Sechs Wochen lang können die Bürger Einwände gegen das geplante City Center geltend machen - Ansichten sind unterschiedlich.

Henstedt-Ulzburg. Nicht ganz 15 Meter hoch, C&A über zwei Etagen, Kaufland, 300 Pkw-Stellplätze in der Tiefgarage - so soll das Einkaufszentrum in Ulzburg aussehen. Im Frühjahr 2013 können die Henstedt-Ulzburger dort einkaufen gehen. Das wollen die Investoren. Und die Mehrheit der Politiker steht dahinter: Trotz vieler Einwände und Bedenken von etlichen Beobachtern und trotz Gegenstimmen der größten Ratsfraktion (WHU) haben die Politiker einen weiteren Schritt in Richtung City Center Ulzburg (CCU) getan. Am Montag wurde im Umwelt- und Planungsausschuss beschlossen, den Bebauungsplan Ulzburg-Mitte erneut auszulegen. Gestern Abend beschäftigte sich die Gemeindevertretung hinter verschlossenen Türen mit dem städtebaulichen Vertrag.

Das City Center bewegt die Henstedt-Ulzburger. Eigentlich hätte es schon längst im Bau sei sollen: Die Gemeinde hatte die Genehmigung für die diesjährige Motorradveranstaltung Hanse Jamboree auf dem Marktplatz mit dem Hinweis verweigert, dort werde gebaut. Tatsächlich hatten die Investoren Peter Skrabs und Karl Will aus Hamburg vor, das Einkaufszentrum bereits im Oktober 2011 zu eröffnen. Davon sind sie meilenweit entfernt. Aber der Weg ist immerhin geebnet, obwohl es etliche Projektgegner in der Gemeinde gibt. Die WHU betätigt sich als Bremser, weil das geplante Einkaufszentrum ihrer Ansicht nach viel zu klotzig geplant ist und letztlich Verkehrsprobleme von unbekanntem Ausmaß mit sich bringt.

Diese Probleme sehen auch die Befürworter: Schon jetzt staut sich der Verkehr auf der Hamburger Straße, nach Eröffnung des CCU wird es vermutlich noch schlimmer. Deshalb ermittelt ein Verkehrsgutachter, wie die Ampeln anders geschaltet werden können, um den Verkehr durch eine längere Grünphase flüssiger zu machen. Der SPD-Antrag auf Erstellung eines Verkehrsgutachtens wird von allen Parteien begrüßt, wurde aber während der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses noch nicht beschlossen, weil die CDU erfolgreich die Gründung einer vorgeschobenen interfraktionellen Arbeitsgruppe angeregt hatte, um den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) unter die Lupe zu nehmen.

Ein Hauptargument der Center-Kritiker ist die Dimensionierung des CCU: Zu groß, zu wenig Strahlkraft und deshalb zum Scheitern verurteilt. Es gibt Kritiker, die versuchen, mit vollem körperlichen Einsatz und nicht zu bremsendem Wortschwall ihre Meinung zu vertreten. Es gibt solche, die Falschmeldungen streuen ("Auf dem Dach wird hinter der Verblendung ein Parkdeck gebaut!"). Und es gibt solche, die für sich die Konsequenzen ziehen. Dazu gehört der Buchhändler Henning Rahmer, der sein Geschäft vor zwei Jahren aus dem alten Ulzburg-Center in die Ladenzeile unter der Gemeindebücherei verlegt hat. Er will auf keinen Fall in das geplante CCU ziehen, weil er nicht an eine finanziell erfolgreiche Zukunft des Projektes glaubt. Wenig hilfreich ist es, dass von der Baufirma Manke, die zur Bahnhofstraße hin eine Ladenpassage bauen will, ein Modell des Gesamtensembles angefertigt wurde, bei dem die Proportionen nicht stimmen. Es ist im Ratssaal zu besichtigen.

Ein Parkdeck hinter der etwa 2,50 Meter hohen Blende zur Hamburger Straße hin kann nach Angaben von Investor Peter Skrabs nicht gebaut werden, weil der Bebauungsplan das nicht vorsieht. Außerdem sei die Statik nicht danach ausgerichtet. Er und sein Geschäftspartner Karl Will rechnen mit einem Center-Einzugsbereich von 25 bis 30 Kilometern. Die Verkehrsprobleme sieht er auch, aber seiner Ansicht nach treten sie nicht den ganzen Tag über auf. Und schließlich sagt er auch das: "Die Lösung dieses Problems ist Aufgabe der Politik."

Der noch vor Wochen heftig kritisierte Einzug des Discounters Kaufland wurde während der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses mit keinem Wort mehr erwähnt. Dabei stehen Skrabs und Will nach wie vor hinter diesen Plänen: Kaufland soll nach Angaben von Peter Skrabs 3800 Quadratmeter Verkaufsfläche erhalten. Eingeplant sei eine große Bio- und Frischeabteilung. C&A werde auf zwei Ebenen 1400 Quadratmeter Verkaufsfläche bekommen, die Drogeriemarktkette DM 750 Quadratmeter. Zum Kirchweg hin wird der Gebäudekomplex etwa 6,50 Meter hoch sein.

Wenn der städtebauliche Vertrag unterschrieben ist und eine Finanzierungszusage der Bank vorliegt, wird die Änderung des Bebauungsplanes im Rathaus wieder für sechs Wochen ausgelegt. Der genaue Termin wird bekannt gegeben. In dieser Zeit haben Bürger und Institutionen die Möglichkeit, Einwände zu erheben. Einen Strich durch die Rechnung könnte der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr in Itzehoe machen: Wenn er das Verkehrskonzept für nicht stimmig einstuft, gibt es keine Baugenehmigung.

Für CDU-Politiker Jens Müller gibt es keine Alternative zum CCU: "Wir haben 20 Jahre gewartet, dass sich etwas bewegt, deshalb sollte die positive Stimmung ausgenutzt werden, weil wir jetzt die Chance haben, etwas zu tun." Ähnlich sieht es SPD-Politiker Horst Ostwald, Vorsitzender des Umwelt- und Planungsausschusses: "Das ist eine einmalige Chance für Henstedt-Ulzburg, sich städtebaulich zu entwickeln."