Der Kreis zeigt Kreativität am Schild. Eine Halstenbekerin ersinnt Geschichten, die hinter den Kennzeichen stecken können. “Buchstaben sind mein Hobby“, sagt die 66-Jährige.

Es hatte etwas von Gedankenübertragung. Die Abendblatt-Regionalredaktion Pinneberg wollte sich den vielfältigen und oftmals lustigen Wortkreationen widmen, die durch das "PI" auf den Kennzeichen der Autos in der Region möglich sind. 214.286 Fahrzeuge waren 2012 im Kreis Pinneberg zugelassen. Während Reporter über Parkplätze im Kreis streiften, auf der Suche nach spannenden Geschichten hinter den Schildern, erreichte die Redaktion dann eine E-Mail von Dörte El Sarise.

Im Zusammenhang mit der Aktion "I Love PI" wandte sie sich an die Redaktion. Sie schlug jedoch nicht etwa ihren Lieblingsplatz vor, sondern reichte eine Geschichte über Pinneberger Autokennzeichen und ihre Bedeutungen ein. Der Kreis habe ein Privileg mit dem PI als Ortmarke, sagt El Sarise. Schließlich können nur wenige Autobesitzer mit ihrem Kfz-Kennzeichen ein Wort formen und daraus eine persönliche Botschaft machen.

Dörte El Sarise lässt gerne ihre Gedanken spielen und sinniert über mögliche Geschichten, die hinter den Kennzeichen stecken können. "Buchstaben sind mein Hobby", sagt die 66-Jährige. "Mir bringt es Spaß, Wörter zusammenzusetzen und mit ihnen zu spielen." 40 Jahre lang hat El Sarise Deutsch unterrichtet. Ihre Leidenschaft für die Sprache hat die Halstenbekerin schon als Kind entdeckt. "Schon früher habe ich Geschichten geschrieben", sagt sie. Heute versucht sie mögliche Geheimnisse hinter den Abkürzungen zu entschlüsseln. "Es ist nicht ernst gemeint", sagt El Sarise.

Doch wie kommt man überhaupt auf eine solche Idee? "Ich bin viel zu Fuß und mit dem Rad unterwegs. Dann sehe ich die Autos und denke mir Verrücktes dabei", sagt sie. "Das hat sich so ergeben, das ist ein Gag." Die Autokennzeichen, zu denen sie sich Erzählungen zusammenreimt, entdeckt sie im alltäglichen Straßenverkehr. "Da gibt es zum Beispiel Angaben über die Namen. PI-LP? Das LP steht natürlich für Ludwig Piepenbrink, wetten? PI-IS? Bedeutet ganz sicher Isolde Süßbier, nebenbei eine Friedensaktivistin mit leichtem Rechtschreibproblem. Peace!".

Meistens verrate das PI-Kennzeichen jedoch in ihrer Fantasie den Beruf des Halters: "Die größte Gruppe unter den Berufsbezeichnungen ist die der Ärzte. Der Kreis Pinneberg ist voll davon: PI-EP, der Tierarzt; PI-KS, der Allgemeinmediziner; PI-PI und PI-MM, der Urologe. Dann hätten wir den DJ im Wagen mit PI-DJ, den Pizzabäcker mit PI-ZA, den Bierbrauer mit PI-LS, den Schweinezüchter mit PI-G. Und noch ein Beruf für Außenseiter: PI-US, ein Papst. " Ihre Lieblingsgeschichte steckt allerdings hinter dem Autokennzeichen mit den kombinierten Buchstaben I und Q. So endet auch ihre eingesandte Erzählung dann auch mit folgenden Worten: "PS: Ich kenne einen, der auf dem Autokennzeichen PI-IQ 195 stehen hat. Was für ein Angeber!"

Ihre kreativen Einfälle kommen Dörte El Sarise fast zu jeder Zeit. "Eine Kollegin hat mich mal im Auto mitgenommen, und sie musste sich die ganze Fahrt über die spontanen Geschichten zu den Autokennzeichen anhören", erzählt El Sarise und lacht. "Die Fantasie spielen zu lassen, bringt mir einfach Spaß." Und was steckt hinter ihrem eigenen Nummernschild? Gar nichts, denn sie besitzt kein Auto!

"Ich habe noch nicht mal einen Führerschein", sagt El Sarise. Sie habe vor vielen Jahren heimlich das Fahren geübt, und als sie dann wieder von ihrer Schwester abgelöst wurde, "sind wir in einen Baum gerast. Das hat mich abgeschreckt." Würde die Halstenbekerin nicht mit den öffentlichen Verkehrsmittel an ihre Ziele gelangen können und sich doch ein Auto und ein Kennzeichen zulegen müssen, wüsste sie jedoch für welche PI-Kombination sie sich entscheiden würde: "Aus Witz würde ich tatsächlich das Nummerschild mit IQ nehmen, um die Leute mit meiner vermeintlichen Intelligenz abzuschrecken."

Nicht nur Deutschlehrerinnen und Buchstabenfreunde machen sich Gedanken über die Kennzeichen. Manche Pinneberger legen größeren Wert auf die optische Wirkung des Nummernschildes, anderen hingegen suchen sich das Blechstück einfach nach den Initialen ihrer Namen aus. Auf dieser Seite erzählen sechs Menschen die Geschichte zu ihrem PI-Schild.