Die neue Generation des Tablets ist leichter und schneller, hat aber die alten Macken

Hamburg. Nach fast einem Jahr auf dem Markt hat der flache Apple-Computer iPad seinen Meister gefunden: das iPad 2. Am 25. März 2011 um 17 Uhr startete der Verkauf des iPad 2 auch in Deutschland. Das Abendblatt hat es getestet.

Wer vorhat, mit seinem iPad im Bett einzuschlafen, sollte sich das gut überlegen. Zwar wiegt das iPad 2 je nach Ausstattung bis zu 15 Prozent weniger als der Vorgänger, doch wenn beim Einschlafen 600 Gramm auf das Gesicht fallen, kann das schon schmerzen. Für die Nachtlektüre eignet sich ein echter E-Book-Reader wie das Kindle von Amazon mit 240 Gramm deutlich besser. Das soll jedoch nicht heißen, dass die Gewichtsabnahme unwichtig ist: Das neue iPad lässt sich komfortabler halten, was allerdings in erster Linie daran liegt, dass es um ein Drittel dünner ist und weniger Kanten zeigt. Trotzdem hat sich an der Batterielaufzeit nichts geändert. Apple gibt sie bei ständiger Nutzung mit zehn Stunden an, häufig geht sie aber darüber hinaus.

Nun haben iPad-Nutzer ihr Gerät in der Vergangenheit in allerlei Hüllen gesteckt, um es vor Kratzern zu schützen. Eine leider notwendige, aber für die Gerätedesigner ebenso traurige Angelegenheit. Dieses Mal hat Apple dafür eine Lösung gefunden: das Smartcover. Dabei handelt es sich um eine Display-Abdeckung aus Kunststoff oder Leder, die mit Magneten passgenau am Display gehalten wird und nur die Oberseite des Gerätes abdeckt. Sie lässt sich so aufklappen, dass das iPad auch aufrecht hingestellt werden kann. Insgesamt wird das neue iPad dadurch nur unwesentlich schwerer oder dicker. Smartcover schützen allerdings die Aluminiumrückseite nicht vor Kratzern.

Das iPad 2 hat jetzt zwei Kameras, jedoch nicht in iPhone-4-Qualität

Endlich hat Apple die schmerzlich vermisste Kamera zur Videotelefonie eingebaut, die der Konzern Facetime nennt. Sogar eine zweite Kamera an der Rückseite wurde dem Gerät spendiert. Zu mehr als zur Videotelefonie oder zu Videoclips taugen sie allerdings auch nicht. Dem Vergleich mit der Kamera am iPhone 4 halten sie auch in Ansätzen nicht stand. Aber wer will schon mit einem Brett fotografieren?

Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Tablets ist der Prozessor. Der neue A5 hat zwei Prozessorkerne und ist damit deutlich schneller als der alte A4 mit einem Kern. Das macht sich jederzeit bemerkbar. Obwohl es auch beim Vorgänger kaum Verzögerungen gab, starten nun Programme noch etwas schneller, auch der Wechsel zwischen Anwendungen geht zügiger. Sogar Webseiten werden auf dem neuen Gerät schneller dargestellt, obwohl es keine Unterschiede in der Übertragungsgeschwindigkeit der Daten gibt.

Bis zu neunmal besser soll die Grafikleistung des neuen iPad sein, was nicht zuletzt auch an dem größeren Arbeitsspeicher liegt. Das lässt sich außerhalb des Labors nur schwer messen. Doch grafisch aufwendige Spiele wie "Real Racing 2 HD" oder "Infinity Blade" laufen nun deutlich flüssiger.

Apple bezeichnet sein iPad bereits als "Nach-PC-Produkt". Das ist übertrieben. Zwar lässt sich das iPad mit einer externen Tastatur über Bluetooth verwenden, doch wichtige Funktionen fehlen nach wie vor. Zu den wichtigsten gehört natürlich die Darstellung von Webseiten, die mit Flash-Technologie programmiert wurden. Computer können das, iPads nicht. Zumindest bei der Videobearbeitung hat Apple nachgebessert: Die Apple-Anwendung iMovie gibt es nun auch für das iPad. Angeblich läuft sie nur auf dem iPad 2, doch wir konnten sie auch auf dem ersten iPad installieren. Das geht, macht auf dem neuen Gerät mit flüssigeren Abläufen aber mehr Spaß.

Nach wie vor schottet Apple sein System weitestgehend ab. Eine USB-Schnittstelle für den Anschluss externer Geräte gibt es immer noch nicht. Die Möglichkeiten sind daher sehr begrenzt. Ein Adapter erlaubt zumindest das Übertragen von Fotos und Videos von Kameras und Speicherkarten. Neu hinzugekommen ist nun ein Adapter für den Anschluss eines HDMI-Kabels. Auf diese Weise kann der Inhalt des iPad-Displays hochauflösend auf großen Flachbildfernsehern wiedergegeben werden. Für Präsentationen kann das sinnvoll sein. Für Filme eignet sich das im Grunde genommen nur eingeschränkt, weil aufgrund des Display-Formates auf den heute verbreiteten Breitbildfernsehern links und rechts schwarze Streifen dargestellt werden.

Überhaupt hat Apple am Display nichts geändert. Unter Sonneneinstrahlung ist auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm nichts mehr zu erkennen. Auch die Auflösung ist mit 1024 x 768 Pixeln gleich geblieben. Die Qualität ist nicht vergleichbar mit dem Display des iPhone 4. Hätte Apple jedoch dieses Display in dieser Größe in das iPad eingebaut, wäre der Verkaufspreis kaum zu halten gewesen. Je nach Ausstattung verkauft Apple das neue iPad mit 480 bis 800 Euro 20 bis 30 Euro günstiger als den Vorgänger. Damit hat das Unternehmen seine Konkurrenten bereits gezwungen, auch die Preise für ihre angekündigten Tablets nach unten anzupassen.

Insgesamt lohnt sich das iPad 2 für Neueinsteiger allemal. Wer bereits ein iPad besitzt, sollte überlegen, ob er wirklich Videotelefonie nutzen und Videos bearbeiten will. Nur für den Gewichtsvorteil lohnt sich der Umstieg nicht unbedingt. Wer häufig Webseiten mit Flash besucht, sollte hingegen die Finger von Apples Tablet lassen - egal, ob erste oder zweite Generation.