Der 17-Jährige will die Zahl von 1500 Gästen in Steilshoop toppen und lädt 20.000 Facebook-User zum Geburtstag auf ein Stadtfest ein.

Ahrensburg. Der 18. Geburtstag ist eigentlich an sich schon besonders. Noch besonderer wird er aber, wenn 20 000 Freunde mitfeiern. "Was Thessa nicht hinbekommt, schaffe ich allemal. Sagt allen euren Freunden Bescheid, ich rechne mit mehr als 20 000 Gästen", soll der 17-jährige Lukas (Name geändert) in seiner Einladung geschrieben haben. Die verschickte er beim sozialen Netzwerk Facebook an alle seine Freunde, die verschickten sie weiter an alle ihre Freunde und so weiter. So funktioniert eben ein Netzwerk. Und weil so viele Gäste wohl kaum in sein Zuhause passen, hat er nach Ahrensburg eingeladen. Dort ist am kommenden Freitag Stadtfest, für das passende Rahmenprogramm ist also gesorgt.

Inspiration für den Riesengeburtstag ist besagte Thessa, ein Mädchen aus Hamburg-Bramfeld, die ebenfalls eine Facebook-Einladung verschickte. Zu ihrer Geburtstagsfeier am vergangenen Freitag pilgerten 1600 Menschen. Die Eltern engagierten vorsorglich einen privaten Sicherheitsdienst, die Polizei rückte an. Je mehr Alkohol getrunken wurde, desto aggressiver wurde die Stimmung. Mülltonnen wurden angezündet, Autos wurden demoliert, es flogen Flaschen und Steine. Einige wurden verletzt, andere wurden festgenommen, Thessa wurde 16. Sie war während der Party nicht zu Hause in Bramfeld.

Aber Lukas war da, spontan, weil ein Freund aus Hamburg dorthin wollte. "Aber das war keine Party, nur ein Idiotentreffen", sagt Lukas. "In Thessas Straße waren Nazis, Punks und Bullen, die sich angepöbelt haben", sagt er.

Im besten Fall kommen auf seine Einladung hin nur nette Leute. 3700 hatten online schon zugesagt, dann kam eine Mail von Facebook: Die Veranstaltung wurde gelöscht. "Mir wurde mitgeteilt, dass sie eventuell nicht im Interesse der Community sei", sagt Lukas.

Davon ließ er sich nicht bremsen. Mit einem neuen Account verschickte er die Einladung noch mal, bis gestern Mittag kamen 1638 Zusagen. 14 000 Leute haben noch nicht angeklickt, ob sie kommen. Lukas vermutet, dass einige der Eingeladenen die erste Veranstaltung bei Facebook gemeldet haben. "Manche fanden die Idee überflüssig."

Tatsächlich sind auch außerhalb des Netzwerks einige nicht wirklich begeistert von Lukas' Aktion. Der Ahrensburger Bürgermeister Michael Sarach zum Beispiel. "Ich will nichts dramatisieren, aber wenn 5000 Leute zusätzlich kommen, ist das eine Herausforderung für die Polizei und das Ordnungsamt", sagt er. Das Stadtfest sei zwar immer gut besucht, auf den normalen Betrieb dort sei man vorbereitet. Ausgelassene Gäste, die ein bisschen über die Stränge schlagen, gäbe es immer. Aber wenn nun noch 5000 besonders feierwillige Leute zusätzlich kämen, könne das schon problematisch werden.

Thessas Geburtstag verlief tatsächlich problematisch, obwohl die Mehrheit der "Gäste" friedlich war und "I love Thessa"-Shirts trug. Aber Eskalationswille war durchaus vorhanden, deshalb haben inzwischen Nachbarn der Familie Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Wer die Kosten für die Party trägt, muss noch geklärt werden.

Lukas hat sich auf diesen Fall vorbereitet. "Ich habe, ohne dass mein Vater es wusste, einen Freund von ihm angerufen, der ist Anwalt. Ich habe gefragt, ob das Ärger geben könnte", sagt er. Um sich abzusichern habe er dann in die Einladung geschrieben, dass er keine Haftung übernimmt. Problem gelöst. "Es ist ja eine öffentliche Veranstaltung. Wenn jemand was bezahlen muss, dann der Steuerzahler", sagt er und hat damit vermutlich recht. "Wie soll man auch nachweisen, dass es nun gerade seine Gäste waren, die etwas kaputt gemacht haben", sagt Michael Sarach. Er will sich jetzt mit der Polizei kurzschließen und den Hinweis auch ans Ordnungsamt weiterleiten. Denn man kann nur vorbereitet sein auf Dinge, von denen man weiß. Und die Polizei hatte bislang noch nichts gehört, das bestätigt der Dienstleiter der Ahrensburger Polizei, Rolf Meyer. Lukas hat sich etwas überlegt, damit auf seine Party nicht so viele merkwürdige Gäste kommen wie zu Thessa: "Ich schaue mir die Profilbilder der Leute an, die zugesagt haben. Wenn die komisch sind, lösche ich einfach die Veranstaltung." Das hatte Thessa auch schon versucht, sie löschte sogar ihr ganzes Profil. Trotzdem kursierte ihre Adresse weiter im Internet. "Ich weiß, das Leute kommen, selbst wenn ich die Veranstaltung lösche", sagt er. "Das ist dann aber nicht mehr mein Problem."