Wollten Sie nicht schon immer wissen, was ein geerbtes Bild oder eine günstig gekaufte alte Kaffeekanne tatsächlich wert ist?

Es ist das Jahr der Aktionen: Seit Anfang 2012 lässt das Abendblatt Monat für Monat erfolgreiche Ideen und Projekte aus seiner mehr als 64-jährigen Geschichte neu aufleben. Im Februar war die legendäre Hochzeitskutsche wieder unterwegs, ebenso wie im Juni der spendable Herr Lombard. Im August konnten Leser während einer Barkassenfahrt dem Ersten Bürgermeister die Meinung sagen, der Oktober stand unter dem Motto "Sparen und genießen", und in der Adventszeit wird es wieder "Märchen im Michel" geben.

Doch zuvor laden wir Sie am 10. und am 17. November dazu ein, ihre Kostbarkeiten von Experten unter die Lupe nehmen zu lassen. Erinnern Sie sich an den Oktober 2007, als das Abendblatt erstmals zu seiner Aktion "Lieblingsstücke unter der Lupe" einlud? Insgesamt 1403 Menschen kamen damals in die Axel-Springer-Passage, um Gemälde und Grafiken, Porzellantassen und Schmuckstücke, Silberleuchter und Taschenuhren, Trinkpokale und Jugendstilgläser von den Experten des Auktionshauses Sotheby's begutachten zu lassen. Mancher echter Schatz wurde dabei entdeckt. Eine signierte Grafik von Chagall war dabei, die sein Besitzer für mindestens 10 000 hätte verkaufen können. Wollte er aber nicht, denn so leicht trennt man sich nicht von Dingen, die einem ans Herz gewachsen sind.

Der frühere "Tagesschau"-Sprecher Wilhelm Wieben hatte sich angestellt, um ein Set aus Lupe, Brieföffner und Petschaft begutachten zu lassen. Das Resultat: Es stammt von der berühmten Firma Fabergé, die einst für den Zarenhof die berühmten "Wunder-Eier" geliefert hatte. Aber auch jene Abendblatt-Leser, deren Lieblingsstücke bei einer Auktion kaum höhere Beträge erzielt hätten, erfuhren viel Neues über die Entstehung und Bedeutung der mitgebrachten Antiquität. Der Andrang war groß und die Stimmung hervorragend.

So soll es auch wieder werden, schon im Vorfeld hat das Abendblatt den Ablauf so geplant, dass längere Wartezeiten vermieden und die beiden Aktionstage für alle Beteiligten zum Erlebnis werden können (siehe rechts). Also schauen Sie mal nach, ob Sie nicht eine Kostbarkeit besitzen, über die Sie mehr erfahren möchten. Dabei geht es natürlich auch um den Preis, den eine Antiquität heute auf dem Markt erzielen kann, doch das ist bei Weitem nicht alles.

Die Experten der renommierten Auktionshäuser Ketterer Kunst und Lauritz.com, die Ihre Schätze genau betrachten werden, können Ihnen noch viel mehr darüber sagen: Wie alt ist das jeweilige Stück? Wo stammt es her? Aus welchem Material besteht es? Wie wurde es gefertigt? Bei Gemälden und Grafiken können Sie unter Umständen mehr über den jeweiligen Künstler und dessen Werdegang und Bedeutung erfahren.

Oder über das Motiv, das der Künstler dargestellt hat und das vielfach eine Bedeutung besitzt, die sich dem Laien kaum erschließt.

Ikonografie heißt die kunstgeschichtliche Disziplin, die sich mit der Bedeutung von Bildmotiven befasst und oft zu spannenden Ergebnissen kommt: Da entpuppt sich die schöne nackte Dame auf einer 150 Jahre alten Porzellanvase aus der englischen Porzellanmanufaktur Wedgwood als Venus und das kleine Engelchen daneben als der ganz und gar nicht harmlose Liebesgott Amor.

Aber die Experten werden Ihnen sicher auch Fragen stellen, die manchmal zur Klärung beitragen können. Wo haben Sie das schöne Stück her? Ist es schon lange im Familienbesitz oder vielleicht ein Schnäppchenkauf von einem Flohmarkt. Ist es ein Geschenk oder ein altes Erbstück? Oft verbindet sich mit einer Antiquität die Erinnerung an einen Angehörigen, an einen geliebten Menschen, der vielleicht längst nicht mehr am Leben ist.

Und genau darin besteht ja die Faszination von Kunstwerken und Antiquitäten: Wir können sie zwar besitzen, sie werden uns aber sehr wahrscheinlich überdauern. In unserer schnelllebigen Zeit ist es beruhigend zu wissen, dass es schöne Dinge gibt, die lange vor uns da waren und die wir irgendwann einmal weitergeben werden.

Mit jedem Stück verbindet sich eine Geschichte, die oft schon lang ist und immer länger werden wird. Leider kennen wir diese Geschichten meistens nicht oder nur zu einem kleinen Teil. Experten sprechen von der Provenienz, der Herkunft und Erwerbungsgeschichte eines Kunstwerks, deren Erforschung oft kompliziert und aufwendig ist. Provenienzforscher sind wie Detektive, die Indizien sammeln und Puzzelteile zusammenfügen, dabei manchmal auch auf dunkle Geschichten stoßen, die in die Zeit des Nationalsozialismus zurückreichen.

Einen Teil ihrer Geheimnisse werden Kunstwerke und Antiquitäten wohl niemals preisgeben, manchem kann man aber auch auf die Spur kommen. Die Experten der Auktionshäuser, die sich Ihrer Lieblingsstücke bald annehmen werden, haben viel Erfahrung damit. Also überlegen Sie mal, ob Sie das Landschaftsgemälde, das seit Jahrzehnten über ihrem Sofa hängt, am 10. November nicht zur Begutachtung in die Axel-Springer-Passage bringen möchten. Oder ob es nicht eine möglicherweise kostbare Kaffeekanne gibt, die Sie irgendwann einmal geerbt und inzwischen schon fast wieder vergessen haben, weil sie in einer Kiste auf dem Dachboden verstaubt. Am 17. November können Sie mehr darüber erfahren. "Man sieht nur, was man weiß", hat Goethe in der "Italienischen Reise" formuliert, vielleicht wissen Sie über Ihr persönliches Lieblingsstück schon bald viel mehr. Und dann sehen Sie es ganz bestimmt mit ganz anderen Augen an.