In bestimmten Fällen ist eine einmalige Bestrahlung während der Operation ausreichend

Hamburg. Wenn Frauen an Brustkrebs erkranken, müssen sie meist nach der Operation noch eine Chemotherapie und eine siebenwöchige Strahlentherapie durchmachen. Jetzt hat sich in einer Studie herausgestellt, dass in bestimmten Fällen eine einmalige Strahlentherapie während der Operation ausreicht. Die Studie wurde auf dem Kongress der amerikanischen Krebsgesellschaft in Chicago präsentiert, dem weltweit größten Krebskongress mit rund 37 000 Teilnehmern.

"Es hat sich gezeigt, dass eine 30-minütige Bestrahlung während der Operation ausreicht, wenn der Brustkrebs nur an einer Stelle sitzt und nicht größer ist als drei Zentimeter", sagt Privatdozent Dr. Kay Friedrichs vom Mammazentrum Hamburg am Jerusalem-Krankenhaus, der den Kongress in den USA besucht hat.

Als Konsequenz aus dieser Studie wollen die Ärzte des Mammazentrums jetzt bei Frauen ab 60, die diese Kriterien erfüllen, im Rahmen einer Studie nur noch die intraoperative Bestrahlung durchführen. Die einmalige Strahlendosis ist dabei zehnmal so hoch wie die tägliche Strahlendosis und beträgt ein Drittel der Strahlengesamtdosis der siebenwöchigen Therapie, auf die dann verzichtet werden soll. Im Mammazentrum werden unter Leitung des Strahlentherapeuten Privatdozent Dr. Florian Würschmidt aus der Radiologischen Allianz Hamburg Patientinnen bereits seit anderthalb Jahren mit der intraoperativen Strahlentherapie behandelt und die mehrwöchige Strahlentherapie verkürzt.

Zu den Vorteilen der einmaligen Bestrahlung sagt Friedrichs: "Frauen, die später erneut einen Tumor in der Brust entwickeln, können auch dann noch ein zweites Mal brusterhaltend operiert werden." Nach der herkömmlichen Strahlentherapie könnte man die Frauen bei einem Rückfall nicht mehr brusterhaltend operieren. Zudem erspare die neue Methode den Frauen die täglichen Fahrten zur Strahlentherapie.

Auf dem Kongress vorgestellt wurden auch neue Medikamente, die die Sensibilität von Krebszellen für die Chemotherapie erhöhen. "Diese sogenannten Parp-Inhibitoren werden jetzt in klinischen Studien getestet und haben bereits überraschend gute Ergebnisse gezeigt, besonders bei jungen Patientinnen mit aggressiveren Brustkrebserkrankungen", sagt Friedrichs.

Zudem werden DNA-Chips weiterentwickelt, die es ermöglichen, ein Profil der unterschiedlichen Tumoren zu erstellen. "Mithilfe dieser Verfahren kann man immer besser vorhersagen, welche Patienten von einer Chemotherapie profitieren und in welchen Fällen man auf diese Behandlung, die für die Frauen sehr belastend ist, verzichten kann", sagt Friedrichs.