Auch ein unscheinbares Möbelstück kann kostbar sein - die Expertise eines Auktionators hilft dem Besitzer den Preis zu ermitteln.

Die auf den ersten Blick eher unscheinbare Möbelvitrine sollte nach dem Tod der Großmutter zunächst auf den Sperrmüll. Bis eine Freundin empfahl, die Vitrine von einem Auktionator schätzen zu lassen. Ein guter Tipp, wie sich herausstellen sollte. Denn das Möbelstück landete wenig später in einem Auktionshaus, wo es für 800 Euro versteigert wurde. Seien es kostbare Gemälde, antiquarische Bücher, edles Tafelsilber, wertvolle Schmuckstücke, Design-Klassiker oder antike Schränke: Sie alle können bei Auktionshäusern unter den Hammer kommen und teilweise sogar Rekordpreise erzielen. "Im Zweifelsfall ist es immer besser, Gegenstände, über deren Wert Unsicherheit besteht, von einem Auktionator oder einem ausgewiesenen Experten schätzen lassen. Ihr Sachverstand ist oft das berühmte Zünglein an der Waage", sagt Thilo Winterberg, der Präsident des Bundesverbandes deutscher Kunstversteigerer (BDK).

In Hamburg gibt es nur noch etwa eine Handvoll Auktionshäuser, die mit ihren Expertisen nicht nur versierten Sammlern, sondern auch Laien zur Seite stehen. Die meisten von ihnen haben sich auf Literatur und Kunst im weitesten Sinne spezialisiert. So veranstaltet das traditionsreiche Haus Hauswedell & Nolte regelmäßig Auktionen für Kunst, wertvolle Bücher und Autografen, und auch bei Christian Hesse Auktionen kann man Glück haben, denn das Haus konzentriert sich auch auf Bücher, Autografen und Grafik. Bei Ketterer Kunst umfasst das Auktionsprogramm seltene Bücher, Manuskripte, Autografen und Werke aus dem Bereich norddeutscher und maritimer Kunst. Eine große Bandbreite an Kunstwerken, herrschaftlichen Antiquitäten und hochwertigen Objekten vom 17. bis zum 21. Jahrhundert präsentiert zudem das Auktionshaus Stahl in seinen Räumlichkeiten am Graumannsweg.

Auch die beiden großen Auktionshäuser Sotheby's und Christie's sind in der Hansestadt mit Repräsentanzen vertreten. Ebenso gehört das Auktionshaus Klaus D. Kendzia seit mehr als 30 Jahren zu den renommierten Anbietern in der Hamburger Auktionslandschaft. Es führt jährlich mindestens vier große nach den Jahreszeiten benannte Kunst- und Antiquitätenauktionen durch. "Neben unserer Fachkompetenz zeichnen wir uns durch unsere besondere familiäre Note aus. Sehr stolz sind wir auf die fast ausschließlich private Provenienz unserer Auktionsware und unser treues, aus Privatleuten, Sammlern und Händlern bestehendes Stammpublikum", sagt Eva-Maria Uebach-Kendzia. Unter den Hammer kommt bei Kendzia fast alles: Wer ein ausgefallenes Wohnaccessoire verkaufen will oder ein ganz besonderes Möbelstück sucht, ist hier an der richtigen Adresse. "Sehr nachgefragt ist vor allem qualitativ hochwertige Ware. Sie stellt für viele Käufer heute eine attraktive Geldanlage dar", so Uebach-Kendzia. Im Möbel-Bereich seien insbesondere Design-Klassiker sowie Stücke aus Biedermeier und Barock gesucht, weil sich mit ihnen schöne Akzente auch in einem modernen Wohnumfeld setzen lassen.

Ein ausgewiesener Kenner der internationalen Auktionsszene ist auch Herbert van Mierlo. Der Kunsthistoriker und vereidigte Sachverständige zeichnet bei Sotheby's für Auktionen von europäischen Möbeln, Skulpturen, Uhren, mittelalterlichen Skulpturen und Kunsthandwerk sowie für deren Bewertungen verantwortlich. Er berichtet, dass der Markt für Möbel in den vergangenen Jahren deutlich eingebrochen sei. "Eine Ausnahme bilden ausgefallene Stücke erstklassiger Provenienz von bedeutsamen Künstlern oder Designern. Wenn sie sich in einem authentischen, sehr guten Zustand befinden und nicht überrestauriert sind, können auch sie heute Rekordpreise erzielen", so Herbert van Mierlo.

Auktionstermine werden über Anzeigen in Tageszeitungen, Fachzeitschriften und auf den Homepages der einzelnen spezialisierten Häuser bekannt gegeben. Eine gute Informationsquelle ist auch die Internetseite des Bundesverbandes deutscher Kunstversteigerer ( www.kunstversteigerer.de). Vor dem Auktionstermin erscheint in aller Regel ein Katalog, der in gedruckter Form, aber auch online detailliert über die einzelnen Versteigerungsobjekte einschließlich etwaiger Beschädigungen oder Fehler informiert, die zur Versteigerung stehen. Teilweise enthält der Katalog auch Expertisen, die die Echtheit besonders wertvoller Stücke beglaubigen. "Dieses Verzeichnis ist nach wie vor die Visitenkarte eines Auktionshauses. Es gibt einen ersten Hinweis auf die Seriosität des Unternehmens", betont der Kunstexperte Winterberg. Etwa eine Woche vor der Auktion ist meist eine Vorbesichtigung vor Ort möglich. Hier haben interessierte Käufer die Möglichkeit, die Ware, die unter den Hammer kommen soll, zu begutachten und gezielt Fragen zu stellen. Der persönliche Eindruck sei durch nichts zu ersetzen, unterstreicht Winterberg. Daher sei es unbedingt notwendig, von einer Vorbesichtigung Gebrauch zu machen

Die genauen Versteigerungsbedingungen finden sich im Auktionskatalog des jeweiligen Hauses oder sie werden kurz vor Beginn bekannt gegeben. Gebote können nicht nur direkt auf der Auktion, sondern bis auf wenige Ausnahmen auch vorab schriftlich, telefonisch oder per Mail abgegeben werden. Dabei sind allerdings häufig separate Bedingungen zu beachten. Bevor man selbst bietet, sollte man erst einmal Auktionsluft schnuppern und als Gast teilnehmen. "Dabei bekommt man ein gutes Gefühl für den Ablauf einer Versteigerung", rät Uebach-Kendzia, die selbst als Auktionatorin tätig ist. Für Käufer wird eine Aufschlagsgebühr erhoben. Sie beträgt etwa 20 Prozent. Der Auktionspreis und die Aufschlagsgebühr werden abschließend erhoben.