Editorial

Der unvergeßliche deutsche Fußballsommer ist vor wenigen Wochen mit einer italienischen Nacht zu Ende gegangen. Mancher mag mit etwas Wehmut an jene tollen Tage zurückdenken, die die Menschen in unserem Land förmlich verzaubert und für ein neues, positiveres Deutschland-Bild gesorgt haben.

Wir Hamburger und unsere zahlreichen Gäste brauchen allerdings nicht zu trauern. Denn wir haben viele weitere sportliche Highlights in unserer Sportstadt. Eines der bekanntesten steht direkt vor der Tür - die Vattenfall-Cyclassics.

Seit nunmehr zehn Jahren zieht die einzigartige Atmosphäre dieses erstklassig organisierten Radrennens Millionen von Fans in ihren Bann. Der Werbewert für unsere wundervolle Stadt ist auch Dank der ausführlichen Übertragungen im Fernsehen immens. Die Bilder des Hafens, der Alster und der Elbe aus dem Helikopter suchen ihresgleichen. Mit diesen wunderschönen Aufnahmen hat uns das farbenfrohe und spektakuläre Velo-Event in Hamburg viele neue Freunde verschafft, die immer wieder gern hierher zurückkehren.

Daran haben nicht nur die Profis, sondern auch die 20 000 "Jedermänner" ihren Anteil. Die Cyclassics sind mit der perfekten Verbindung von Spitzen- und Breitensport längst zu einem Markenzeichen geworden und damit zu einem wichtigen Baustein der Sportstadt Hamburg. Durch die Ausrichtung von fünf WM-Spielen hat die Stadt gerade erst wieder eindrucksvoll bewiesen, daß sie mit organisatorischer Präzision und dem Engagement unzähliger freiwilliger Helfer Sportereignisse von internationaler Bedeutung hervorragend organisieren kann. Deshalb sollten wir alle gemeinsam mit viel Selbstbewußtsein und Optimismus daran gehen, nach der WM jetzt auch Olympia nach Hamburg zu holen.

Der Brückenschlag zur Fußball-WM ist schon deshalb naheliegend, weil auch die Cyclassics in der Vergangenheit oft italienisch geprägt waren. Daß es bei zehn Austragungen seit 1996 schon fünf italienische Sieger gab, zeigt, wie wohl sich die Radprofis vom Apennin in Hamburg fühlen. Und nicht nur sie: Einen Sieg auf der "Mö", die für mich zu den schönsten und durch die vielen Zuschauer auch aufregendsten Zielgeraden zählt, hätte jeder Rennfahrer gern in seinen Palmarès verzeichnet.

Tragen wir nun also die Freude und Begeisterung, die die WM-Tage so besonders und einzigartig geprägt haben, weiter zum einzigen deutschen Eintagesrennen im ProTour-Kalender. Ich würde mir wünschen, daß das Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" auch am 30. Juli gilt. Und daß wir trotz aller Probleme, mit denen sich der Radsport gerade konfrontiert sieht, an die Zukunft dieses rasanten und schönen Sports glauben.

Ich wünsche den Vattenfall-Cyclassics gutes Gelingen, Fahrern und Zuschauern einen spannenden Verlauf und dem besten Pedaleur des bunten Pelotons den Sieg.