Die riskantesten Badestellen der Region liegen nach Aussage der Rettungskräfte an der Elbe und an Baggerseen

Stade/Buxtehude. Lars Müller braucht nicht lange zurück zu denken, wenn er von der Rettung eines Schwimmers erzählen soll. Erst am vergangenen Wochenende war der Bootsführer der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) mit seiner Besatzung auf der Elbe, vor dem Strand von Bassenfleth unterwegs. "Es war am frühen Abend, ein Boot hatte uns alarmiert. Als wir ankamen, sahen wir, wie ein Mann gegen die Strömung ankämpfte", schildert Müller.

Wie sich später heraus stellte, handelte es sich um einen polnischen Erntehelfer, der mit dem Fluss nicht vertraut war. "Der Mann ist zu einer Boje heraus geschwommen, wusste aber nicht, dass die Strömung weiter draußen stark zunimmt. Dann hat er dagegen angekämpft, weiter in Richtung Stade getrieben zu werden. Aber dabei hat er seine Kräfte überschätzt", so Müller weiter. Die Folge: "Wenn wir nicht gekommen wären und ihn an Land gebracht hätten, hätte es für ihn ernst werden können."

Eine Metallwand im Wasser macht das Baden im Bassenfleth gefährlich

Der Strand von Bassenfleth, der an den vergangenen heißen Wochenenden ähnlich überfüllt wie eine Bucht an der Costa Brava war, ist nicht nur eine der beliebtesten Badestellen im Landkreis Stade. Nach Einschätzung von Lars Müller gehört sie auch zu den gefährlichsten.

Der Grund ist eine etwa 100 Meter lange Spundwand im Wasser, die das noch immer abgesperrte Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks Stade von dem Strandgebiet abtrennt. "Direkt hinter dieser Wand ist die Strömung deutlich abgeschwächt. Aber kurz dahinter wird sie schlagartig stärker", erklärt Christian Schaarschmidt, Einsatzleiter der Taucherstaffel der DLRG Stade. Für den Sog sorgt nicht nur die Tide in der Elbe, auch die Schiffe erzeugen jeweils eine eigene Strömung - zusätzlich zu den Wellen, die am Strand ankommen und dort für Kinder zu einem Risiko werden können.

Risiken auch an Plätzen auf Krautsand, in Abbenfleth und am Lühe-Anleger

Die Gefahren gibt es in ähnlicher Form auch am Strand von Krautsand, in Abbenfleth, östlich des Lühe-Anlegers und an anderen Badestellen, die einen Blick auf einfahrende Hochseefrachter ermöglichen. "Meiner Meinung nach ist das Baden in der Elbe an Stellen, die an das Hauptfahrwasser grenzen, generell gefährlich", sagt Christian Schaarschmidt, der von vielen Einsätzen auf dem Strom erzählen kann. Viele der Unglücke haben eine gemeinsame Ursache: "Die Leute kennen die Strömung nicht richtig und überschätzen sich einfach", sagt der Rettungsschwimmer.

Die Risiken sind dabei vielen Strandbesuchern bekannt - theoretisch zumindest. In Bassenfleth stehen zudem Schilder hinter dem Deich, die darauf hinweisen, dass hier "vom Baden abgeraten" wird. Bassenfleth ist kein offizieller Badestrand, deshalb wird er auch nicht bewacht. Und das stellt den nächsten Risikofaktor dar. Zwar unterhält die DLRG im Landkreis Stade Rettungswachen auf Krautsand, bei Stadersand und in Lühe/Wisch, doch diese sind nur von Freitagabend bis Sonntagabend ständig besetzt. An den anderen Tagen werden die ehrenamtlichen Retter per Rufbereitschaft alarmiert. Das Signal erhalten die Männer aus der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle Stade. Dort wird bei einem Badeunfall auch ein Rettungswagen und die Taucherstaffel der Freiwilligen Feuerwehr Stade alarmiert.

Dennis Ebeling, Leiter der Tauchergruppe, schätzt die Dinge ähnlich ein wie seine Kollegen von der DLRG. Auch er sagt, dass die Badestellen an der Elbe zu den gefährlichsten des Landkreises gehören. Doch auch einige Binnenseen würden erhebliche Risiken bergen. "Besonders brenzlig sind die Baggerseen im Bereich der Autobahn 26", so Ebeling. Zwar sei das Baden in den Seen, die nach Baggerarbeiten für die Trasse entstanden sind, verboten, doch diese Verbote würden zuweilen ignoriert. Das Problem dabei: "Diese Seen sind nie für Schwimmer angelegt worden. Sie haben deshalb oft gefährliche Abbruchkanten oder Untiefen, die nicht sichtbar sind", sagt Ebeling und erinnert an einen tragischen Vorfall an einem Baggersee bei Horneburg. Dort verletzte sich erst vor wenigen Wochen ein Jugendlicher bei einem Kopfsprung schwer.

Baggerseen an der Autobahn 26 gelten als besonders riskant

Der Fredenbecker Badesee birgt laut Dennis Ebeling ebenfalls Risiken, weil dort besonders im Sommer Schlingpflanzen wachsen. Doch im Gegensatz zu den wilden Badestellen ist der Fredenbeker See immerhin bewacht. Und das ist, so Christian Schaarschmidt, das entscheidende Argument für die Sicherheit. "Es kann natürlich nett sein, wenn man ganz ungestört baden geht. Aber ein Wadekrampf beim Schwimmen ist nichts Seltenes, schon kälteres Wasser kann den auslösen. Und dann ist es sehr schwer, alleine wieder an Land zu kommen."

Jene, die trotz allem nicht auf das Strandflair an der Elbe verzichten möchten, sollten laut Christian Schaarschmidt wenigstens einige Sicherheitsregeln beachten. Und dazu gehört: "Nicht weit heraus schwimmen!" Und: "Ungeübte Schwimmer sollten dort nur mit den Füßen herein gehen."