Der Hamburger Hockey-Verein UHC spielt heute in der Euro-League-Endrunde in Amstelveen gegen die Mannschaft des Polo Barcelona.

Hamburg. Das entscheidende Spiel in den Viertelfinal-Play-offs der Hockey-Bundesliga gegen den Club an der Alster war längst zugunsten seines Teams entschieden, und dennoch tobte Martin Schultze an der Seitenlinie: "Ist der nicht ganz sauber?", schrie der Trainer des Uhlenhorster HC drei Minuten vor Ende der Partie, "das muss doch nicht sein." Adressat der Schimpftirade war Carlos Nevado, Olympiasieger in Diensten des UHC. Der Wirbelwind hatte sich den Ball geschnappt und war im Alleingang durch die Alster-Reihen gestürmt. Es war kein Eigensinn Nevados, der Schultze in diesem Moment in Rage brachte, sondern die Angst vor einer möglichen Verletzung des 27-Jährigen.

Einer Zerrung beispielsweise, die einen Einsatz des Mittelfeldspielers beim Final Four der mit der Champions League im Fußball vergleichbaren Euro Hockey League (EHL) an diesem Wochenende gefährdet hätte. Am Sonnabend (12 Uhr) trifft der UHC in Amstelveen auf Polo Barcelona. Das zweite Halbfinale bestreiten im Anschluss der gastgebende Amsterdam H&BC und der HC Rotterdam. Das Finale wird am Sonntag (15 Uhr, alle Eurosport 2 live) ausgetragen.

Nach dem Sieg im EHL-Premierenjahr 2008 und der knappen Finalniederlage gegen Bloemendaal in der vergangenen Saison wollen die Hamburger dieses Mal erneut groß auftrumpfen. Den letzten Vergleich mit den Katalanen verlor man allerdings im Oktober 2008 mit 1:4. "Wenn sie so spielen wie zuletzt, sind sie absolut unsere Kragenweite", sagt Schultze. "Mein Team hat außerdem bewiesen, dass es sich für solche Spiele immer top motivieren und konzentrieren kann."

Partien gegen spanische Teams sind nicht nur für Carlos Nevado etwas ganz Besonderes, auch sein im Angriff des UHC spielender jüngerer Bruder Ricardo fiebert der Partie gegen Barcelona entgegen. Schließlich stammt die Mutter der in Frankfurt aufgewachsenen Geschwister aus Spanien. "Ich bin heiß auf die EHL", sagt der 19-Jährige, der seinem Trainer in der Vergangenheit häufiger Kopfzerbrechen bereitete. Disziplinlosigkeiten führten dazu, dass er vor wichtigen Spielen schon mal aus dem Kader flog. Mittlerweile habe sich das aber gebessert, meint Schultze.

Ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des Sportsoldaten war dessen Eintritt in die Förderkompanie der Bundeswehr. Seither trainiert er mehrmals am Tag, um sein großes Ziel Olympia 2012 in London zu erreichen. Ein Hamburger Bruderpaar in der deutschen Nationalmannschaft wird es allerdings nicht geben, weil Carlos nach Peking seinen Rücktritt erklärte, um sich verstärkt seinem Beruf als Wirtschaftsinformatiker zu widmen. Die nächsten Sommerspiele will er aus einer anderen Perspektive erleben, zuschauen, wie sich dort der seiner Meinung nach vor allem technisch talentiertere kleine Bruder schlägt.

Noch ist dies jedoch alles Zukunftsmusik. Für die als feierfreudig bekannten Talente des UHC wie Ricardo gelte es, den Sport mit ihrer übrigen Freizeitgestaltung in Einklang zu bringen, meint Carlos. "Manchmal verstehen die noch nicht, was sie für eine Chance haben, nehmen manches wie die Teilnahme an der EHL-Endrunde vielleicht als gegeben hin. Das ist es aber nicht", sagt der Ex-Nationalspieler. Ganz Vorbild, auch wenn manchmal mit ihm selbst die Pferde durchgehen.

Die Damen des UHC haben die Finalteilnahme im Champions Cup sicher. Am Freitag bezwangen sie die mit der Nationalmannschaft Aserbaidschans quasi identische Mannschaft von Ata Sport in Amstelveen mit 2:1. Eileen Hoffmann und Lisa Hahn erzielten bereits in der ersten Hälfte die Treffer für das Team von Trainer Lars Reinecke, das durch einen Siebenmeter zunächst in Rückstand geraten war. Gegner im Finale am Sonntag ist der Sieger der Partie zwischen Gastgeber Amsterdam H&BC und dem HC Den Bosch (bei Redaktionsschluss nicht beendet). In jedem Fall geht der UHC gegen das siegreiche niederländische Team als Außenseiter in Spiel.