Der bisher unbekannte Hominine vermischte sich mit Vorfahren der Bewohner Papua-Neuguineas.

Leipzig. Ein bislang unbekannter Urmensch bevölkerte vor Zehntausenden Jahren wahrscheinlich weite Teile Asiens. Das hat die Analyse eines Fingerknochens ergeben, der mit weiteren Überresten wie einem Backenzahn 2008 in einer Höhle in Südsibirien entdeckt wurde. Der nach seinem Fundort benannte Denisova-Mensch habe die gleichen Ahnen wie der Neandertaler. Später hätten sich die Urmenschen mit Gruppen des modernen Menschen (Homo sapiens) vermischt, von denen Einwohner Papua-Neuguineas heute noch Spuren in ihrem Erbgut tragen, berichtet ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift "Nature".

An den Untersuchungen waren auch Forscher um Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig beteiligt. Sie entschlüsselten Erbinformationen aus dem Kern einer Zelle des mindestens 30 000 Jahre alten Knochens. Er stammt offenbar von einer jungen Frau.

Der Denisova-Mensch teilt seine Herkunft mit dem Neandertaler. Vorläufer beider Homininen verließen Afrika vor 300 000 bis 400 000 Jahren und spalteten sich danach auf. Die Neandertaler besiedelten vor allem Vorderasien und Europa, während die Denisova-Menschen weiter östlich in Asien lebten. Die modernen Menschen wanderten dagegen erst vor etwa 75 000 Jahren aus Afrika aus. In Vorderasien vermischten sie sich mit den Neandertalern, wie die Leipziger Forscher vor kurzem herausfanden.

Die neue Analyse zeigt, dass auch der nun entdeckte Urmensch Kontakte zum Homo sapiens unterhielt: Sein Erbgut hat viele Parallelen zu Menschen, die heute in dem Inselstaat Papua-Neuguinea nördlich vor Australien leben. Deren Vorfahren, folgern die Forscher, müssen sich einst mit Denisova-Menschen vermischt haben.

"Dass der Denisova-Mensch in Südsibirien entdeckt wurde, aber zum Erbmaterial heute lebender Menschen in Neuguinea beitrug, zeigt, dass diese Urmenschen in Asien weit verbreitet gewesen sein müssen", sagt David Reich von der Universität Harvard.