Verband und Vereine streiten um den Spielmodus in den Ligen. Ein Kompromiss wäre die Verkleinerung der Eliteklassen.

Hamburg. Es waren schöne Worte, die Stephan Abel am 26. März im Hamburger Rathaus an seine Zuhörer richtete. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) strich der Präsident die Bedeutung des Familiären heraus, das das Hockey auszeichnet und zu einem internationalen Ruf geführt hat, der so gut ist wie niemals zuvor. Umso bitterer, dass ein Familienkrach den Sport mit dem Krummstock in diesen Wochen vor eine Zerreißprobe stellt, die in härtester Konsequenz den Zerfall des bestehenden Systems zur Folge haben könnte.

Knackpunkt ist der Spielmodus, in dem die Bundesligen in der kommenden Saison ausgetragen werden sollen. Die Herren spielen derzeit im dritten Jahr in einer Hauptrunde mit nur einem Spiel gegen jeden der elf Konkurrenten und anschließender Play-off-Meisterrunde der besten acht und Abstiegsrunde der letzten vier. Dieses System will der DHB auch auf die Damen übertragen, die derzeit ihren Meister noch in einer Zehnerliga mit Hin- und Rückspielen und einer Endrunde (Halbfinale und Finale) ermitteln.

Dagegen laufen einige Vereine der Eliteklassen jedoch Sturm. Die Bundesliga-Vertreterversammlung (BLVV) hatte am 15. Februar mehrheitlich beschlossen, bei den Herren zum alten System zurückzukehren und bei den Damen alles im Status quo zu belassen. Da die Klubs erst über den Bundestag 2011 Mitspracherecht haben, wurde, um Druck auf den Verband auszuüben, das Anliegen dem Bundesliga-Ausschuss (BLA) vorgetragen, in dem je vier Vertreter von Verband und Vereinen sowie zwei vom Vermarkter Deutsche Hockey-Agentur (DHA) sitzen. Der BLA lehnte es ab. Die Vereine traten nun an den Spielordnungsausschuss (SPOA) heran, der ihnen plötzlich zustimmte und dem DHB-Präsidium den Vorschlag unterbreitete, mit Hin- und Rückrunde zu spielen. Dies lehnte das Präsidium nicht nur mit dem Hinweis ab, dass nicht alle Interessensgruppen gehört worden seien, sondern beschloss auch, den Herrenmodus auf die Damen zu übertragen, was es laut Satzung nicht darf. Deshalb legten die Vereine Klage beim Schiedsgericht ein. Diese ist anhängig, die Fronten sind verhärtet.

Warum der Verband auf Umsetzung des neuen Modus besteht, erklärt DHA-Geschäftsführer Olaf Schirle: "Durch den dicht gedrängten internationalen Terminkalender und den ausdrücklichen Wunsch der Vereine, eine umfangreiche Hallensaison zu spielen, haben wir nur 16 Wochenenden im Jahr für die Feld-Bundesliga. Wenn man mit Hin- und Rückrunde spielt, sind das 22 Spiele", sagt er. "Wie viele kleine Sportarten müssen wir ein interessantes Produkt liefern, deshalb kann man auf ausgedehnte Play-off-Runden nicht verzichten." Der neue Modus garantiere, dass dem einzelnen Spiel größere Wertigkeit zukommt. Das steigere Spannung und Interesse von Fans wie Sponsoren.

Die Vereine stehen auf dem Standpunkt, dass die sportliche Gerechtigkeit unter dem neuen System leidet. "Es kann zu krassen Benachteiligungen beim Heimrecht kommen. Außerdem werden Reisen wegen der kurzfristigen Play-off-Ansetzungen teurer und weniger planbar", sagt Trainer Martin Schultze vom Vizemeister Uhlenhorster HC. Die Terminnot sei in Griff zu kriegen, "wenn wir im Herbst und nach der Winterpause früher starten". Den Vereinen sei es wichtig zu spüren, dass ihre Argumente ernst genommen würden. "Wir wollen keine Gräben ausheben, sondern sind gesprächsbereit", sagt UHC-Präsident Horst Müller-Wieland, "aber der DHB ist ein Verband der Vereine und sollte nicht gegen uns arbeiten, sondern mit uns."

Dazu scheint der DHB bereit zu sein. "Wir wollen keinen Ärger mit den Vereinen, sondern gemeinsam eine Lösung finden", sagt Hans Baumgartner, Vizepräsident Sport des DHB. Sein Kompromissvorschlag: "Wenn die Vereine es unbedingt wollen, spielen wir mit Hin- und Rückspiel. Das geht aber nur, wenn wir im Gegenzug die Teamstärke der Ligen entscheidend reduzieren, um die Terminnot einzudämmen." Am Montag tagt der SPOA erneut. Ob dann ein Familienfrieden geschlossen werden kann, wird sich zeigen.