Zwist zwischen Italien und Deutschland: Der italienische Gesundheitsminister Girolamo Sirchia kritisierte die Bundesrepublik in scharfer Form. Der Minister warf Berlin vor, die Gefahr durch SARS zu unterschätzen. "Die Kontrollen in Deutschland sind nicht sorgfältig. Die Filter an einem so großen Flughafen wie Frankfurt arbeiten nicht genau", klagte der Sirchia. Hintergrund: Mit dem Flug LH 3870 der Lufthansa war am 23. April eine kranke Frau von Shanghai nach Frankfurt geflogen. Sie hatte offensichtliche Anzeichen einer schweren Bronchitis. Dennoch unternahmen die deutschen Behörden am Flughafen Frankfurt nichts. Sie ließen sie ungehindert ins nächste Flugzeug Richtung Rom steigen, wo sie mit schwerem Fieber ankam. Hat sie in diesem Flugzeug andere Passagiere angesteckt, die nun unkontrolliert die Krankheit in Italien verbreiten? So lautet die bange Frage des Ministers. Jeder Passagier des Flugs wird inzwischen genau kontrolliert. Die Frau aus Shanghai liegt auf der Isolierstation des Krankenhauses Spallanzi in Rom, mit der vorläufigen Diagnose, das sie der erste SARS-Fall in Italien ist. Ohnehin ist es in mehreren italienischen Kliniken zu Panikreaktionen gekommen. Ein Fall: Als eine erkrankte Chinesin in Catania eingeliefert wurde, verließen viele Patienten das Gebäude. Die Zahl der mutmaßlichen SARS-Erkrankungen steigt indessen rasch an. Derzeit werden in Italien sieben Patienten wegen des Verdachts auf die Lungeninfektion behandelt. Der Gesundheitsminister fordert "Konsequenzen" wegen der mangelnden Sicherheitskontrollen in Deutschland und China. Sirchia droht allen Flugzeugen aus China die Landung zu verweigern. Er schlägt einen Gipfel der EU zu dem Thema SARS vor. (Andreas Englisch)