Der kleine Urmensch von der Insel Flores, Homo floresiensis, ist seit seiner Entdeckung 2003 ein Streitpunkt der Anthropologen. Handelt es sich bei dem "Hobbit" um eine eigene Art oder war er nur ein krankes, verkümmertes Individuum? Zoologen der britischen Universität Cambridge haben den verwitterten Schädel untersucht und mit anderen Säugetieren verglichen, bei denen Schädel- und Hirnvolumen im Laufe der Evolution abgenommen haben.

Anthropologen gingen bisher davon aus, dass sich das Hirnvolumen in der Entwicklung der Menschen vergrößert hat, weil das Gehirn immer mehr Aufgaben bewältigen musste. Ein so kleines Gehirn, wie es die Urmenschen von Flores offenbar gehabt haben, passt in dieses Konzept nicht hinein. Sie lebten vor 100 000 bis 12 000 Jahren und müssten deshalb ein deutlich größeres Gehirn gehabt haben - ein Hinweis darauf, dass der "Hobbit" krank gewesen sein dürfte.

Weit gefehlt, schreiben nun die Briten in "BMC Biology". Es gebe genügend Beispiele aus dem Tierreich von nah verwandten Arten mit sehr unterschiedlich großen Gehirnen. Bei Murmeltieren und Mausmakis etwa habe man "schrumpfende" Hirngrößen beobachtet. Die Forscher zeigen durch ihre Vergleiche, dass Hirn- und Körpergröße sich unabhängig voneinander verändern können. Dass die Urmenschen von Flores im Laufe der Evolution immer kleiner wurden, erklären sie durch die bekannte "Inselverzwergung". Sie besagt, dass Tierarten, die es auf eine kleine Insel verschlägt, immer kleiner werden, weil sie nicht genug Futter finden.