Alle Fraktionen sind gegen Kaufland, aber die Investoren verhandeln trotzdem weiter mit der Lebensmittel-Handelskette aus Neckarsulm

Henstedt-Ulzburg. Das Projekt City Center Ulzburg kommt ins Wanken. Sollten die Investoren nicht bereit sein, gegenüber den Kommunalpolitikern Namen von Mietern zu nennen, könnten sie einer breiten Allianz von Gegnern gegenüberstehen. Das zeichnet sich derzeit in der politischen Landschaft des Ortes ab. Allerdings wird dabei auch offenbar mit der Wahrheit jongliert.

Weil die Investoren Peter Skrabs und Karl Will während der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses bestätigten, dass sie mit der Warenhauskette Kaufland in Verhandlungen stehen, gleichzeitig aber nur die Textilkette C&A als feststehenden Mieter nannten, stehen sie in der Kritik. Besonders deutlich wird die FDP: "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende" heißt es in einer Stellungnahme der Freidemokraten. "Wir schlagen daher vor, in Zusammenarbeit mit der Universität Lübeck ein ganzheitliches Konzept für den Ortskern Henstedt-Ulzburg zu erarbeiten und weitere Lösungswege für unseren Ort zu eröffnen", teilt die FDP in einer Presseerklärung mit. Allerdings: Die FDP kann zwar mitreden, aber nicht mitentscheiden: Sie hat keinen ordentlichen Sitz im Umwelt- und Planungsausschuss. Daher kommt es auf die Stimmen von WHU, CDU und SPD an. Die WHU, von je her kritisch gegenüber den Plänen der Investoren eingestellt, sieht sich in ihrer Auffassung bestätigt. "Ein Discountmarkt mit preisaggressivem Wettbewerbsverhalten wird nicht die versprochene gehobene Einkaufsqualität in den Ort bringen", mutmaßt WHU-Gemeindevertreter und Planungsausschussmitglied Uwe Köhlmann-Thater. "Einzig die am 16.März erstmals von der Firma Manke skizzierte Ladenzeile an der Bahnhofstraße, die kleinteiligen Einzelhandel mit einer Passage zum CCU zeigt, entspricht in etwa dem, was man sich für unser Ortszentrum vorgestellt hat." Der Verkehrsgutachter habe keine einzige Frage der WHU nach den Fußgänger- und Radfahrerzahlen im Centerbereich und nach Abbiegespuren qualifiziert beantworten können.

Die WHU empfiehlt, sich von den Investoren zu trennen, sollten diese während der nächsten, nicht öffentlichen Sitzung des Ausschusses nicht endlich Einzelheiten zur Belegung des Centers bekannt geben. "Es hat bereits eine Anfrage eines weiteren Interessenten gegeben."

Diese Behauptung weist Bürgermeister Torsten Thormählen zurück: "Ich weiß von keinem neuen Interessenten, hier hat sich niemand gemeldet." Das bedeutet: Nach Jahren des planerischen Stillstands sind Peter Skrabs und Karl Will die ersten und bisher einzigen Unternehmer, die in Ulzburg-Mitte investieren wollen. Auch der Bürgermeister ist gegen eine Ansiedlung von Kaufland im City Center Ulzburg. "Wir wollen eine qualifizierte Weiterentwicklung des Sortiments, Kaufland würde aber nur den Verdrängungswettbewerb schüren."

Für Peter Skrabs und Karl Will, die beiden Investoren, bleibt Kaufland trotz aller Proteste immer noch eine erste Adresse. "Wir sprechen weiter mit Kaufland", sagt Peter Skrabs. "Denn dieser Name würde weitere namhafte Mieter nach sich ziehen."

Geplant sei allerdings ein lebensmittelorientierter Verbrauchermarkt und kein SB-Warenhaus. Peter Skrabs betont aber auch, dass weiterhin mit anderen großen Lebensmittelketten verhandelt werde.