Auf dem Boden des politischen Alltags: Streit um das City Center wird für Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg zur Zerreißprobe.

Henstedt-Ulzburg. Die Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg (WHU) ist in diese Legislaturperiode gegangen, um die Politik in der Gemeinde umzukrempeln. Mit diesem Anspruch wurde die einst kleine Fraktion groß. So groß, dass sie die stärkste Fraktion im Gemeinderat wurde. Doch jetzt finden sich die Fraktionsmitglieder auf dem Boden des politischen Alltags wieder: Die WHU steht vor der Zerreißprobe. Hauptgrund ist der Streit um das City Center Ulzburg. Ein Teil der Fraktion ist für den Bau des Einkaufszentrums in Ulzburg, ein Teil dagegen. Vorwürfe muss vor allem die Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah einstecken.

Kritik am ehemals geplanten Großprojekt Beckershof hatte der WHU die Sympathien vieler Henstedt-Ulzburger gebracht. Mit ihrem klaren "Nein" zum geplanten neuen Ortsteil im Westen der Gemeinde gewann die Wählergemeinschaft die Kommunalwahl und mischte die verkrusteten politischen Verhältnisse im Ort gründlich auf. Jetzt kämpft die WHU um das politische Überleben. Zwei prominente Vertreter der Fraktion ziehen nicht mehr an einem Strang: Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah und Bürgervorsteher Carsten Schäfer vertreten in Sachen CCU öffentlich unterschiedliche Auffassungen - sie dagegen, er dafür. Aber es gibt noch mehr Fraktionsmitglieder, die sich kritisch mit ihrer Vorsitzenden auseinandersetzen. Neben Carsten Schäfer sind es vor allem der zurückgetretene Vorsitzende Martin Andernacht, die kommissarische Vorsitzende Doris Dosdahl und Gemeindevertreter Thile Abel, die sich von Karin Honerlah brüskiert fühlen. Sie werfen ihr ein allzu selbstherrliches Auftreten vor, unterstellen ihr, sie habe sich "auf Lebenszeit" als Fraktionsvorsitzende wählen lassen und kritisieren ein "manipulatives Verhalten". Ein Fraktionsmitglied hat inzwischen seinen Austritt erklärt. Andererseits wird Mitgliedern der Wählergemeinschaft, die sich zu Karin Honerlah bekennen, vorgeworfen, sie ließen sich vor ihren Karren spannen. Ein inzwischen absolviertes Mediationsverfahren hat offenbar zu keinen fruchtbaren Ergebnissen geführt.

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Bürgervorsteher Carsten Schäfer sieht die Gefahr, dass die Wählergemeinschaft in der Öffentlichkeit als "Neinsager" abgestempelt wird. Dabei denkt er nicht nur an das City Center Ulzburg, sondern auch an die Diskussionen um Gewerbeansiedlungen, in denen zumindest einige Fraktionsmitglieder immer wieder zu erkennen gegeben haben, dass sie die Entwicklung mit Bedenken beobachten.

Die Streitfrage, ob die WHU in wichtigen kommunalpolitischen Fragen nach außen hin einheitlich auftreten soll, hatte während der Jahreshauptversammlung vor wenigen Tagen zu heftigen Diskussionen geführt, die schließlich im Nichts endeten: Die Sitzung wurde nach vier Stunden ohne Vorstandswahlen und ohne Klärung strittiger Punkte abgebrochen und auf später vertagt. Deutlich wurde dabei: Viele aktive WHU-Politiker haben den Spaß an der Kommunalpolitik verloren. Das Lachen bleibt vielen angesichts der unterschiedlichen CCU-Stand- und anderer Streitpunkte im Halse stecken.

Für Karin Honerlah sind die Vorwürfe und Angriffe gegen sie "menschlich nicht in Ordnung". Sie empfindet die Situation als "unangenehm", an einen Rücktritt aber denke sie nicht.

So sieht es auch Bürgervorsteher Carsten Schäfer, der seine politische Karriere einst als Grünen-Kreistagsabgeordneter begann. Er will seine Aufgabe als Bürgervorsteher in dieser Legislaturperiode "ordentlich" zu Ende bringen. An einen Austritt aus der WHU denke er "noch" nicht. Er schätzt die Situation so ein: "Wir werden uns schütteln, aber wir zerreißen nicht." Schäfers Wahl zum Bürgervorsteher wurde von der CDU einst als "Supergau" eingestuft, inzwischen hat er sich etabliert und ist allgemein anerkannt. Es gibt Mitglieder der WHU-Fraktion, die sein Agieren kritisch bewerten, zumal er sich öffentlich als CCU-Befürworter geoutet hat. Sie halten ihm eine CDU-Tendenz vor.