder-nichts-Spiel gegen die Slowakei sieht der Bundestrainer sein Team nicht nur physisch, sondern auch psychisch gut vorbereitet. "Historisch gesehen, geht es für die deutsche Mannschaft immer um ein Spiel. Die Jungs kennen das. Das ist der rote Faden, der sich durch alle Nationalmannschaften zieht", sagte Krupp: "Wenn du gewinnst, ist alles gut. Wenn du verlierst, ist alles schlecht."

Gegen die Slowaken, die nach dem peinlichen 0:6 gegen Dänemark Altstar Miroslav Satan von den Boston Bruins einfliegen ließen, wird wieder Endras im Tor stehen. Gegen ihren Lieblingsgegner hat die deutsche Mannschaft zuletzt meist gut ausgesehen. Sechs der letzten acht Vergleiche gewann die DEB-Auswahl, darunter auch das letzte WM-Duell 2008 in Halifax mit 4:2.