Das heiße Wetter sorgt bei vielen Menschen für Gesundheitsprobleme . Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Stade berichten

Stade. Nach wie vor ist sie tiefrot gefärbt, die deutsche Wetterkarte. Die Hitzewelle nimmt kein Ende und sorgt auch an den Stränden südlich der Elbe für Bilder, die von den kanarischen Inseln stammen könnten. Doch die Signalfarbe auf der allabendlichen Wetterkarte bedeutet auch eine erhöhte Einsatzbereitschaft für jene, die sie das ganze Jahr über auf der Kleidung tragen: die Frauen und Männer des Roten Kreuzes.

Sechs bis zehn "hitzebedingte" Einsätze am Tag im Landkreis Stade

"Die Hitze ist eine echte Herausforderung für uns", sagt Karen Sancken, medizinische Leiterin der Rettungsleitstelle Wiepenkathen, die den Rettungsdienst für den gesamten Landkreis koordiniert. "Die Menschen hier sind die Temperaturen einfach nicht gewöhnt. Deshalb wissen viele nicht, wie sie sich verhalten müssten." Erschöpfungszustände, Kreislaufprobleme oder sogar Hitzschläge können die Folge sein.

Nach Aussage von Thomas Waskow, dem Leiter des Rettungsdienstes, rücken die 16 Rettungswagen, die im Landkreis zur Verfügung stehen, täglich zu 50 bis 60 Einsätzen aus. Sechs bis zehn davon sind zurzeit "hitzebedingt", wie Waskow sagt.

Dass sich dabei nicht nur ältere Menschen oder Menschen mit einem schwachen Kreislauf im Rettungswagen wiederfinden können, macht ein aktuelles Beispiel deutlich. "Wir sind erst vor wenigen Tagen gerufen worden, als ein etwa 40-jähriger Mann in seinem Garten kollabiert ist. Er hatte in der Hitze seine Hecke geschnitten und brach plötzlich zusammen. Er war nicht mehr ansprechbar, seine Frau rief die Rettungswache an."

Glücklicherweise konnte dem Mann aber schnell geholfen werden: "Wir haben schon im Krankenwagen eine Infusion gelegt. Dann ging es dem Mann schnell besser", erzählt Waskow. Denn der Patient hatte lediglich ein Problem, das in fast allen Fällen sogenannter Hitzekrankheiten vorliegt: sein Körper war mit zu wenig Wasser versorgt.

Menschen brauchen bei der Hitze drei bis vier Liter Wasser pro Tag

"Es kann bei diesen Temperaturen einfach ganz schnell passieren, dass man Kreislaufprobleme bekommt, wenn man zu wenig trinkt", sagt Karen Sancken. Normalerweise müsse ein Mensch zwei Liter am Tag trinken, doch bei dieser Sommerhitze müssten noch einmal ein bis zwei Liter hinzu kommen. Sonst sei der Körper unterversorgt - mit der Folge, dass das Blut dicker wird. Der Kreislauf kann schlechter arbeiten, das Gehirn wird schlechter mit Sauerstoff versorgt.

"Viele merken es zum Beispiel daran, dass sie sich bei der Arbeit oder beim Sport nicht richtig konzentrieren können. Oder sie bekommen Kopfschmerzen oder ihnen ist übel." Nur eine Sache ist bei alldem nicht zwingend: dass diese Menschen Durst empfinden. Und deshalb müsse man sich immer wieder daran erinnern, mehrmals am Tag zu trinken.

Laut Karen Sancken sind Menschen, die im Freien arbeiten, besonders gefährdet für diese Gesundheitsprobleme. Landwirte gehören dazu, oder etwa Bauarbeiter. Abgesehen davon gebe es drei "Risikogruppen" für Hitzekrankheiten: ältere Menschen, kleine Kinder und Menschen, deren Kreislauf durch sonstige Krankheiten beeinflusst ist - etwa Nierenkranke oder Personen mit Bluthochdruck.

"Besonders ältere Menschen müssen darauf achten, immer genug zu trinken. Denn im Alter empfinden viele keinen Durst mehr", sagt Karen Sancken. Deshalb sei es oft an den Verwandten oder den Mitarbeitern der Pflegedienste, sie an das Trinken regelrecht zu erinnern. Ansonsten könne der Wassermangel bei älteren Menschen dazu führen, dass sie an heißen Tagen regelrecht "verwirrt" sind.

Säuglinge und Kleinkinder leiden besonders unter der Hitze

Die Tatsache, dass Säuglinge und Kleinkinder ebenfalls eine eigene Risikogruppe darstellen, hat schlicht mit ihrer Körpergröße zu tun. "Kinder schwitzen nicht so viel, weil ihre Hautoberfläche viel kleiner ist als bei Erwachsenen. Und deshalb leiden sie auch viel stärker unter der Hitze", so Sancken. Deshalb solle man Kindern bei Kindern auch nicht zu viel Wärme zumuten, etwa auf lange Fahrten in Autos ohne Klimaanlage verzichten. Wenn Säuglinge unter der Hitze leiden, sei es laut Karen Sancken zumeist daran erkennbar, dass sie "schlapp da liegen und müde sind".

Wer sich bei der Hitze vor Gesundheitsproblemen schützen will, dem rät die Ärztin, neben ausreichend Wasser auch viele Vitamine zu sich zu nehmen, sowie für eine ausreichende Salzzufuhr zu sorgen. Außerdem sollte jeder besonders auf ältere Familienmitglieder achten: "Einfach mal anrufen und fragen, wie es so geht", empfiehlt Sancken.