Die Anhörung von Bürgermeister Torsten Thormählen findet während seines Urlaubs statt. Die Staatsanwaltschaft wird noch Monate ermitteln.

Henstedt-Ulzburg. Der Bürgervorsteher muss um seinen Posten bangen, der Bürgermeister weiß nicht, ob und wann er an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann: Die Verhältnisse im Henstedt-Ulzburger Rathaus sind ungeklärt. Für Bürgermeister Torsten Thormählen sind die nächsten Tage und Wochen eine Herausforderung. "Jeder kann sich vorstellen, wie es mir geht", sagt der Verwaltungschef. "Gut geht es mir im Augenblick ganz bestimmt nicht."

Thormählen hat zuletzt am vergangenen Dienstag bis 22.25 Uhr an seinem Schreibtisch im ersten Stock des Henstedt-Ulzburger Rathauses gesessen, bevor er seine Sachen gepackt und nach Hause gefahren ist - drei Wochen Urlaub hat er beantragt. Sie sind ihm vom Hauptausschuss genehmigt worden. In einer zweieinhalbstündigen Sitzung hatten die Mitlieder des Hauptausschusses über das weitere Vorgehen entschieden.

Torsten Thormählen äußert sich derzeit nicht zu den Vorwürfen

Wie inzwischen bekannt wurde, hat nicht Ausschussvorsitzende Karin Honerlah die Sitzung geleitet. Um möglichen Anschuldigungen über Interessenskollisionen aus dem Weg zu gehen - Honerlah war im Bürgermeisterwahlkampf direkte Gegnerin von Torsten Thormählen -, hatte sie den Vorsitz dem WHU-Politiker und stellvertretenden Ausschussvorsitzenden Andreas Lemke übertragen. Karin Honerlah hatte nach der Sitzung aber die Presse kurz über den Ausgang informiert. Nicht nach dem Urlaub, sondern innerhalb der drei Wochen will der Ausschuss den Bürgermeister befragen. Der Termin steht fest, wird aber öffentlich nicht bekannt gegeben.

+++ Amtsführung ist unzumutbar +++

Auf den Rat seines Rechtsanwaltes hin will sich Torsten Thormählen derzeit öffentlich nicht zu den Vorwürfen äußern. "Ich werde den Urlaub nutzen, um die Angelegenheit aufzuklären", sagt der Bürgermeister. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bestechung und der Bestechlichkeit sowie des Verdachts der gemeinschaftlichen und gewerbsmäßigen Untreue gegen Thormählen. In seiner Eigenschaft als Vorstand der Kommunalbetriebe Ellerau soll er gemeinsam mit dem Prokuristen Klaus Lange rund 200 000 Euro Steuergeld veruntreut haben, lauten die Vorwürfe.

Wann die Ermittlungen abgeschlossen sein werden, steht noch nicht fest

Für Torsten Thormählen selbst ist es unklar, wie es zu diesen Vorwürfen kommen konnte. Nach seinen Angaben waren alle im Raum stehenden Mittel in die Wirtschaftspläne der Kommunalbetriebe eingestellt gewesen. Es sei immer Entlastung erteilt worden. "Ich bin überrascht, dass derartige Vorwürfe nach so langer Zeit hochkommen. Ich gehe davon aus, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe." Das Gerücht, die Finanzbehörde ermittle gegen ihn, weil Nebeneinkünfte nicht versteuert worden sein sollen, weist Thormählen zurück. "Es ist niemand von der Steuerbehörde bei mir gewesen."

Wie es jetzt weitergehen soll, weiß Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister nicht. Gegen ihn wird zwar von der Staatsanwaltschaft ermittelt, aber es ist ihm nicht untersagt, das Rathaus zu betreten und in Kontakt mit seinen Mitarbeitern zu treten. Von den Politikern wagt derzeit auch noch niemand eine Prognose, ob der Bürgermeister nach seinem dreiwöchigen Urlaub wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren wird.

Die Kieler Staatsanwaltschaft fährt unterdessen mit den Ermittlungen gegen Torsten Thormählen fort. "Alles beschlagnahmte Material wird ausgewertet", sagt Staatsanwalt Manfred Schulze-Ziffer, der stellvertretende Sprecher der Kieler Staatsanwaltschaft. Mit dem Fall betreut ist ein Dezernent, der bei seinen Ermittlungen von der Kriminalpolizei unterstützt wird. Allerdings, so betonte Schulze-Ziffer, werde der Fall nicht in einem Zug abgearbeitet, da gleichzeitig Ermittlungen für andere Fälle geleistet werden müssten. "Wir können derzeit keine Prognosen stellen, wann die Ermittlungen abgeschlossen sein werden", sagt er.

+++ Drei Wochen Erholungsurlaub für Thormählen +++

Im Henstedt-Ulzburger Rathaus haben sich die drei Vertreter des Bürgermeisters, Wilhelm Dahmen (WHU) als erster Stellvertreter, Elisabeth von Bressensdorf (CDU) als zweite Stellvertreterin und Siegfried Ramcke (SPD) als dritter Stellvertreter sowie Bürgervorsteher Carsten Schäfer über die Termine abgestimmt, die in den nächsten drei Wochen wahrzunehmen sind. Darunter sind zum Beispiel etliche Jahreshauptversammlungen von größeren Vereinen. So sollte Bürgermeister Thormählen zum Beispiel ein Grußwort während der Jahreshauptversammlung der Gemeinschaft Handel, Handwerk, Gewerbe halten. Das muss jetzt ein anderer übernehmen.

Wilhelm Dahmen wird den Bürgermeister direkt vertreten und täglich für einige Stunden im Rathaus sein. Sollte Torsten Thormählen nach Ablauf der drei Wochen wieder seinen Dienst aufnehmen, geht alles seinen gewohnten Gang, ansonsten müssen die anfallenden Arbeiten und Repräsentationspflichten erneut verteilt werden.